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Morgens 15.30 in Deutschland

Morgens 15.30 in Deutschland

Titel: Morgens 15.30 in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Werker
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drei ... Die GEZ-Schreiben sammeln sich in deinem Briefkasten schneller an als die gerichtlichen Vorladungen im Briefkasten von Franjo Pooth! Ich wollte diese unaufhörliche schriftliche Belästigung irgendwie in den Griff kriegen und hab mal einen Aufkleber am Briefkasten angebracht: „Keine Zeitung. Keine Werbung. Keine GEZ!“ Hat nix genützt.
GEZ ABWIMMELN:
Wenn die GEZ tatsächlich vor der Tür steht, ganz wichtig: Cool bleiben, komplett dumm stellen und jede Frage des GEZ-Vollstreckers langsam wiederholen – das schafft Zeit, sich die passenden Antworten zu überlegen:
„Guten Tag!“ ...
„Nein, ich habe keine anzumeldenden Geräte in meinem Haushalt. Das einzige meldepflichtige Gerät, das hier ab und zu vorbeischaut, ist meine Freundin aus Polen, haha, aber die ist grad bei ihrer Lerngruppe!“ ...
„Das glauben Sie mir nicht? Wieso?“ ...
„Nein, das ist keine Fernbedienung in meiner Hand, das ist eine Cola-Flasche! ...
„In der anderen Hand meinen Sie? Nein, das ist auch keine Fernbedienung, das ist eine ... okay, jetzt ham Sie mich erwischt, das ist eine Fernbedienung, aber die ist für die, äh, die ist für die Rollos!“ ...
„Sie können von hier aus sehen, das da gar keine Rollos an den Fenstern sind? Das ist richtig, die Rollos sind auch nicht vor den Fenstern, sondern, äh, die Rollos sind vor der Küchenzeile! Praktisch, was?!“ ...
„Ob Sie kurz reinkommen dürfen? Äh, das is grad schlecht!“ ...
„Warum es grad schlecht ist? ... Äh, weil die Rollos vor der Küchenzeile nicht runtergelassen sind! Den Anblick will ich Ihnen nicht zumuten!“ ...
„Dann soll ich eben kurz mit der Fernbedienung die Rollos runterlassen? Äh, das geht nicht, äh, weil, äh, die Batterien sind leer! ... Ich wollte auch grade los, neue kaufen, jetzt sofort! Ich kann Sie leider nicht reinlassen, ich bin spät dran: Ich muss weg!“
Stadtwerke
Wenn dir plötzlich schwarz vor Augen wird, war die aufgemachte Sahne Jahrgang ’98 doch kein so edler Tropfen, wie dir der marokkanische Gemüsehändler vorhin versichert hat – oder die Stadtwerke haben dir den Saft abgedreht. Jetzt siehst du die Hand vor Augen nicht, was ja rein optisch dem Zustand vieler Studentenbuden erst mal zugutekommt. Da stellt sich die Frage: Das bisschen Strom, komm ich nicht auch ohne aus? Ravioli mach ich eh nie warm, Telefon geht ja noch – für den alten Apparat mit Wählscheibe brauch ich keinen Strom –, und im Fernsehen läuft eh nur Mist, passt! Spätestens wenn du realisierst, dass der Rechner ohne Strom bedeutend länger zum Hochfahren braucht als ohnehin schon, überlegst du: Warum drehen mir die Penner einfach ohne Vorwarnung den Saft ab?! Nun, deine Verärgerung ist absolut verständlich! Nur haben dir „die Penner“ wahrscheinlich mehr als eine Vorwarnung geschickt – die Briefe sind in der GEZ-Lawine in deinem Briefkasten bloß komplett untergegangen! Die Stadtwerke sind ein knallharter, unnachgiebiger Gegner. Sie sitzen am längeren Hebel. Und den haben sie bereits umgelegt, deshalb riecht der Kühlschrank jetzt noch übler als vorher. Der Käse, die Salami, der Joghurt – alle sterben einen qualvollen Hitzetod, doch die Stadtwerke lässt das kalt. Da helfen auch keine halbherzigen Mitleidsappelle: „Wie soll ich denn überweisen, wenn Sie den Strom nicht wieder einschalten?“ ...

    Romantik muss nicht teuer sein: Einfach die Stadtwerkerechnung nicht bezahlen!
„Was soll ich machen? Nicht online überweisen? Wissen Sie, wie weit die nächste Post weg ist?! Und wie früh die schon zumachen???!!!!“
Abgabetermine
Um es kurz zu machen: Abgabetermine sind hinterhältige Bastarde! Von allen natürlichen Feinden des Studenten werden sie am häufigsten unterschätzt. Wenn sie noch weit weg sind, wirken sie harmlos, stören nicht weiter und lassen sich wie andere kleine Nebensächlichkeiten des Alltags – Geburtstage von Verwandten, Müllabfuhrtermine, Blut im Stuhl – relativ leicht ignorieren. Auf der Titanic war aus zehn Kilometern Entfernung von dem Eisberg auch nicht mehr zu erkennen als ein friedliches, mattes Glänzen am Horizont.
Ab 30 verbleibenden Tagen bis zur Deadline beginnst du dann erstmals damit, die Sache durchzurechnen. Ganz entspannt natürlich, kein Stress, keine Panik auf der Titanic! Bei einer 40-seitigen Hausarbeit machst du folgende todsichere Rechnung auf: Noch 30 Tage, das bedeutet, ich muss pro Tag lächerliche 1,33 Seiten schreiben. Ich bin diszipliniert, wenn ich es sein will, kein

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