Morituri - Die Todgeweihten
besonderes Privileg, zuschauen zu dürfen. Er, Alex und Mahoney drängten sich in einer Ecke zusammen, während Sr. Ecu und die drei Richter das Gewicht sämtlicher Details gegeneinander aufwogen. Als Gerichtsschreiber fiel Dekan Blythe die Aufgabe zu, den Verlauf der Debatte für die Rechtsgeschichte offiziell zu dokumentieren. Sr. Ecu legte besonderen Wert darauf, derartige Vorwürfe an die Jury zu verhindern, welchen Ausgang der Prozess auch immer nehmen würde.
Die Richter nahmen ihre Aufgabe sehr ernst. Warin war absolut unparteiisch, Apus eine engagierte Verteidigerin, obwohl sie das Kabinett hasste. Manchmal musste sich Sten ins Gedächtnis rufen, was sie wirklich fühlte. Es brachte ihn richtiggehend auf, dass sie unablässig an der Verteidigung des Privatkabinetts arbeitete. Andererseits bewunderte er sie auch dafür, mit welchem Ernst sie ihrer Pflicht nachkam.
Wenn sie jedoch die Informationen, die er aus dem Lovett-Stadion beschafft hatte, als üble Tricks oder böswillig manipulierte Beweisstücke abtat, dann fiel es ihm schwer, nicht ernsthaft sauer zu werden.
Aus Rivas hingegen, der nur aus philosophischen und keineswegs persönlichen Gründen nicht mit dem Kabinett übereinstimmte, wurde ein wütender Ankläger. Öffentlich und sogar privat brüllte er jeden Versuch nieder, die Verhandlung gegen das Kabinett zu Fall zu bringen. Sten kümmerte sich überhaupt nicht mehr um Vernunft, sobald Rivas loslegte. Er hatte zuviel Spaß an dessen unausgesetzten Angriffen. Es war Rivas, der immer wieder auf bestimmte Punkte zurückkam und darauf verwies, wie sich Verdachtsmoment auf Verdachtsmoment häufte. Die geheimen Abmachungen des Kabinetts wurden von ihm als Beweis dafür angesehen, dass es sich um eine Verschwörung handelte, wenn nicht gar um Schlimmeres.
Wochen zogen vorüber und Stens Augen wurden glasig. Alex und Mahoney erging es auch nicht besser. Sie verdrückten sich klammheimlich, wann immer sich die Gelegenheit bot. Leider war es fast noch schlimmer, den wartenden Livie-Reportern zu entkommen. Meistens blieben sie sitzen und dösten vor sich hin.
Endlich war es beinahe vollbracht. Das Tribunal bereitete sich auf die letzte Abstimmung vor. Rivas und Apus hatten ihre Rollen aufgegeben und betrachteten gemeinsam mit Warin den Fall nun als Unparteiische. Die zunehmende Spannung weckte Stens Interesse erneut. Er beugte sich nach vorn, damit ihm kein Wort entging.
»Ich glaube, wir müssen jetzt zu einem Entschluss kommen, verehrte Kollegen«, sagte Sr. Ecu. »Sind Sie zu einer Entscheidung bereit?«
Sten konnte die Antwort nicht hören, da Alex ihm unmissverständlich den Ellenbogen in die Seite rammte. Mahoney ruderte an der Tür mit den Armen und gab den beiden zu verstehen, dass er sie außerhalb des Saales zu treffen wünschte.
Mahoney verlor keine Sekunde. Sobald sich die Tür hinter Sten und Alex geschlossen hatte, stürzte er sich auf sie.
»Es geht um Otho«, sagte. »Irgend etwas Eigenartiges geht am Raumhafen vor sich. Wir müssen selbst hin. Los, Jungs.«
Während sie zum Raumhafen eilten, berichtete ihnen Mahoney das wenige, was er wusste.
Augenscheinlich erwartete sie Besuch auf höchster Ebene – von Dusable.
»Was wollen die Schwachköpfe denn hier?« war Stens erste Reaktion.
»Die sind noch hinterhältiger als jeder Campbell«, bekräftigte Kilgour.
»Wohl wahr«, bestätigte Mahoney. »Aber wir sollten nicht zu hart urteilen. Wir brauchen alle Hilfe, die wir bekommen können, egal wie schleimig die Typen sind.«
Mit Hilfe, so Mahoney, meine er in diesem Falle, dass es sich bei Dusable, egal, welche Gauner dort lebten, doch immerhin um eine rechtmäßig vom Imperium anerkannte Regierung handle – eine recht wichtige Regierung obendrein. Damit nicht genug, man hatte ihnen ganz offensichtlich nicht nur irgendwelche Botschafter geschickt. Laut Otho befand sich der neu gewählte Tyrenne Walsh an Bord, der Präsident des Konzils der Solons, und zusätzlich der Meister der politischen Trickartistik, Solon Kenna.
»Sie sind extra gekommen, um die Vorgehensweise des Tribunals offiziell anzuerkennen«, sagte Mahoney. »Und ebenso die erhobenen Anklagen. Sie sind bereit, vor die Kameras zu treten und sich offiziell gegen das Kabinett auszusprechen.«
Sten brauchte keinen Auffrischungskurs in Politik, um zu wissen, was das bedeutete. Wenn sich sogar solche Widerlinge wie Kenna und Walsh auf ihre Seite schlugen, dann segelte das Tribunal eindeutig unter einem günstigen Wind.
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