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Morgenstadt - wie wir morgen leben

Morgenstadt - wie wir morgen leben

Titel: Morgenstadt - wie wir morgen leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joerg Bullinger
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Welt immer uniformer werden: „Auch in Hefei gibt es die großen Ketten wie Walmart oder McDonald’s, ebenso wie luxuriöse Shopping Malls, in denen teure Waren angeboten werden, oft teurer als in Deutschland. Und unter Staus und Parkplatznot leidet man hier genauso wie in anderen Metropolen.“
    Nachdem es gelungen war, das Vertrauen der chinesischen Partner zu erringen, gingen die Arbeiten zügig voran, beispielsweise die Kommunikation zwischen Taxis und Informationspunkten der Verkehrsleitzentrale: Bis Ende 2012 sollen 8000 Taxis in Hefei mit Sensorsystemen ausgerüstet sein, um ständig die aktuelle Verkehrssituation zu erfassen. Die Fahrzeuge funken rund um die Uhr ihre aktuelle Position zur Zentrale. Dort werden die „Floating-Car-Data“ kombiniert, ausgewertet und zu einem kompletten Bild des momentanen Zustands zusammengefügt. Diese Informationen bilden dann auch die Grundlage für die Simulationen zur Luftreinhaltung. Die hier entwickelten stadtplanerischen Instrumente lassen sich später gut auf ähnliche Großstädte übertragen und könnten für die beteiligten Partner zum Exportschlager werden.
IM SCHNECKENTEMPO DURCH LONDON
    Unter Verkehrsproblemen leiden so gut wie alle Großstädte. Sie sind für alle Bewohner spürbar, jeder ist betroffen. Autofahrer beklagen sich über Staus, Fußgänger über die Luftverschmutzung, Pendler leiden unter schlechten Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr. Und alle beschweren sich über die viele Zeit, die sie für die täglichen Wege aufwenden müssen, und sorgen sich um ihre Sicherheit im Straßenverkehr. Verkehrsspezialisten der ITIS Holdings haben beispielsweise herausgefunden, dass im September 2007 die Durchschnittsgeschwindigkeit, mit der Autos in London unterwegs waren, bei gerade mal 19 Stundenkilometern lag. Damit sind die Londoner noch um einiges langsamer als die Autofahrer in Berlin (24,2 km/h) und Warschau (26 km/h). Diese dreiStädte erreichen in einer Rangliste der „langsamsten“ europäischen Städte die unrühmlichen ersten Plätze. 76
    Verkehrsprobleme sind die vordringlichsten Herausforderungen, denen sich die Metropolen heute und morgen stellen müssen. Denn obwohl die Situation in vielen Großstädten schon heute unerträglich ist, nimmt der Individualverkehr weiter zu, wie die Situation in Karatschi, aber auch in anderen aufstrebenden Städten wie beispielsweise Kathmandu zeigt. In Deutschland rechnen Experten ebenfalls mit einem weiteren Anstieg: Nach Berechnungen der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatec wird der PKW-Verkehr bis 2020 um 20 Prozent wachsen, für den LKW-Verkehr beträgt die entsprechende Zunahme sogar 34 Prozent. 77
    Während es in bereits existierenden Metropolen extrem schwierig ist, das bestehende Verkehrssystem zu verbessern, hat man in den neuen Bezirken, die am Rande vieler Großstädte entstehen, noch die Chance, von Anfang an die Infrastruktur zukunftsfähig zu gestalten. Dabei ist die Ausgangssituation extrem unterschiedlich, etwa gemessen an der Bevölkerungsdichte: So leben beispielsweise in Hamburg rund 2300 Menschen pro Quadratkilometer, in Tokio jedoch 20500, in Mumbai sogar 29650. 78 Dort müssen sich 20000 Einwohner einen Kilometer Straße teilen, in Hamburg nur 440. Allerdings ist auch der Grad der Motorisierung sehr unterschiedlich: In Hamburg hat etwa jeder Zweite ein Auto, in Tokio knapp jeder Vierte, in Mumbai nur jeder 33ste. Daraus entstehen sehr unterschiedliche Anforderungen an das Verkehrssystem, und die müssen erst einmal ermittelt werden, bevor man sich an die konkrete Planung macht.
    Getrieben durch den Wirtschaftsboom nach dem Zweiten Weltkrieg kümmerten sich Szenarien für künftige Mobilität bis vor wenigen Jahrzehnten in erster Linie darum, wie Autos immer schneller, schöner, besser werden könnten, dazu gehörten breitere und noch mehr Straßen. Bis sich allmählich die Erkenntnis durchsetzte: „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten“, das heißt, allein Zubau und Vergrößerung der Verkehrswege können die Situation nur kurzfristig entschärfen. Heutige Szenarien begreifen hingegen Mobilität als System, als Zusammenwirken aller Verkehrsmittel, gelenkt und unterstützt durch eine ausgefeilte IT-Struktur. Denn die Chancen, die durch die modernenKommunikationsmittel entstanden, lassen sich gerade im Verkehrssektor hervorragend nutzen und bieten Optionen, die vor 30 Jahren noch nicht einmal denkbar waren.
    Das haben auch die Automobilhersteller erkannt. So forderte

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