Morgens 15.30 in Deutschland
die seine Gedanken lesen wollen. An guten Tagen trägt er auch eine Hose. Aber die guten Tage sind eher selten geworden, seit seine Kröte „Herr Kampmann“ weggelaufen ist. Was er allerdings nicht weiß – und ihr habt auch darauf verzichtet, es ihm mitzuteilen: Eine Mitbewohnerin hat „Herrn Kampmann“ auf der Suche nach einem verloren gegangenen Ring zufällig eingeklemmt und vertrocknet hinterm Herd wiedergefunden. Da der Freak schon im Normalzustand – falls man davon sprechen kann – unberechenbar ist, wolltet ihr nicht riskieren, dass er wegen der schlechten Nachricht vollkommen durchknallt!
Eigentlich sind Haustiere in der Wohnung ja auch verboten, ihr seid euch jedoch ziemlich sicher, dass der Freak in seiner Wohnhöhle noch viel ausgefallenere Tierarten als „Herrn Kampmann“ hält ... Doch bis jetzt hat sich noch niemand dazu bereit erklärt, das Zimmer des Freaks ohne ABC-Schutzanzug zu betreten, um mal nachzusehen. Nachts dringen sonderbare Klopf- und Sägegeräusche aus dessen Zimmer, die eure Neugierde zusätzlich befeuern. Aber ihr könnt nur vermuten, was der Freak da hinter verschlossener Tür bastelt. Die Tür zu öffnen wäre zu riskant. Ihr müsst das Schlimmste befürchten: Sprengfallen, Selbstschussanlagen mit Giftpfeilen oder lebensgroße Pappaufsteller von Daily-Soap-Darstellern.
Legendär sind die Auftritte des Freaks auf WG-Partys, die nur schleppend anlaufen: Neben den „selbstmörderischen Körperkrämpfen“ und Zuckungen, die der Freak in stocknüchternem Zustand auf der Tanzfläche darbietet, wirken selbst unbeholfene Kopfnicker wie Turniertänzer. Wo der Freak vorbeifegt, ist kein abgestelltes Glas sicher! Ruck, zuck ist Stimmung in der Bude – bis der Freak den Fehler macht und zu Hochprozentigem greift! Entgegen den schlimmsten Befürchtungen habt ihr festgestellt: Alkohol hat auf den Freak eine Wirkung wie auf einen Dreijährigen. Von der einen auf die andere Sekunde bekommt er große Augen und rote Wangen, wird ganz still und will auf den Arm genommen werden. Dann schläft er friedlich ein – und hat endlich für ein paar Stunden „Herrn Kampmann“ und die Aliens vergessen.
Fazit: Der Freak ist ein entfesseltes Naturschauspiel! Wer nicht gut mit Kindern kann, hat endlich die Chance, am Freak ausgiebig zu üben!
Der Fremde
Die Gattung des fremden Mitbewohners ist im Normalfall nur in größeren WGs anzutreffen, da Bedingung für die Existenz des Fremden ist, dass er nicht auf Anhieb als solcher erkannt wird. Der Fremde liegt irgendwann in der Küche auf der Couch, wenn du nachts nach Hause kommst. Am nächsten Morgen liegt er immer noch da. Du vermutest, dass er zu irgendeiner deiner Mitbewohnerinnen gehört, die ihn nach einem Krach aus dem Zimmer geschmissen hat. Deine Mitbewohnerinnen vermuten dasselbe von den jeweils anderen Mitbewohnerinnen. Oder es ist der Kumpel eines Mitbewohners – und dass man da nicht zu zweit im Bett pennt, ist ja (außerhalb von Köln) nicht verwunderlich.
Dann ist der Fremde plötzlich spurlos verschwunden, genau wie dein letzter Joghurt aus dem Kühlschrank. Dafür taucht der nächste Typ auf, dessen Herkunft und Zugehörigkeit ungewiss ist. Er sitzt mit einem Bier im Wohnzimmer vor dem Fernseher und grüßt freundlich, als du einen Blick hineinwirfst. Irgendjemand, der bei irgendeinem anderen zu Besuch ist, vermutest du und löschst den Typ aus deinem Gedächtnis. Er fällt dir erst wieder ein, als der neu gekaufte Joghurt futsch ist!
Je nachdem, wie groß deine WG ist, kann mit der Zeit die Zahl der immer neu auftauchenden Fremden weiter zunehmen, bis du irgendwann gar keinen mehr kennst und selbst zum Fremden in deiner eigenen WG geworden bist! In diesem Fall bleibt dir nur eins: Greif dir so viel Joghurt aus dem Kühlschrank, wie du tragen kannst, und mach die Biege – bevor du als Fremder enttarnt wirst!
Fazit: Fremde stören nicht weiter, solange sie dir in der Straßenbahn begegnen oder im Park den Mantel vor dir öffnen. Sobald sie aber damit anfangen, nachts in dein Zimmer zu kommen und die Stereoanlage abzubauen, musst du einschreiten!
Das Pärchen
Manche Mitbewohner stellen sich alleine vor, ziehen dann aber zu zweit in die WG ein. Handelt es sich dabei um einen Fall von schizoider Persönlichkeitsstörung, helfen Medikamente, handelt es sich hingegen um ein frisch verliebtes Pärchen, hilft nur Ohropax! Das Pärchen ist wie die Wildecker Herzbuben: man kriegt es nur im Doppelpack zu Gesicht. Entweder das Zimmer ist
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