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Morgens 15.30 in Deutschland

Morgens 15.30 in Deutschland

Titel: Morgens 15.30 in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Werker
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und ich (v. l. n. r.)
Fazit: Alles in allem ist der Abwesende ein umgänglicher Mitbewohner. Nie hat er die Musik zu laut aufgedreht, nie lässt er die Kaffeemaschine an – dafür putzt er allerdings auch nie das Klo!
Unterm Strich kann man festhalten: Wer Mitbewohner hat, dem wird’s so schnell nicht langweilig! Wo gewohnt wird, da fallen Späne, und wer die wieder wegmacht, will erst mal ausdiskutiert sein! Eine bunte Mischung an Mitbewohnern ist am Anfang schon etwas Ungewohntes. Klar ist aber auch, dass man sich mit der Zeit arrangiert, Gemeinsamkeiten entdeckt, zusammenwächst und am Ende nicht selten zu richtig guten Freunden wird. Und die braucht man dringend! Um sich beispielsweise nicht so alleine zu fühlen im erbarmungslosen Kampf gegen:
Die natürlichen Feinde des Studenten
Noch nicht allzu lange ist es her, da konnte man bedenkenlos die Nivea Creme verputzen, den Hamster mit dem Feuerzeug enthaaren oder mit der Geflügelschere nachschauen, wie der Teddybär von innen aussieht – und dann einfach unschuldig auf den kleinen Bruder zeigen, wenn es Ärger gab. Das ging in den meisten Fällen gut, nur anfangs noch nicht: „Nein, David, dein kleiner Bruder hat den Teddy bestimmt nicht halbiert. Er ist erst sechs Wochen alt!“ Bei Problemen in der Nachbarschaft: „Ihr Junge hat zu unserem Jungen gesagt, er hätte eine nackte Frau geküsst!“, bei Prügeleien auf dem Spielplatz: „Nicht mit der Schüppe, David, das tut dem Pitbull auch weh!“, bei Stürzen mit dem zu großen 20-Zoll-BMX-Rad: „Kopf hoch, Junge, sind ja nur Milchzähne!“, lief man einfach nach Hause, dann gab’s ein Pu-der-Bär-Trostpflaster, und die Sache war erledigt! Oh, du süße, sorgenlose Zeit!
Heute, als Student, da sich deine übelsten Feinde nicht mehr einfach dadurch vertreiben lassen, dass du nachts das Licht brennen lässt, müssen ganz neue Strategien her! Schließlich stehst du nun alleine, ohne Mutti und Plastikschüppe, einer ganz anderen Kategorie von Gegnern gegenüber ...
NC
Der Numerus clausus ist ein kleiner, gemeiner Wicht, von dem du meistens erst dann Notiz nimmst, wenn es bereits zu spät ist. Er taucht am Ende deiner Schulzeit plötzlich auf und macht dir einen Strich durch die Rechnung. Das besonders Gemeine daran: Der NC ist wie ein Spitzname. Hast du dir erst mal einen eingefangen, wirst du ihn dein Leben lang nicht mehr los! Besser ist also: Du findest deinen NC okay! Damit das passiert – also am Ende ein passabler NC auf dem Zeugnis steht –, musst du auf besondere Hilfsmittel zurückgreifen. Bei vielen ist der NC am Ende trotzdem nur durchschnittlich, weil der Voodoo-Zauber irgendwie nicht richtig funktioniert hat, die Opfergaben zu spartanisch ausgefallen sind, die Wundertränke falsch gemixt waren oder einfach, weil der Lehrer alle Spickzettel entdeckt hat.
GEZ
Die Gebühreneinzugszentrale ist ein Anti-Robin-Hood: Sie nimmt das Geld der armen Studenten und gibt es den reichen, öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten! Und die haben dann nichts Besseres zu tun, als mit dem riesigen Berg Kohle Horrorformate zu produzieren wie „Feste der Volksmusik“ oder „Waldis WM-Club“! Eigentlich müsste man deshalb mal wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Den Haag vor Gericht ziehen! Wo ist der Studentenprotest, wenn man ihn wirklich braucht? Aber es geht noch weiter: Wer glaubt, die Zeiten der Bespitzelung und des allgemeinen Misstrauens seien in Deutschland vorbei, der irrt. Die Paranoia geht weiter, der GEZ sei Dank! Insofern du kein Bafög erhältst und dadurch von den GEZ-Gebühren befreit bist, musst du ständig auf böse Überraschungen gefasst sein: Schreck lass nach, wer hat da grade an der Tür geklingelt? Ist es die GEZ, haben sie mich gefunden? Oder ist es nur der Nachbar? Vielleicht arbeitet der ja für die?! Zögerlich gehst du zur Gegensprechanlage: „Jaaa ...?“ Keine Reaktion! In deinem Hirn pochen Fragen, auf die du keine rechte Antwort weißt: Beschatten sie mich? Warten sie unten, bis ich den Fernseher wieder anschalte? Sitze ich schon so gut wie in der Falle? Und vor allem: Seit wann habe ich eine Gegensprechanlage?!
Doch bevor es so weit kommt, dass du dich nicht mehr traust, in deiner eigenen Wohnung die Tür zu öffnen, bevor die GEZ persönlich vorbeischaut, werden dir ja erst mal jede Menge Vorboten gesandt. Die Abgesandten des Bösen kommen für gewöhnlich in Schwarz – hier flattern sie dir in Form lindgrüner Briefumschläge ins Haus. Erst einer, dann zwei, dann

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