Morituri - Die Todgeweihten
abgesetzt, und, hoffentlich, verurteilt worden war.
Erste Null.
Was die Zusammenkunft auf der Erde anging, befand sich Sten in einem vollständigen Vakuum. Soweit er beurteilen konnte, hatte es keinen Kontakt zwischen den Mitgliedern des Privatkabinetts gegeben, bevor sie irgendwie, durch reine Telepathie, gespürt hatten, dass es nun an der Zeit war, sich in Sullamoras Jagdhütte zusammenzufinden. Das war alles, was aus den offen zugänglichen und den regierungsinternen Archiven, in die Haines vorsichtig ein Auge geworfen hatte, hervorging. Kilgour hatte recht behalten – das Privatkabinett war schlau genug, alle Schriftstücke zu zerstören, aber nicht schlau genug, Ersatz dafür zu beschaffen. Interessant. Normalerweise wäre das genug für den Geheimagenten Sten gewesen, um der Sache weiter nachzuspüren. Aber als Gerichtsdiener versuchte er, sich innerhalb der ihm gesteckten Grenzen und Bedingungen zu bewegen.
Zweite Null.
Was seine Nebenuntersuchung anging, so hatte er eine Villa entdeckt, die kurz vor Chapelles Verschwinden von einem Pensionär namens General Colonel Suvorov angemietet worden war.
»So einer von einer Pionierdivision oder Bataillon oder wie das heißt«, berichtete der Makler. Suvorov war jedoch richtig, daran konnte sich der Makler genau erinnern, auch daran, wie er gekleidet und wie hoch seine Prozente gewesen waren. »Kräftig gebaut«, meinte er. »Ach ja. Eine Narbe am Hals.« Er wusste nicht mehr, auf welcher Seite. »Dürfte ich vielleicht fragen, warum Sie das wissen möchten, Sr. Braun?«
»Beweise dafür, dass es sich hier nicht um den Vater handelt, den mein Klient sucht. Vielen Dank, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben.«
Verdammt große Sache. Ein raffinierter Dealer, der es verstand, bei seinen Geschäften die heimlichen Ängste der Reichen auszunutzen. Soviel war ihnen bereits bekannt. Name: falsch. Statur? Wer konnte das schon genau sagen? Die Narbe? Wahrscheinlich genauso unecht wie die von Sten.
Etwas mehr als eine dritte Null. Aber nicht viel.
Das zweite Treffen? Er fand keine Hinweise darauf, dass sich das Privatkabinett vor dem Mord noch irgendwo anders als in den offiziellen Geschäftsräumen zusammengefunden hatte. Er nahm nicht an, dass sie so dumm gewesen waren, den Tod des Imperators in diesen Räumen, von denen sie annehmen mussten, dass sie verwanzt waren, zu planen. Aber waren sie so gut, eine Verschwörung in die Wege zu leiten, die sich nach dem ersten Anstoß automatisch abwickelte? Niemand, nicht einmal Sten, war dazu in der Lage. Aber wo war der Beweis?
Vierte Null. Bis jetzt.
Sten wünschte sich, Haines wäre nicht verheiratet und das frei in der Luft schwebende Wohnboot immer noch für sie beide da, zwei Flaschen Champagner und der Stecker aus dem Vid gezogen. O Mann. Ein bisschen Ruhe und Frieden ohne Paranoia und mordlüsterne Schurken überall wäre jetzt genau das richtige.
Er beschränkte sich auf ein einsames Bier bei einsamen Grübeleien.
Ein trüber Gedanke glomm in der Tiefe auf, ein Gedanke, der sich schon bald materialisieren würde. Wenn das Privatkabinett genauso paranoid war, wie er annahm, war er dabei, in eine Falle zu tappen. Ein Plan, der nicht auf Sten zugeschnitten war, sondern auf jemanden, der neugierig war wie eine nicht besonders schlaue Katze.
Aber so, wie es aussah, war dies die einzige und letzte Möglichkeit.
Auf den ersten Blick hatte sich Hawthorne nur wenig verändert, seit Sten und Alex dort zuletzt unter Deckidentitäten aufgetaucht waren, um Söldner für die so genannte »Große Talamein-Abreibung« anzuwerben. Es ging dort immer noch ziemlich chaotisch zu, aber als Planet, der sich darauf spezialisiert hatte, Lohnsoldaten für das gesamte Universum anzubieten, verfügte Hawthorne über eine sehr lasche Regierung, in der das geltende Gesetz immer gerade von demjenigen mit den schwersten Waffen festgelegt wurde.
Aber die Söldner von Hawthorne, die einen Vertrag abschließen wollten, unterschieden sich von den früheren Psychopathen, Gaunern, Opportunisten und Möchtegern-Königsmachern.
Die Tahn-Kriege hatten alles verändert.
Jeder Krieg produzierte seine Söldner. Sie setzten sich aus den Überresten geschlagener Armeen, plötzlich staatenlos gewordenen Soldaten und Kriegsverbrechern zusammen, aus gelangweilten Individuen, die wieder und wieder die gleiche, ungesunde Erfahrung machen wollten, das Gefühl des reinen Lebens im Kampf zu erfahren, oder jenen, die weder Haus noch Hof hatten, wohin sie
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