Morgenstadt - wie wir morgen leben
Herzbeschleunigung und GPS-Daten. Die Sensoren sind leicht anzubringen, 24 Stunden tragbar, und die Elektronik verbraucht wenig Energie. Sogar das Körpergewicht kann man erfassen. Das ist bei einer Erkrankung wie etwa Herzinsuffizienz unerlässlich, denn eine Veränderung des Gewichts kann auf gefährliche Wassereinlagerungen hindeuten. Die Wissenschaftler benutzen dazu die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA). „Sie ist eine Methode zur Bestimmung der Körperzusammensetzung, speziell des Wasserhaushalts des Menschen, und wird heutzutage kommerziell in Körperfettwaagen zur Ermittlung des Körperfettanteils angewendet“, so Hoffmann.
Die ermittelten Werte werden dann an PC, Smartphone oder an den betreuenden Arzt gesendet. Das bedeutet Bewegungsfreiheit für den Patienten und damit größere Lebensqualität, ermöglicht gleichzeitig aber auch einen schnellen Zugriff auf die Daten und kurze Reaktionszeiten in Gefahrensituationen. IBMT-Forscher haben außerdem multifunktionale Antennen entwickelt, die gleichzeitig als Elektroden dienen. Sie sind so klein, dass man sie immer tragen kann. Die Antennen funken bei einer Frequenz von 2,4 Gigahertz, können biomedizinische Daten übertragen und induktiv aufgeladen werden. In ihr Zentrum lassen sich unterschiedliche elektronische Sensoren einbauen.
BEFUNDE SEKUNDENSCHNELL IN DER ARZTPRAXIS
Ist eine langwierige Behandlung nötig, wie etwa bei Darmkrebs, sollten alle Beteiligten so eng wie möglich zusammenarbeiten und aktuelle Informationen erhalten. Zu diesem Zweck haben verschiedene Kliniken sowie die Deutsche Krankenhausgesellschaft einegemeinsame Initiative gestartet und das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST beauftragt, einen Standard für den Datenaustausch zwischen verschiedenen medizinischen Einrichtungen zu entwickeln. So entstand die elektronische FallAkte (EFA). 73 Mehr als 35 Krankenhäuser, Universitätskliniken und Krankenhausketten sind inzwischen Mitglieder geworden, das entspricht mehr als einem Viertel aller Krankenhausbetten in Deutschland. „Mit dieser Organisation können wir mit gebündelter Kraft die Forderung der Leistungserbringer nach sektorübergreifender Kommunikation formulieren und durchsetzen“, so Volker Lowitsch, erster Vorsitzender des EFA-Vereins und IT-Direktor des Universitätsklinikums Aachen.
„Ziel der EFA ist es, Informationen über Patienten schneller und effizienter zwischen niedergelassenen Ärzten und Kliniken auszutauschen, um die Kranken bestmöglich behandeln zu können und beispielsweise teure Doppeluntersuchungen zu vermeiden“, erklärt Dr. Wolfgang Deiters vom ISST. Seit März 2010 hat beispielsweise das Städtische Klinikum München EFA in den beiden Darmzentren Neuperlach und Bogenhausen als Pilotprojekt im Echtbetrieb erfolgreich getestet.
Ganz bewusst stand in diesem Projekt ein komplexes Krankheitsbild im Fokus – der Darmkrebs. Die Darmzentren am Städtischen Klinikum München arbeiten seit Jahren eng mit ambulanten Fach- und Hausärzten zusammen. Als EFA-Partner gewann das Klinikum vier Gastroenterologen, einen Facharzt für Allgemeinmedizin mit Schwerpunkt Endoskopie, zwei Strahlentherapeuten und einen hausärztlich tätigen Allgemeinmediziner. Damit bezieht das Pilotprojekt die gesamte Behandlungskette mit ein. Mit der mehrstufigen EFA-Sicherheitsarchitektur erfüllt die Münchner Lösung sämtliche Anforderungen an den Datenschutz und die Datensicherheit in diesem sensiblen Bereich.
Das Hauptaugenmerk in der Pilotphase lag auf dem Informationsfluss: Wichtige Informationen über ihre Patienten brauchen Ärzte möglichst schnell, wenn der Patient in die Sprechstunde oder in die Klinikaufnahme kommt. Bislang musste der Arzt dann oft zum Telefonhörer greifen, wenn beispielsweise ein Laborbefund noch mit der Post unterwegs war oder der Patient den Arztbrief vergessen hatte. Immer wieder waren auch Doppeluntersuchungen nötig, weil der Befund nicht rasch genug beschafft werden konnte. Weiljeder behandelnde Arzt über die Fall-Akte auf sämtliche Verordnungen und weitere notwendige Behandlungsschritte zugreifen kann, wird die Behandlung für den Patienten deutlich reibungsloser.
Ein Beispiel aus der Praxis: Bei einem Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs müssen regelmäßig die Lunge und andere innere Organe auf Metastasen untersucht werden. Mithilfe der EFA kann der behandelnde Arzt mit wenigen Mausklicks ältere Röntgenbilder aus der Klinik auf seinen Bildschirm holen und mit
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