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Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Titel: Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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drüben!« Pesco winkt und ich sehe eine Person auf uns zurennen. Ein offensichtlich junger Mann mit blonden Haaren. Als er näherkommt, trifft mich fast der Schlag.
    »Wen hast du denn da, Papa?«, fragt der Mann mit den so vertrauten Augen.
    »Das wirst du mir nicht glauben, Thais. Ich bringe sie zum Orden.«
    Thais nickt und starrt eine Weile lang in Nevis‘ unmenschliche Augen, bevor er mein verdattertes Gesicht mustert. Er hält mir seine Hand hin und neigt kurz sein Haupt.
    »Hüterin«, grüßt er mich und ich ergreife seine Hand. Mein Zopf, so zerrupft er auch mittlerweile ist, scheint noch seine Wirkung zu haben. Thais hält Nevis seine Hand hin, welcher sie ebenfalls kurz ergreift. Die Augen des jungen Grenzers bleiben wieder an Nevis‘ außergewöhnlicher Erscheinung hängen. Einen jungen Mann mit weißen Haaren hat hier wohl noch nie zuvor jemand gesehen.
    »Das ist mein Sohn Thais«, sagt Pesco und legt Thais eine Hand auf die Schulter. »Thais, darf ich vorstellen? Maya Jasmine Morgentau und Gaias Sohn Nevis, der Winter.«
    Thais Mund klappt auf. Unfähig etwas zu sagen, starrt er uns an. Da kenne ich noch jemanden, der das gut kann – seine Schwester Iria.
    »Ich glaube, ich kenne Ihre Tochter, Pesco«, platze ich heraus. »Thais hat unfassbare Ähnlichkeit mit meiner besten Freundin Iria.«
    Pesco legt den Kopf schief und Thais schließt seinen Mund, nur um ihn dann erneut aufzureißen. Der alte Grenzer nickt stumm und klopft dann seinem Sohn auf die Schulter.
    »Komm Thais, bringen wir diese wichtige Fracht in den Orden.«
    Ich frage mich, warum Pesco mich nicht über seine Tochter befragt, beschließe jedoch mich da herauszuhalten. Zumindest was ihn und seinen Sohn angeht, denn Iria werde ich ganz sicher davon erzählen. Wir nehmen unseren Weg wieder auf und die beiden Grenzer gehen vor. Sie flüstern miteinander und Thais dreht sich mehrfach zu uns um. Doch Nevis und ich gehen schweigend nebeneinander her, zwei Hände fest ineinander verschlungen. Innerlich wappne ich mich bereits Elaria zu begegnen und ihr die Situation zu erklären. Ich hoffe stark, dass meine Mutter auf meiner Seite sein wird, denn sie müsste durch meine Auswahl im Rang aufgestiegen sein und somit Gehör bei Elaria finden können. Aber am meisten freue ich mich darauf, sie und Iria endlich wiederzusehen … und ich kann es kaum erwarten Iria zu erzählen, dass sie einen Bruder hat. Doch noch liegen einige Kilometer vor uns und es scheint mir, dass jetzt mit dem Ziel vor Augen, mein Körper immer mehr nachgibt. Die Angst vor der totbringenden Landschaft und den Wächtern ist verschwunden und damit das Adrenalin, das mich angetrieben hat. Meine Füße schmerzen und meine Beine sind wie Pudding, während meine Arme vollkommen verkrampft sind. Nevis wirkt sehr nachdenklich und auch ein wenig unruhig. Sicherlich überlegt er schon, was er sagen wird, wenn er auf Elaria trifft. Nach vielen Kilometern wird es Mittag und wärmer. In der Ferne erkenne ich die ersten Häuser an der Grenze, wo in der Regel Leute wie Pesco und Thais wohnen.
    »Fast da«, ruft Pesco von vorne und deutet auf ein Haus am Horizont, welches sich gemütlich zwischen die Bäume schmiegt. »Da wohnen wir.«
    »Wollt Ihr Euch erst stärken, bevor wir weitergehen?«, fragt Thais.
    »Nein«, rufe ich, nachdem Nevis mir zu verstehen gegeben hat, dass er sich meiner Entscheidung anschließt. »Bringt uns zum Orden, bitte.«
    »Wir nehmen das Pferd«, raunt Pesco seinem Sohn zu. »Lauf vor und sattele es für Maya.«
    Ich atme erleichtert auf, als ich auf dem braunen Pferd mit wunderschöner Blässe Platz genommen habe. Pesco führt das Tier, während Nevis neben mir herläuft. Wir verabschieden uns von Thais und setzen dann unseren Weg fort. Ich erkenne die Gegend und nun beginnt auch mich ein Gefühl von Unruhe heimzusuchen. Als dann der Orden in Sichtweite kommt, möchte ich am liebsten vom Pferd springen und loslaufen. Mein Herz schlägt mir zum Hals heraus und ich suche verzweifelt nach Nevis’ Hand. Er hebt mir seinen Arm unter Stöhnen entgegen. Sicherlich ist auch er am Ende seiner Kräfte. Wir kommen vor dem großen, so vertrauten Tor zum Stehen. Nevis hilft mir vom Pferd herunter und Pesco drückt mir meinen Rucksack in die Hand. Er dreht das Pferd und setzt sich selbst drauf.
    »Viel Glück, ihr zwei«, sagt er und ehe wir uns bedanken können, ist er davon geritten. Offensichtlich hat Pesco kein Interesse daran, dem Orden näher als nötig zu

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