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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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lediglich an dem seinen. Ida zog die Stirn kraus.
    »Ich kann nicht lange bleiben«, erläuterte er. »Ich muss selbst noch eine kleine Reise antreten.«
    »Und wo, Admiral, steht in den verdammten Vorschriften geschrieben, dass man nicht mit einem elenden Kater reisen darf?«
    Sten überlegte. Nein, das stand nirgendwo.
    Also reiste er mit einem elenden Kater.

 
Kapitel 29
     
    Sten kam mit doppelter Tarnung auf der Erstwelt an: mit einer bläulich verfärbten Narbe und einer unmöglichen Aufgabe.
    Die Narbe war ein gutartiger Parasit, den man in seine Gesichtshaut transplantiert hatte. Sie war fast zwei Zentimeter breit, und schlängelte sich in kunstvollem Zick-Zack über seinen Schädel, vom Augenwinkel bis hinunter zum Kinn. Auch das gehörte wieder zur Lehre des »Great Lorenzo«: die einfachste Verkleidung ist immer die beste, eine, die auch bei kräftigem Gegenwind nicht davongeblasen wird. Jeder, der Sten ansah, achtete nur auf die schreckliche Narbe, auch wenn er sich vorgenommen hatte, höflich zu sein. Sten hatte diesen Trick schon in mehreren Versionen angewandt – von einer Säufernase über eine Halbglatze bis zu einem einfachen, komplett geschorenen Schädel. Es hatte fast immer sehr gut funktioniert.
    Stens Hauptsorge bestand darin, dass der Parasit, nachdem sie beide die Erstwelt wieder hinter sich gelassen hatten, seiner neuen Heimat den Vorzug geben könnte. Kilgour beruhigte ihn.
    »Mach dich nicht verrückt, Junge. Und wenn’s wirklich so weit kommt, kriegst du einfach von uns eine Augenklappe und kannst immer noch bei den Piraten anheuern.«
    Die unmögliche Aufgabe war genauso simpel. Wahrheit: Gegen Ende der Tahn-Kriege war ein gewisser David Rosemont auf der Erstwelt aufgetaucht. Ein auffälliger Unternehmertyp, mit lauter Stimme und einem ebenso geräuschvollen Lebensstil, der seine neueste Geschäftsidee verkündete. Er baute Imperiale Raumschiffe, und da insbesondere die kleinen, schnittigen Einsatzschiffe, in Luxusyachten um. Obwohl die Voraussetzungen absurd waren, blühte Rosemonts Geschäft. Anderthalb Minuten lang.
    Das Betrugsdezernat der Erstwelt meldete Interesse an Rosemonts Firma an – aber da sich nicht einmal eine einzige Yacht auftreiben ließ, sah das Ganze nach einem ausgemachten Schwindel aus. Plötzlich war Rosemont verschwunden und hinterließ ein leergeräumtes Konto sowie ein Lagerhaus mit drei Einsatzschiffen. All das entsprach der Wahrheit.
    Der etwas mitgenommene, aber freundliche, durch eine schwere Narbe entstellte Mann erschien auf der Erstwelt.
    Falsch: Sein Name war Elijah Braun. Sten/Braun war ein amtlich beglaubigter Privatdetektiv, der für ein juristisches Unternehmen arbeitete, das seinen Sitz weit draußen, auf einer fernen Welt am Rande des Nirgendwo hatte. Rosemont hatte einen Erben, der an seinem Grundbesitz interessiert war. Braun wusste, dass Rosemont rechtlich noch nicht für tot erklärt worden war, aber der Erbe war davon überzeugt, dass Rosemont das Opfer unsauberer Machenschaften sei, und kein Betrüger, der sich mit der Beute aus dem Staub gemacht hatte. Braun wiederum war davon überzeugt, dass der Erbe, ein wohlhabender Mann, drogenabhängig war. Aber ein Fall war eben ein Fall. Außerdem, so erzählte er dem Mann arglos, der ihm sein 60-Tage-Visum ausstellte, bot sich ihm auf diese Weise die Gelegenheit, endlich einmal die Erstwelt zu besuchen, das Zentrum aller Aktivitäten, den glanzvollsten Planeten des Universums.
    »Sie haben zu viele Livies gesehen, Sr. Braun. Oder Sie sind ein Geschichtsfreak. Die Erstwelt ist nicht mehr das, was sie einmal war, und sie entfernt sich mit jedem Tag weiter davon.«
    Der Beamte warf einen hastigen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass niemand diesen Kommentar gehört hatte. Sten fiel dieser Blick sofort auf. Es überraschte ihn nicht, dass man nirgendwo vor dem Geheimdienst des Kabinetts sicher sein konnte.
    Sten bemerkte sie überall: Straßenkehrer, die nicht fegten, sondern Passanten beobachteten; unfähige Kellner mit unverhältnismäßig großen Ohren; Verkäufer, die nichts verkauften, sondern nur zuhörten, Blockwarte; Pförtner, die viel mehr Fragen, stellten als nötig. Alles Sicherheitsmaßnahmen des Privatkabinetts gegen eine Bedrohung, die zum größten Teil erfunden war. Diese Sicherheitsmaßnahmen waren teuer, und das Kabinett bezahlte alle seine Informanten mit Geld, das es eigentlich gar nicht hatte.
    Sten wunderte sich wieder einmal über die seltsame Neigung

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