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Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Titel: Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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sobald Becky mit einem jungen Mann ins Heu ging, dachte er, na dann...
    «Das ist nicht alles, bei weitem nicht. Danach hat sich Rose nämlich mit einer Schere auf diesen Kerl Roberts gestürzt.»
    «Mit einer Schere?» fragte Paps ungläubig.
    «Verdammt noch mal, ja. Hätte das arme Schwein fast umgebracht.»
    May sagte gedankenvoll: «Für einen Rechtsanwalt im Ruhestand ist dein Vokabular oft recht überraschend.» Opa blitzte sie wütend an. «Junge Frau, kritisiere bitte nicht mein Vokabular.»
    «Bitte nicht diesen Ton May gegenüber», sagte Paps.
    «Ich hab ihn nicht verführt», sagte Becky.
    «Du überraschst mich», sagte Paps.
    «Wie kann man nur etwas so Unmögliches zu seiner eigenen Schwester sagen», empörte sich Mummi.
    Paps wurde es ganz schwindlig. Er war offenbar außerstande, herauszufinden, wer auf wessen Seite war. «Wenn ihr meine Meinung hören wollt», erklärte er, «je schneller Becky unter die Haube kommt, desto besser.»
    Der alte Mann starrte ihn verblüfft an. Dann: «Wahrhaftigen Gottes, Jocelyn. Da hast du endlich mal etwas Vernünftiges gesagt. Becky, dieser junge Mann da von dir, glaubst du, er wird dich heiraten?»
    «Ich hab ihn zufällig noch nicht gefragt», sagte Becky kühl.
    «Na, dann wird’s aber höchste Zeit. Je eher du hier aus dem Haus bist, desto besser, ehe Rose dir etwas antut oder ich einen Nervenzusammenbruch kriege. Und wenn du ihn nicht fragst, tu ich es.»
    Opa und Becky sahen sich über den Tisch hinweg an. Becky hieb wütend mit der Faust darauf. «Was fällt dir ein? Willst du mich mit vorgehaltener Pistole zum Heiraten zwingen?»
    «Wenn’s sein muß, mit einer Kanone», sagte ihr Vater. «Jedenfalls heiratest du diesen jungen Mann, ehe es zu spät ist.»
    Gaylord, auf der Suche nach Proviant, kam an der Tür vorbei, zog sich seinen Schlafanzug hoch und überlegte, wie eine Hochzeit mit vorgehaltener Pistole aussähe. Vielleicht, dachte er, war das so ähnlich wie jene Hochzeit, die er einmal miterlebt hatte, als das Brautpaar unter einem Tor von gekreuzten Schwertern hindurchschritt; nur waren es in diesem Fall eben gekreuzte Pistolen. Das mußte wundervoll sein, besonders, wenn sie alle abgefeuert wurden. Es war ihm ganz unverständlich, daß Tante Becky dafür nichts übrig zu haben schien.
     

18
     
    Peter war ein guterzogener, liebenswerter junger Mann. Er verteilte seine Zuneigung zu ziemlich gleichen Teilen auf Becky und seinen Sportwagen. Und solange Becky lieb war, und das war sie stets, und solange das Auto flott dahinrollte, und das tat es stets, fand er die Welt und das Leben wundervoll.
    Es gab nur eines, was ihm gelegentlich Sorgen bereitete -die Vorstellung, daß er Beckys Feuerfresser von Vater fragen mußte, falls er einmal um ihre Hand anhalten wollte. Denn Peter hatte es immer darauf angelegt, dem alten Mann möglichst weit aus dem Wege zu gehen. Und der Gedanke, ihn tatsächlich aufsuchen und seinen Antrag vorbringen zu müssen, ließ Peter das Blut gerinnen.
    Als daher der alte Herr ihn bei seinem nächsten Besuch empfing und ihn wortlos in sein Arbeitszimmer dirigierte, war Peter höchst alarmiert. Opa schloß die Tür und sagte: «Setzen Sie sich, junger Mann. Ich habe etwas mit Ihnen zu bereden.»
    Peter hockte sich auf eine Stuhlkante. «Zigarre gefällig?» sagte Opa mit einem Lächeln, das er für freundlich hielt, was jedoch für Peters überanstrengte Phantasie eher wie das bösartige Grinsen auf einer afrikanischen Kriegsmaske wirkte.
    Opa reichte ihm Feuer. «Bin ich richtig informiert», begann er mit samtweicher Stimme, «daß Sie meine Tochter Becky heiraten wollen?»
    Trotz der samtweichen Stimme, mit der das vorgebracht wurde, erschien Peter diese Frage dynamitgeladen. «Also, also...» begann er.
    Wenn es etwas auf der Welt gab, was Opas Stimme den Samtton nehmen konnte, dann war es Unentschlossenheit. Unentschlossenheit bei Opa, und man war verloren. «Also wollen Sie oder wollen Sie nicht?» fragte er streng.
    «J-ja. Ja, Herr Pentecost.»
    «Na, dann zum Teufel, warum tun Sie’s nicht?» fragte Opa.
    Peter wurde durch diese unerwartete Frage so überrumpelt, daß es ihm die Sprache verschlug. Dann sagte er: «Sie... Sie meinen, ich habe Ihre Zustimmung?»
    «Und meinen Segen dazu, lieber Junge», sagte Opa und schien wieder die Freundlichkeit selbst.
    «Na so was. Das ist aber schrecklich nett von Ihnen, Herr Pentecost.»
    Opa stand auf. Er legte Peter seine Hand auf die Schulter. «Gehen Sie zu ihr, mein

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