Morgens 15.30 in Deutschland
verwaist, dann herrscht angenehme Ruhe. Oder beide sind da, dann geht’s zur Sache! Am Anfang kreischt nur der Lattenrost, aber das jede Nacht. Später fliegen bei den ersten aufkommenden Ehekrisen die „verbalen Fetzen“: Es wird gebrüllt und mit den Türen geknallt. Dann ist kurz trügerische Ruhe, bevor wieder der Lattenrost kreischt.
Wer gleich mehrere Pärchen in der WG hat, braucht keine Doku-Soaps mehr! Den ganzen Tag nur Gekeife und Gezeter und nachts ein Gebumse und Gestöhne, dass dir die Ohren abfallen. Für den Außenstehenden bedeutet das natürlich passiven Stress und Verminderung der Wohnqualität. Ein einziges energiegeladenes Pärchen kann durch seine Penetranz eine ganze Wohnung in Schutt und Asche legen. Ich habe schon Mietverträge gesehen, in denen stand: Haustiere und Pärchen verboten! Wer mal im Prüfungsstress eine Woche lang jede Nacht wach gelegen hat, weil die eigene Klausurphase dummerweise genau mit der Paarungszeit im Nebenzimmer zusammengefallen ist, wird sagen: „Völlig zu Recht!“
Fazit: Um mit der Situation klarzukommen, gibt es zwei Lösungen. Entweder du bist ein ausgeglichener Zeitgenosse und hast von Natur aus einen sehr festen Schlaf, oder – besser noch – du bist selbst Teil eines Pärchens!
Der Problembeauftragte
Der Problembeauftragte zieht Probleme magisch an. Wohnen ist für ihn kein Spaß, sondern ein Fulltimejob! Wenn er grad kein passendes Problem finden kann, macht er sich selbst eins. Er ruft eine WG-Vollversammlung ein, weil er diskutieren will, ob man nicht im Kühlschrank die Birne rausdrehen sollte, um Strom zu sparen. Und das ist sein voller Ernst! Der Problembeauftragte hat zu viel Zeit und keine Hobbys und beschäftigt sich deshalb ausführlich damit, die zwischenmenschlichen Komponenten des WG-Lebens in ihre Bestandteile zu zerlegen. Er weiß immer genau, wer grade wen nicht mehr lieb hat und warum. Er will einen festen Spielabend pro Woche einführen, um das Wir-Gefühl der WG zu stärken. Er platzt ohne Anzuklopfen ins Zimmer rein, wenn du dich gerade mal zurückgezogen hast, um dir in Ruhe von deiner Freundin die Spaghetti vom Bauch essen zu lassen. Leider lässt sich der Problembeauftragte nur schwer aus der WG entfernen, weil er es häufig ist, der den Mietvertrag abgeschlossen hat. Ob der Problembeauftragte häufiger weiblichen oder männlichen Geschlechts ist, darüber darf gestritten werden. Oft lautet die Antwort: keins von beidem so richtig! In jedem Fall hält er die ganze WG auf Trab. Da kann es vorkommen, dass du aus dem Urlaub zurückkommst und dein komplettes Zimmer steht im Flur, weil der Problembeauftragte festgestellt hat, dass im Badezimmer die Wände feucht sind, und deshalb einfach mal – ohne vorher nachzufragen – damit begonnen hat, in der gesamten WG die Tapete runterzureißen!
Fazit: Wer einen Problembeauftragten als Mitbewohner hat, braucht keine Feinde!
Der Abwesende
Die GEZ schaut öfter bei euch vorbei als der abwesende Mitbewohner. Über seinen aktuellen Aufenthaltsort lassen sich immer nur vage Vermutungen anstellen. Zuletzt soll er auf einem Festival in Großbritannien gesichtet worden sein, dort hat er angeblich eine Frau kennengelernt, mit deren kleiner Familie (zwei Kinder von drei verschiedenen Männern) er per Schiff nach Thailand übersetzen wollte – und dort verliert sich seine Spur. Die Miete der vergangenen Monate hat er vor zwei Wochen in bar per Luftfracht geschickt, kurz bevor der Problembeauftragte eine WG-Vollversammlung einberufen konnte, um einen endgültigen Beschluss in dieser Sache zu fassen. Ihr seid bei der Bank auf nicht besonders viel Gegenliebe gestoßen, als ihr mit der Schubkarre voll 100-Baht-Scheine (Gegenwert: 2,49 Euro) aufgekreuzt seid, aber klar ist: Wer die Miete zahlt, der ist vollwertiges Mitglied der WG – rausschmeißen ist also nicht drin! Allerdings habt ihr entschieden, die Lebensmittel, die der Abwesende im Kühlschrank zurückgelassen hat, nach einer Schonfrist von nunmehr sechs Monaten im WC beizusetzen. Seitdem muss man in der Küche nicht mehr ständig durch den Mund atmen. Ungelöst ist dagegen noch das Problem mit der Post des Abwesenden, die sich im Flur stapelt. Dummerweise hat er gleich drei Tageszeitungen abonniert! Sollte der Problembeauftragte mal wieder über Nacht die ganze Bude, das Treppenhaus und die Außenfassade in einer anderen Farbe streichen wollen, dürfte er jedenfalls keine Probleme damit haben, den Fußboden abzudecken!
Abwesender Mitbewohner
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