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Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Titel: Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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anzulächeln.
    »Ich habe gehört, dass ein Arzt gerufen wurde.«
    »Nevis hat sich auf unserer Flucht eine Lungenentzündung zugezogen. Sein Körper wird die plötzliche Kälte nicht vertragen haben.«
    »Plötzliche Kälte? Er … er ist doch der Winter«, stammelt sie.
    »Zu Hause war mir nie kalt«, erklärt Nevis und hustet. »Als Halbgott des Winters brauchte ich nie zu frieren.«
    Eilige Schritte nähern sich uns, bis schließlich Mama wieder im Zimmer steht. Sie sieht in unsere Runde und seufzt.
    »Lasst Nevis sich ausruhen«, fordert sie mich und Iria auf. »Ihr könnt auch im Wohnzimmer tratschen.« Mama sieht nervös zu Nevis. Dass er krank ist, macht sie unruhig. »Gaia wird nicht begeistert sein«, nuschelt sie vor sich hin. Ich sehe zu Nevis und er nickt. Mit seinen Augen deutet er mir an mit meiner Mutter zu sprechen, während er sich zurücklehnt und sich von mir zudecken lässt. Ich kann nicht anders und berühre erneut sanft seine Lippen mit meinen. Er schließt die Augen und ich gehe mit Iria und Mutter ins Wohnzimmer. Leise ziehe ich die Türe hinter mir zu.
    »Hoffentlich erholt er sich«, beginnt Mama zu faseln und ihre Hände nervös ineinander zu reiben. »Mit einer Lungenentzündung ist nicht zu scherzen.« Sie geht zum Fenster und starrt hinaus. »Dieser Nebel ist so untypisch für diese Jahreszeit«, redet sie wirr weiter. Ich gehe zu ihr und sehe ebenfalls hinaus. Ein grauer Schleier hat sich über die sichere Zone gelegt und lässt einen kaum weiter als zehn Meter sehen.
    »Er bekommt Medizin«, flüstere ich ihr beruhigend zu. »Es wird ihm bald besser gehen.«
    »Und wenn nicht?«, fragt Mutter und sieht mich ernst an. »Maya, wenn er hohes Fieber bekommt, werde ich zur Göttin beten, damit sie ihn holen kommt.«
    »Bitte nicht«, flehe ich vergebens, denn Mama weicht von mir zurück.
    »Ich lasse keinen Sohn der Göttin unter meiner Aufsicht sterben«, zischt sie und verlässt hastig das Zimmer.
    »Aber«, kann ich nur noch sagen und sinke an Ort und Stelle zusammen. Ich fühle Irias Nähe schon, bevor sie mich berührt und sich zur mir hockt.
    »Fieber gehört zu einer Lungenentzündung dazu«, sage ich. »Er ist jetzt bereits warm.«
    »Ich würde ja sagen, dass du auf die Göttin vertrauen sollst«, sagt Iria, »doch ich befürchte, dass sie ihren Sohn wiederhaben möchte.«
    Ich nicke und lehne mich an ihre Schulter. Gemeinsam sitzen wir so eine ganze Weile.
    »Ich darf ihn nicht noch einmal verlieren, Iria«, flüstere ich und sie streichelt mir übers Haar.
    »Du wirst ihn nicht verlieren.«
    Ein ungutes Bauchgefühl behauptet aber das Gegenteil.
    Der Nebel hält seit Tagen an und es ist kalt geworden. Mitten im Sommer. Die Frauen im Orden sind in Aufruhr, weil sie das Nevis‘ Anwesenheit zuschreiben und ich befürchte, sie haben Recht. Nevis hat Fieber und schläft die meiste Zeit, was auch gut ist, denn ich habe alle Hände voll damit zu tun, die Frauen meines Ordens von ihm fernzuhalten. Es geht ihm von Tag zu Tag ein wenig schlechter und es ist für mich nur noch eine Frage von Stunden, bis Gaia erneut hier auftaucht. Die Unruhe ist förmlich greifbar und ich wundere mich, dass die Göttin nicht schon längst hier gewesen ist. Ich weiß, dass meine Mutter schon öfter um ihr Erscheinen gebeten hat. Wahrscheinlich hat sie gerade alle Händen voll mit dem zutun, was gerade draußen passiert. Die Menschen sind verunsichert und fordern eine Erklärung vom Orden und von Gaia. Die wildesten Gerüchte haben sich gebildet und eins davon lautet, dass die Göttin nun doch den ganzen Planeten reinigen will.
    Ich gehe zu Nevis und lege mich neben seinen fiebernden Körper. Seine Augen sind ruhig und er schläft tief und fest. Ich kann nicht. Ich kann ihn nicht wieder hergeben. Für niemanden … oder? Der Knoten, der sich vor ein paar Tagen in meinem Bauch gebildet hat, schnürt sich immer fester zusammen. Ich wünschte so sehr beten zu können. Das hat mir immer Kraft und Hoffnung gegeben, doch nun würde das nur alles viel schlimmer machen.
    »Ich weiß«, sagt plötzlich eine sanfte vertraute Stimme hinter mir. Gaias Regenbogenaugen sehen mich an, als ich mich zu ihr umdrehe. »Ich kenne deinen Zwiespalt.«
    »Ich habe dich bereits seit Tagen erwartet, Mutter«, gestehe ich.
    »Auch das weiß ich, Maya Jasmine.« Gaia kommt näher. Sie ist wieder nackt und nur von Blumen bedeckt. »Glaubst du nicht, wenn ich die Zeit dafür hätte, wäre ich öfter hier? Maya, meine ganze Zeit und

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