Morituri - Die Todgeweihten
Einträge überflogen hatte, blickte er Sten finster an.
»Du Dreckskerl.«
Alex wusste Bescheid.
»Du hast mich reingelegt … deinen besten Kumpel. Deinen Lebensretter. Den charmanten und weltgewandten Burschen, der dir all das beigebracht hat, was du heute kannst. Du bist krank, mein Junge. Dein richtiger Nachname ist Campbell!«
»Kann schon sein. Aber kennst du einen besseren Piloten? Oder eine Gruppe von Leuten, die besser dazu in der Lage wäre, deine zukünftigen – und hier zitierte ich – Diener des Gerichts, Zitat Ende, unter Kontrolle zu halten?«
»Schwarz soll mir die Zunge aus dem Maul fallen, wenn ich dir auch noch zustimmen soll! Und wenn ich nicht schon vorausahne, was sich bitter bewahrheiten wird, wenn diese elende Luftschleuse sich öffnet.«
Ida erwartete sie bereits. Sie schien tatsächlich noch fetter geworden zu sein. Noch immer trug sie ein loses wallendes Zigeunerinnenkleid mit wahrscheinlich nichts darunter, doch das Kleid war aus den vornehmsten Stoffen gefertigt. Genäht – falls es möglich war, für einen kleinen Zeppelin zu nähen. Außerdem hatte sich ihre sehr schlampige Sprache erfreulicherweise verbessert; zumindest ein wenig.
Sie stieß einen regelrechten Freudenschrei aus, als sie ihren ehemaligen Mantis Commander erblickte, und sie fing sogar an, Kilgour abzuschmatzen, bevor sie sich an ihre halb im Scherz, halb im Ernst geführte Dauerfehde erinnerte, deren Ursprung und Sinn schon lange in Vergessenheit geraten waren. »Den haste natürlich mitbringen müssen!«
»Ohne Aufpasser gerät er doch nur in Scherereien«, pflichtete ihr Sten bei.
»Das sollten wir hier und jetzt wirklich mal herausfinden«, meinte Alex wutschnaubend, »wer hier der Ochs und wer der Hüter ist. Im Prinzip, meine ich.«
Ida führte sie zu ihrem Quartier. Eine Brückensuite auf einem prähistorischen Ozeandampfer mochte vielleicht noch luxuriöser gewesen sein, aber es schien doch sehr unwahrscheinlich. Wandteppiche. Sofas. Tische, die unter einer Galaxis aufgetürmter Köstlichkeiten kaum mehr zu sehen waren.
»Und das alles ist innerhalb weniger Sekunden gefechtsbereit«, sagte Ida nicht ohne Stolz. »Kampfstationen hier, dort drüben ist eine Raketenabwehrstation, die Werfer befinden sich momentan unter der Diele. Und das Bad verwandelt sich in ein Feldlazarett.
Ich kann euch einen Scotch von der Erde anbieten. Echten Scotch. Hieß damals Single Malt. Nicht diese elende Imitation, die angeblich unser Imperator selig seinen Gästen immer anbot.
Für dich gebe ich extra ein Fass von meinem Lager aus, Kilgour. Obwohl ich nicht glaube, dass du es zu schätzen weißt.«
Ida Kalderash war eine Roma, eine Zigeunerin. Ihre Rasse und Kultur existierte und blühte noch immer und lebte nach wie vor außerhalb der herkömmlichen Gesellschaft und ihrer Regeln, mit einem sehr guten Auge für Credits – solange sie auf die individuelle Art und Weise, die eines wahren Roma würdig ist, erworben werden konnten. Anstelle von Wohnwagen zogen sie jetzt in Raumschiffen umher – zum Handeln, Schmuggeln oder einfach nur, um aus Abenteuer- und Profitlust durch die Gegend zu reisen. Ihre traditionellen Gesetze – Kris – verlangten von ihnen Respekt und Treue gegenüber ihrer Sippe, und dass ein Gefallen stets mit einem anderen Gefallen vergolten würde. Innerhalb der Roma natürlich. Und selbst dort waren die guten Sitten nicht unbedingt Gebote.
Noch nie hatte man von einem Roma gehört, der beim Militär gedient hätte, geschweige denn in einem der supergeheimen Mantis Teams. Wie und aus welchem Grund Ida an die Mantis Sektion 13 unter Lieutenant Sten geraten war, blieb nach wie vor ein großes und schwer zu beantwortendes Rätsel. In den Listen hatte man sie als Pilotin und Elektronikspezialistin geführt, aber sie hatte sich auch als inoffizieller Banker, Glücksspieler und Investmentberater der Gruppe verdient gemacht. Am Ende jeder Mission wurden die Investitionen flüssig gemacht, und jedes Teammitglied war so saturiert, dass es für wirklich ausgedehnte und exotische Freizeiten reichte.
Als Mantis 13 aufgelöst und Sten zur Imperialen Leibgarde abkommandiert wurde, hatte Ida sich geweigert, an weiteren Aufträgen teilzunehmen, und sich wieder in ihre Kultur zurückgezogen.
Nachdem Sten und Alex aus Koldyeze, dem Gefangenenlager der Tahn, entkommen waren, tauchte auch Ida wieder auf, besser gesagt, ihr Ebenbild auf einem Fiche. Ihr Auftauchen verkündete die frohe Botschaft, dass sie den Sold
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