Morgens 15.30 in Deutschland
Thema, das krieg ich hin!
Zehn Tage später rechnest du zur Sicherheit noch mal nach: Noch 20 Tage, das bedeutet, ich muss jetzt täglich lächerliche zwei Seiten schreiben, das ist ’ne runde Sache, umso besser, wär ja auch viel zu schwierig gewesen, immer genau eine und ’ne drittel Seite zu schreiben! Bruchrechnen war noch nie mein Ding – läuft!
Zehn Tage vor dem Abgabetermin sind es vier Seiten pro Tag, jetzt gehst du langsam, aber sicher auf Kollisionskurs. Es wird Zeit, sich nach einem Arzt umzusehen, der dich wegen der beiden eingewachsenen Barthaare für zehn Tage krankschreibt, dann bist du wieder bei zwei Seiten täglich, alles easy-pisi!
48 Stunden vor dem Abgabetermin: Du hast nirgendwo einen Arzt auftreiben können, der sich auf die krumme Nummer einlässt. Der Prof ist ein Genauigkeitssadist und hat dir mitgeteilt, dass die Deadline nicht verhandelbar ist! Du trinkst eine Kanne Kaffee und machst mit kühlem Kopf eine neue Rechnung auf: Nicht mal eine Seite pro Stunde! Pah, lächerlich! Du hüpfst erst mal acht Stunden auf deinem Bett herum, um von der Kanne Kaffee runterzukommen und auf eine Seite stündlich aufzurunden – das Allerletzte, was du jetzt brauchen kannst, ist Bruchrechnen!
24 Stunden bis zum Ablauf des Ultimatums ... An sich bist du ein cooler Typ, hast die Tricks alle drauf, machst auch schon mal gerne ’ne Plombe im Zahn mit dem Kronkorken auf und so weiter, doch jetzt kommt langsam der Speedy Gonzales durch! Deine Pumpe schlägt schneller als die Faust von Chuck Norris – aber du hast endlich angefangen zu schreiben! Jetzt ist es ein reiner Wettlauf gegen die Zeit! Nur du und der Computer. Du verschmilzt mit der Tastatur, noch zwölf Stunden ... auf den ersten Tasten lösen sich die Buchstaben auf, noch sechs Stunden ... du schreibst jetzt schneller auf der Tastatur als deine Freundin SMS auf dem Handy, noch eine Stunde ... du hast 30 Seiten produziert! Respekt, das ist mehr als ein Quizshowanrufer in seinem ganzen Leben liest! Plus Deckblatt, drei Seiten Inhaltsverzeichnis und sieben Seiten erfundene Quellenangaben – fertig ist das Ding! Noch zehn Minuten! Ausdrucken, mit dem Taxi zur Uni, abgeben und ... geschafft!!! Bleiben am Ende sogar zwei Minuten und 30 Sekunden übrig. So viel Zeit hätte auch genügt, um die Titanic haarscharf am Eisberg vorbeizusteuern. Es geht doch nichts über ein gutes Zeitmanagement!
Digitale Anmeldesysteme
Von der Existenz eines digitalen Anmeldesystems („Was für ein Anmeldesystem?“) erfahren viele erst, wenn sie im Seminar sitzen und nicht auf der Liste stehen („Was für eine Liste?“). Sind die Scharlatane aufgeflogen, die sich offensichtlich nicht ordnungsgemäß angemeldet haben, wird man Zeuge eines Schauspiels, bei dem sich den Universitätsgründern der Magen umdrehen dürfte: Die Studenten werden allesamt des Raums verwiesen!
Die unbeschwerten Tage, an denen jeder Student jede Vorlesung besuchen konnte, wie und wann er wollte, sind gezählt! Heute herrscht Anwesenheitspflicht, alles ist bis auf die Raucherpause genau durchstrukturiert und teilnehmen darf nur, wer das „tricky“ Anmeldesystem im Uni-Intranet geknackt hat – ein schweißtreibendes Unterfangen, gegen das die Eroberung von Troja anmutet wie eine Schnitzeljagd! Die Anmeldelabyrinthe sind von Uni zu Uni unterschiedlich, aber in der Regel so vorsintflutlich konzipiert, dass die Suche nach dem Bernsteinzimmer Erfolg versprechender erscheint als die nach dem richtigen Seminar! Hast du endlich gefunden, wonach du suchst, heißt es, abwarten und Tee anbauen – denn in der Regel wirst du erst kurz vor Semesterbeginn darüber in Kenntnis gesetzt, ob deine Anmeldung erfolgreich war. Falls nicht, hast du leider die Arschkarte gezogen. Dann heißt es für dich im nächsten Semester: neues Spiel, neues Glück!
Die Amokgefahr an deutschen Hochschulen wird von Experten derzeit auf etwa 1,85 Prozent geschätzt. Das klingt nicht besonders hoch. Dazu muss man jedoch sagen: Vor der Einführung der digitalen Anmeldesysteme lag die Schätzung bei 0,0 Prozent!
Kontoauszug
Einer der bekanntesten natürlichen Feinde des Studenten. Bei den meisten Kommilitonen ist das Blatt Papier mehr wert als die Summe, die darauf gedruckt ist. Der passende Spruch dazu lautet: „Warum ist am Ende des Geldes immer noch so viel Monat übrig?“ Natürlich verhält es sich mit dem Kontostand wie mit der Außentemperatur: es gibt einen realen und einen gefühlten! Und der gefühlte liegt immer über dem
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