Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung
Junge. Und machen Sie sie so glücklich, wie sie mich immer glücklich gemacht hat.» Seine Stimme zitterte. Er bedeckte mit der Hand seine Augen. Es war ihm gelungen, selbst in Rührung zu geraten.
Peter suchte Becky, die, elegant hingelagert, in einer Hängematte lag, und rief: «Becky! Dein alter Herr sagt, ich kann dir einen Heiratsantrag machen!»
Sie begann zu schaukeln. «Kann oder muß, Peter?»
«Na, kann natürlich.»
«Erzähl mir, was geschehen ist», sagte sie.
Er berichtete. «Also, dieser gerissene alte Gauner», sagte sie bewundernd.
Er setzte sich neben sie in die schaukelnde Hängematte. «Willst du mich denn heiraten, altes Mädchen?» fragte er schüchtern.
«Ja, natürlich will ich», sagte die warmherzige Becky.
«Und mir ist es egal, ob es Vaters Idee war oder nicht. Auf jeden Fall finde ich es eine prächtige Idee.»
Er war beleidigt. «Es war nicht seine Idee. Es war meine.»
«Aber natürlich, Liebling. Ich meine, sechs ist eine nette Zahl, findest du nicht auch?»
«Wieso?»
«Sechs Kinder, mein Schatz.»
Diesen Aspekt der Ehe hatte Peter bisher noch nicht beachtet. «Aber die bekommen wir doch nie alle in das Auto hinein, Becky.»
«Verkauf das Auto», sagte Becky. «Und kauf einen Omnibus.»
Das Auto verkaufen. Peter kam sich vor wie ein Mann, der im grellen Blitzschein plötzlich einen Abgrund vor sich sieht. Dann blickte er Becky an und entschied, daß es sich lohne, für jemand, der so hübsch und so reizend war wie sie, das Auto zu verkaufen und sogar lebenslänglich barfuß zu gehen. Was bei Peter wirklich allerhand bedeutete.
Mummi sagte zu Paps: «Stell dir vor, Gaylord soll auf Beckys Hochzeit die Schleppe tragen.»
Paps starrte sie an. «Na, ist das nicht ein bißchen riskant? Und was soll er anziehen? Ich möchte auf keinen Fall, daß er wie der kleine Lord Fauntleroy herausgeputzt wird.»
«Ich glaube, sie wollen ihn in einen Kilt stecken. Und da doch anscheinend eine deiner Urgroßmütter mütterlicherseits seinerzeit im Hochland verschiedene Blutbäder auf dem Gewissen hat, ist das also ja auch ganz in Ordnung.»
Papa war entzückt. Wie die meisten Engländer hielt er die Schotten für einen der komischsten, wenn auch vielleicht nicht feinsinnigsten Scherze des Allmächtigen. Doch wie alle Engländer mit einem Tropfen schottischen Bluts in den Adern erfüllte ihn das mit Stolz; er träumte heimlich davon, mit einem Kilt angetan, bis zu den Knöcheln durch das Heidekraut zu waten. «Im Kilt? Soso», sagte er. «Ja, ja, das finde ich sehr passend.»
Gaylord auch. Er war begeistert. Am Morgen der Hochzeit rannte er mindestens fünfzehnmal aufs Klo, so erregt war er über die ihm bevorstehende Aufgabe. Trotzdem war er auf die Minute pünktlich, das Haar sauber zurückgebürstet, und der Hals war frisch gewaschen. Mummi traute ihren Augen nicht. Sie betrachtete ihn prüfend, fand aber nichts an ihm auszusetzen. «Was hast du in deinem Sporran?» fragte sie. Sie w'ußte, daß sich in dieser Ledertasche alles befinden konnte, von einer toten Maus bis zu einem Viertelpfund klebriger Bonbons. Aber Gaylord fischte in der Tasche herum und hielt einen Sixpence in die Höhe. «Nur was für die Kollekte, Mummi», sagte er artig.
Paps kam herein und versuchte krampfhaft, den Eindruck zu erwecken, als fühle er sich in Frack und grauem Zylinder genauso wohl wie in Sportjackett und Flanellhosen. Gaylord sah ihn ehrfürchtig und bewundernd an. «Mummi», staunte er, «sieht Paps nicht prima aus?»
«Ja», sagte Mummi kurz angebunden. Sie fand sich selber auch recht passabel aussehend, aber niemand hatte daran gedacht, das zu erwähnen.
Rose kam herein, noch ganz verschlafen, in einem soliden Tweedkostüm und mit einem Hut, der soviel weiblichen Charme besaß wie der Sturzhelm eines Motorradfahrers. «Hallo, Rose, Liebes», sagte Mummi und streckte ihr lächelnd die Hände entgegen.
«Hallo, May», sagte Rose.
«Kopf hoch, altes Mädchen», sagte Paps und legte seinen Arm um ihre Schultern.
Opa platzte herein, blieb aber beim Anblick seiner ältesten Tochter wie angewurzelt stehen. «Großer Gott, Rose. Wir gehen doch zu keiner Beerdigung.»
«Also wirklich, um Himmels willen», sagte Paps.
«Mach dir nichts draus, Herzchen», sagte Großtante Marigold. «Der Richtige kommt eines schönen Tages auch zu dir.»
Paps blickte Rose ins Gesicht. Mein Gott, sie ist wirklich tapfer, dachte er. Um ihr weitere Qualen zu ersparen, sagte er: «Kommt. Wir müssen
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