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Morgens 15.30 in Deutschland

Morgens 15.30 in Deutschland

Titel: Morgens 15.30 in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Werker
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die Stürmer von Hertha im gegnerischen Strafraum. Da ist aller Anfang schwer! Estragon ist für viele nichts weiter als ein bulgarischer Nationalspieler, Koriander klingt nach Eidechse – woher soll man’s auch besser wissen? Die Sicherung muss schon erst ein-, zweimal rausfliegen, bis man kapiert hat, dass die Metallkonserve in der Mikrowelle absolut nichts verloren hat! In der Regel ist für die Außenwelt schnell ersichtlich, dass du plötzlich für die eigene Verpflegung zuständig bist. Irgendwann fragen dich deine Tanten: „Junge, bist du aber dünn geworden! Hast du Magersucht?!“, und du antwortest: „Nein, ich hab nur zwei Herdplatten!“
Komfortabler geht’s in einer WG-Küche zu – allerdings machen mehr Bewohner auch mehr Schmutz. Im Normalfall befindet sich die klassische Studentenküche in einem toxischeren Zustand als das Endlager Gorleben. Ich kenne viele Studentenbuden, vor denen sich in regelmäßigen Abständen GreenpeaceAktivisten anketten. Nur zu Prüfungszeiten glänzt alles blitzblank! Das muss man selbst gesehen haben, sonst glaubt man’s nicht: Ein Student, der eigentlich am Schreibtisch sitzen und seine Hausarbeit fertig tippen müsste, räumt plötzlich auf, wischt und fängt an zu putzen, kurz: ist so ergiebig wie zehn Kärcher Hochdruckreiniger und 20 Flaschen Sagrotan zusammen! Wer das perfekte Verbrechen plant, sollte unbedingt einen Studenten im Prüfungsstress dabeihaben, der hinterher den Tatort feucht durchwischt: Eine Kernsanierung ist nichts gegen diese unbeschreibliche Putzwut – die Spurensicherung wird nicht den geringsten Krümel finden!
Für die Zeiten, in denen sich keiner deiner Mitbewohner oder du selbst im Prüfungsstress befindet, sei folgende Weisheit verinnerlicht: Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man’s einfriert!
Eine Welt für sich ist das Badezimmer. Wer schon mal eine von Kalk und Schimmel zerfressene Studentendusche gesehen hat, weiß: Eine Sturmflut ist nicht das größte denkbare Übel, das Wasser anrichten kann! Oder positiv formuliert: Die Feuchtbiotope der Regenwälder mögen bedroht sein – im subtropischen Klima des WG-Badezimmers können die exotischsten Lebensformen ungestört keimen und gedeihen. Hier unten in der Ecke wachsen rote Pilze, dort oben an der Decke wuchert etwas moosartig Grünes. Das Studentenbad ist ein intaktes Ökosystem, seit Jahren durch keine Eingriffe des Menschen gestört. Der einzige Schwamm, den das Badezimmer zu Gesicht kriegt, wächst unbemerkt im Toilettenkasten vor sich hin, bis er irgendwann den Deckel nach oben drückt, gleichzeitig die Stopp-Mechanik blockiert und am Ende das ganze Badezimmer überflutet ist. Was wiederum für eine natürliche Auslese innerhalb des WC-Biotops sorgt, denn entgegen der Annahme, die ihr Name suggerieren mag, können Silberfische nicht schwimmen!
Wenn wir über die neuen Gegebenheiten sprechen, auf die du dich im Studentenalltag einstellen musst, dürfen wir ein Thema nicht vergessen: deine Mitbewohner! Wichtigste Bezugsperson in der Kindheit ist der Fernseher, dann kommt der Game Boy, knapp gefolgt von den Eltern. Wir alle sind den Umgang mit Menschen in unserer häuslichen Umgebung also mehr oder weniger von klein auf gewohnt. Mit dem WG-Leben allerdings begibst du dich auf ein ganz neues, abenteuerliches Level der sozialen Gemeinschaft! Gegen die Eskapaden, die dir hier bevorstehen, wirken selbst die Exzesse im Hause Osbourne wie lahme Kaffeekränzchen.
WG-Mitbewohner – die Freakshow im Zimmer nebenan
In der Regel werden die Mitbewohner unterteilt in menschliche, tierische, pflanzliche sowie bakterielle Gruppen. Du hast also weit mehr Mitbewohner, als du auf den ersten Blick annehmen könntest, und nur die wenigstens davon zahlen pünktlich ihre Miete. Schauen wir uns an dieser Stelle diejenige Gruppe ein wenig genauer an, die häufig am meisten Probleme macht: die menschlichen Mitbewohner. Ihre Artenvielfalt ist wahrlich bemerkenswert! Hier kann dir wirklich alles begegnen! „Zu dumm“ oder „zu blöd“ waren Ausschlusskriterien fürs Wohnen, als man sich das Lehmdach über dem eigenen Kopf noch selbst töpfern musste. Diese Zeiten sind vorbei! Wohnen kann heutzutage jeder Depp, der in der Lage ist, ein Klingelschild auszutauschen.
Der Penible
Der Penible ist der Bürokrat unter den Mitbewohnern. Jeden abgeschnittenen Fußnagel, den er im Badezimmer findet, sammelt er ein, klebt ihn auf ein DIN-A4-Papier und heftet es ab. Der Penible erstellt den Putzplan,

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