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Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Titel: Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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seinen Rucksack. Auch ich ordne meine Kleidung ein wenig und nehme schließlich seine Hand.
    »Kommt«, ruft der Jäger erneut und als er sich zur Seite dreht, sehe ich sein Gewehr. Nur Grenzer dürfen eins zur Jagd tragen. Allen anderen ist es strengstens untersagt und ich habe noch nie ein echtes gesehen. Um ehrlich zu sein, machen mir diese Dinger Angst. Vielleicht habe ich in Filmen zu viele Menschen dadurch sterben sehen.
    »Ihr seid verdammt weit rausgelaufen«, ruft uns der Grenzer zu und marschiert los. Mit einem Blick zur Seite überprüft er, ob wir ihm noch folgen. »Habt ihr euch verlaufen?«
    »Nein«, antworte ich. »Wir sind aus Gaias Welt geflüchtet und auf dem Weg in den Orden.«
    »Mädchen, Mädchen«, höre ich den Grenzer brummen. »Du solltest wirklich nicht so viel lügen.«
    »Sie lügt nicht«, kommt mir Nevis zu Hilfe. »Sie ist Maya Jasmine Morgentau und ich der jüngste Sohn von Gaia.«
    Der Grenzer lacht und winkt die Sache ab. Nevis drückt meine Hand und lacht ebenfalls leise in sich hinein.
    »Ihr habt Glück«, redet der Mann vor uns weiter. »Ein paar Kilometer weiter und ihr wärt in der verbotenen Zone gelandet. Nicht gut. Man erzählt sich von eigenartigen Wesen, die dort leben sollen. Der alte Thorren hat behauptet nachts mal eins schreien gehört zu haben. Ich meine ja, das ist alles Unfug, aber gruselig ist es schon.«
    Nevis und ich sehen uns kurz an.
    »Ich bin übrigens Pesco. Hab eine Tochter im Orden. Leider hat man mir nie ihren Namen verraten.« Er dreht sich beim Laufen um und gluckst amüsiert. »Vielleicht bist du es ja, Mädel.« Pesco zwinkert mir zu und dreht sich wieder um. »Wäre stolz auf dich. Eine kleine Rebellin … das würde passen.«
    »Wie heißt denn die Mutter?«, frage ich. »Vielleicht kenne ich Ihre Tochter.«
    »Ach, Mädchen«, seufzt Pesco. »Wenn ich das wüsste. Es war eine geweihte Vereinigung. Ich habe ihren Namen nie erfahren. Dafür aber unseren Sohn bekommen. Die Tochter hat natürlich der Orden behalten.«
    Ich fühle mich, als hätte man mir einen Eimer mit kaltem Wasser über den Kopf gekippt. Ich habe mir noch nie so viele Gedanken über die Söhne der Hüterinnen gemacht. Sie kommen also zurück zu den Vätern? Könnte ich einen älteren Bruder haben? Oder einen Zwilling?
    »Hatte die Mutter rote Haare wie ich?«, frage ich zögerlich und erwarte die Antwort mit wild pochendem Herzen.
    »Nein.«
    Ich atme aus. »Dann bin ich nicht Ihre Tochter.«
    »Schade.« Erneut dreht sich Pesco um, bleibt aber dann doch stehen. Wir holen auf und als wir näher kommen, erstarrt er. Sein Blick liegt mit aufgerissenen Augen auf Nevis‘ Gesicht. »Geliebte Göttin!«, ruft er aus und fällt vor Nevis auf die Knie. Auch als Mensch scheint der Winter noch die Ausstrahlung eines Halbgotts zu haben.
    Als es dunkel wird, macht Pesco ein Feuer und wir setzen uns um die wärmenden Flammen, während der Grenzer etwas Fleisch für uns aus seiner Tasche über dem Feuer grillt. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen.
    »Ich kann es immer noch nicht glauben«, raunt er nachdenklich. In seinen dunklen Augen tanzen die Spiegelbilder der Flammen vor ihm. »Das war wirklich mutig und gleichzeitig sehr leichtsinnig von euch.«
    »Wir hatten keine andere Wahl«, sagt Nevis, der genauso hungrig wie ich auf das Fleisch im Feuer starrt.
    »Trotzdem mutig, euch gegen Gaia zu stellen.« Pesco reibt sich mit seiner freien Hand über das Gesicht. »Göttin, ich kann immer noch nicht glauben, dass ich mit einem ihrer Söhne am Feuer sitze.«
    »So wie ich es immer noch nicht glauben kann, auf der Erde zu sein. Auch wenn ich sie mir aus der Ferne schon oft angesehen habe.«
    »Hier«, sagt Pesco und legt das Fleisch auf eine Holzschale aus seiner Tasche. »Mehr habe ich leider nicht.«
    »Schon gut, wir stehen in deiner Schuld«, antwortet Nevis und reicht den Teller an mich weiter. Hungrig wie ich bin, beginne ich sofort zu essen und verbrenne mir fast die Finger und den Mund dabei. Die beiden Männer unterhalten sich eine ganze Weile über das Grenzgebiet, doch meine Gedanken sind bei dem köstlichen Fleisch, das es zunächst abzukühlen gilt. Als ich ungefähr bei der Hälfte angekommen bin, reiche ich den Teller an Nevis weiter.
    »Satt?«, fragt er und ich nicke, obwohl ich immer noch Hunger habe. Er reicht mir den Teller zurück. »Iss ruhig noch etwas.«
    »Nein, bitte, du musst auch essen.«
    Nevis mustert mich noch eine Weile und als er die Entschlossenheit in

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