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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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allzu vieler Menschen, ihre Nachbarn aus irgendwelchen Gründen zu bespitzeln.
    Niemand machte sich Gedanken über das, was sich zweifellos abspielen würde, wenn – nicht falls das Privatkabinett stürzte. Sten erinnerte sich an die Aufstände auf Heath am Ende der Tahn-Kriege. Der Mob hatte nicht nur alle Uniformierten in Stücke gerissen, sondern auch an der Amateur-Gestapo der Tahn Rache genommen.
    Sten fühlte kein Mitleid. Er wollte nichts weiter, als dass seine Deckidentität so lange intakt blieb, bis er sich umgesehen und gefunden hatte, was er suchte, und er so schnell wie möglich zurückkehren konnte.
    Er traf jedoch eine Vorsichtsmaßnahme. Die derzeitigen Herrscher wussten nicht über alles Bescheid. Mahoney hatte ihm einige sichere Verstecke auf der Erstwelt genannt, die es wahrscheinlich immer noch gab. Eines davon existierte tatsächlich noch. Sten brachte eine Ladung falscher Dokumente dorthin und ließ sie da.
    Er spielte weiter seine Rolle als Braun. Er fand ein billiges Hotel, fand den Besitzer des Lagerhauses und machte Aufnahmen der drei Wracks. Er führte Gespräche mit Rosemonts Investoren und seinen Bekannten. Er ging zum Betrugsdezernat. Sie gewährten ihm Einsicht in ihre Unterlagen und verschafften ihm eine Besucher-ID.
    In einem Zeitraum von mehreren Tagen zeigte sich Braun zuerst erstaunt und äußerte anschließend seinen Verdacht. Inzwischen glaubte auch er fast daran, dass der Erbe recht hatte. Irgend etwas war mit diesem Mann passiert. Er hatte einige ziemlich unappetitliche Bekanntschaften in den finsteren Vierteln der Stadt gemacht. Vielleicht Mord. Oder Selbstmord? Rosemont, so sagte Braun, habe kürz vor seinem Verschwinden erst einen sehr deprimierten und dann einen sehr gutgelaunten Eindruck gemacht. »Er hat plötzlich einen Ausweg gefunden«, sagte ein Betrugsexperte, aber er gab Braun dennoch die Namen einiger Kollegen im Morddezernat.
    Schüchtern fragte er um Erlaubnis, mit dem Chef des Dezernats sprechen zu dürfen. »Du spinnst doch, du verschwendest bloß deine Zeit, und ihre auch. Aber es gehört zu ihrem Stil, dass sie mit jedem spricht. Ganz egal, wie abgedreht.«
    Braun sagte, es sei ihm natürlich klar, dass Chief Haines sehr beschäftigt sei, besonders jetzt, wo es überall drunter und drüber gehe. Deswegen habe er eine Zusammenfassung seiner Untersuchungsergebnisse vorbereitet und eine Liste mit Fragen. Er befestigte eine Kopie seiner Besucher-ID an dem Fiche, woraufhin es weitergeleitet wurde.
    Sten fühlte sich wie der letzte Dreck. Er bereitete sich innerlich darauf vor, dass er eine Freundin und frühere Geliebte ausnutzen musste – ja, sie womöglich sogar in Gefahr brachte.
    Schon oft hatte er sich Gedanken über ihre Affäre gemacht. In gewissem Sinn war es die einzige »normale« Beziehung, die er jemals eingegangen war. Andererseits hatte sich ihre Beziehung auch durch die Umstände ergeben, die gemeinsame Aufdeckung einer Verschwörung. Leider fehlte ihrer Liebesgeschichte ein richtiger Schluss; Sten war weggegangen, um in einem Krieg zu kämpfen, dort gefangen genommen worden, geflohen und wieder in den Kampf zurückgekehrt. Haines war zum militärischen Geheimdienst versetzt worden. Sie hatten sich nie wieder gesehen. Bevor er durch das Privatkabinett zum Gesetzlosen gemacht worden war, hatte er manchmal daran gedacht, ihr ein paar Zeilen zu schreiben, nur so, um zu sehen … was eigentlich, Sten? Ob immer noch etwas da war?
    Wahrscheinlich hatte Kilgour recht, dachte er. Sie waren alle beide »moralisch korrupt« geworden und andererseits immer noch zu moralisch, um erfolgreich in den schmutzigen Mitternachtskriegen zu kämpfen, mit denen sie groß geworden waren.
    »Nur nicht zu moralisch werden«, ermahnte er sich selbst. Ehrliche Spione sind tote Spione, Wenn alles vorbei ist, kannst du immer noch dem Bund der Puristen beitreten.
    Er hatte Haines das Fiche vorher zukommen lassen, in der Hoffnung, dem gröbsten Schrecken dadurch vorzubeugen. Hoffentlich ahnte sie, was er wollte.
    Es dauerte zwei Tage, bis er aufgefordert wurde, in ihr Büro zu kommen.
    Die Temperatur war weit unter Null abgesunken und hätte eine Nova zum Gefrieren bringen können.
    »Sr. Braun«, eröffnete Haines das Gespräch. »Ich habe mir Ihr Fiche und Ihre Fragen angesehen, und daraufhin unsere eigenen Dateien durchgearbeitet. Alles, was Sie vorschlagen, führt nach den Informationen meiner Abteilung in eine Sackgasse.«
    »Schon möglich«, erwiderte Sten. »Darf ich

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