Morgenstadt - wie wir morgen leben
den aktuellen Aufnahmen vergleichen. Mit diesem System können die Krankenhäuser in der Stadt der Zukunft gut arbeiten: Die Patienten in der Morgenstadt müssen also nicht mehr ihre Röntgenbilder von einem Arzt zum nächsten tragen oder in Sorge sein, dass ihr Arzt nicht alle Befunde kennt.
Insgesamt wird künftig die Kommunikation zwischen Patient, Arzt und Klinik, aber auch innerhalb der Gesundheitssysteme selbst wesentlich einfacher ablaufen als heute. Das liegt daran, dass Experten dann Schnittstellen zwischen den heute noch existierenden unterschiedlichen EDV-Systemen geschaffen haben und elektronische Normen und Plattformen zur Verfügung stellen, mit denen sich alle verständigen können. Dann wird es beispielsweise auch möglich sein, die Krebsnachsorge zu vereinfachen, weil Patienten regelmäßige Bluttests zu Hause durchführen können und die Daten online zum Arzt oder in die Klinik gelangen.
Dazu haben Dr. Thomas Velten und Stephan Kiefer vom IBMT und ihre Teams in Kooperation mit 30 Forschergruppen aus Europa und Australien ein neues Labordiagnostikkonzept SmartHEALTH entwickelt, mit dem sich viel Zeit sparen lässt. „Das Ziel dieses EU-Projekts war es, eine innovative Diagnosetechnik zu erarbeiten, die dort eingesetzt werden kann, wo die Patienten sind – nämlich in Arztpraxen und Krankenhäusern oder sogar zu Hause. Die Technik lässt sich leicht bedienen und liefert Ergebnisse, die sowohl online abrufbar als auch in die IT-Systeme von Krankenhäusern integrierbar sind.“
Vier Jahre lang hatten Medizin- und Nanotechniker, Biomediziner, Chemiker, Elektroingenieure und Softwarespezialisten getüftelt, Anfang 2011 war der Prototyp des „All-Inclusive“-Systems fertig. Es macht viele Arbeitsschritte überflüssig, die bisher unumgänglich waren: den Transport der Blutprobe zum Großlabor, die Aufbereitung der Proben, die Auswertung der Daten in einem externen Rechner. Die SmartHEALTH-Forscher haben in ihr Minilabor eine komplette Analytik eingebaut – von der Probenaufbereitung bis hin zur Vervielfältigung von Gensequenzen. Alle Prozesse laufen automatisch ab: Der Nutzer muss nur noch die Einwegkartusche für die gewünschte Untersuchung einlegen und das Programm starten. Eine halbe Stunde später liegt das Ergebnis vor.
HYDRA – DIE ELEKTRONIK PASST AUF
Eine häufig auftretende, aber meist unterschätzte Krankheit ist hoher Blutdruck. Kaum jemand, der darunter leidet, hat Zeit oder Lust, ständig zum Arzt zu gehen. Trotzdem müsste er eigentlich kontinuierlich unter Beobachtung bleiben. Aus diesem Grund wäre es ratsam, dass der Arzt die Gesundheitswerte des Patienten jede Woche überprüft und ihm Ratschläge gibt, was weiter zu tun ist. Aber ein solches Vorgehen ist illusorisch angesichts der knappen Termine von Arzt und Patient, außerdem wäre es viel zu teuer.
Um trotzdem die Kommunikation zwischen Patienten und Arzt aufrechtzuerhalten, haben Fraunhofer-Forscher im Rahmen des EU-Forschungsprojekts Hydra eine Software entwickelt, die es erlaubt, den Kontakt elektronisch und automatisch zu halten. Sie stellt die Middleware dar, die die Vielzahl unterschiedlicher Rechnereinheiten, die in intelligenten Umgebungen zusammenwirken, zur sinnvollen und fehlerfreien Zusammenarbeit kombiniert. „Der zentrale Computer verschwindet, an seine Stelle treten viele kleinste elektronische Einheiten, die zusammenarbeiten“, erklärt Dr. Markus Eisenhauer vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT in Sankt Augustin. „Die Hydra-Plattform gewährleistet die Kommunikation auch zwischen Systemen ganz unterschiedlicher Hersteller. Damit können sich Entwickler auf die eigentliche Implementierung der Anwendung konzentrieren, ohne Zeit für grundlegende Aufgaben aufzuwenden, etwa für das Verbindungsmanagement oder die Entdeckung und Adressierung der eingesetzten Sensoren und Geräte.“
Im Falle von Bluthochdruck sorgt Hydra in einem Überwachungs- und Ratschlagsystem dafür, dass EKG-Werte, Gewicht und Blutdruck ständig elektronisch kontrolliert werden. Sollte der Patient einmal vergessen, eine der regelmäßigen Messungen vorzunehmen, erinnert ihn sein Telefon daran. Das System meldet alle Werte mit Hilfe eines Reporting-Systems an die mobile Zentrale. Diese kann entweder ein Handy, ein PDA, ein Smartphone, ein Organizer oder ein Pocket-PC sein. Jederzeit hat der Patient so den Überblick über seine gesammelten Werte und kann Ausreißer sofort erkennen. Je nach seinem Zustand
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