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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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jetzt Wache. O Mann, mir tut’s vielleicht weh.«
    »Bitte leise stöhnen«, jammerte Sten. Er fand die noch halbvolle Scotchflasche und nahm einen Probeschluck. Nein. Bloß nicht. Sein Magen bewegte sich sofort in Richtung Kehle. Er sprang auf die Füße. Seine Sohlen schmerzten. »Ich werde demnächst sterben!«
    »Bitte leise sterben, Sir. Admiral.« Dieses Revanchefoul ging in diesem Fall natürlich voll in Ordnung.
    Eigentlich hätte Sten jetzt seine Kommandeursfähigkeiten unter Beweis stellen können und alle zu einem Fünf-Kilometer-Marsch oder etwas ähnlich Admiralisch-Heroischem mitnehmen können. Es gelang ihm, sich aus seinem Overall herauszuwinden und – echt bewundernswert – in den Teich hineinzuwaten, so lange, bis ihm die Kälte sagte, dass er nicht mehr von den Molekülen angegriffen wurde. Er zog sich wieder an und beschloss, etwas zu essen.
    An diesem Tag fiel Bergsteigen aus.
    Stens Erholungsurlaub verlief von diesem Zeitpunkt an völlig anders als geplant.
    Einer der Bhor stellte ihm Fragen zum Bergsteigen. Sten zeigte ihm einige Tricks auf einem nahe gelegenen Findling. Cind hatte bereits an einem Grundkurs Bergsteigen teilgenommen, obwohl der Kurs eher auf das Erklettern von Gebäuden abzielte.
    So verging die Zeit. Tagsüber klettern. Zweimal verzog er sich in die nahe gelegenen Berge, um dort ein bisschen herumzukraxeln. Nachts aßen sie gemeinsam. Sten zog mit seinem Zelt zu den Bhor um.
    Er verbrachte viel Zeit mit Cind.
    Es war nicht schwer, mit ihr zu reden. Sten vermutete, dass das wahrscheinlich ein Verstoß gegen die Vorschriften war. »Welche Vorschriften?« fragte er sich. »Du bist ja nicht einmal mehr Admiral – technisch gesehen. Selbst wenn – willst du das denn noch?« Es gelang ihm, Cind dazu zu überreden, dass sie ihn nicht mehr mit seinem militärischen Rang ansprach, und fast alle »Sirs« wegließ, mit denen sie sonst ihre Reden spickte.
    Er erzählte ihr von der höllischen Fabrikwelt, auf der er aufgewachsen war, er erwähnte auch seine Familie, wenn auch nur kurz. Er berichtete ihr von Alex Kilgour, mit dem er nun schon seit so vielen Jahren alle möglichen Abenteuer bestand.
    Kriegsgeschichten erzählte er nicht.
    Zuerst war Cind ein wenig enttäuscht. Endlich bot sich ihr die Gelegenheit, etwas vom größten Krieger aller Zeiten zu lernen. Statt dessen bekam sie ganz andere Dinge zu hören, als sie erwartet hatte – Geschichten von den seltsamen Wesen, die er getroffen hatte, einige davon menschlichen Ursprungs, andere nicht, einige freundlich und einige alles andere als das. Auch diese Geschichten sparten alle blutigen Details peinlichst aus.
    Dafür war auf der Almwiese häufig glockenhelles Gelächter zu hören.
    Cind erzählte, wie sonderbar es war, als Tochter in einer Kriegersekte aufzuwachsen, die der Religion des Heiligen Krieges angehörte, einer Religion, die nicht nur durch Kriege in ihren Grundfesten erschüttert worden war, sondern auch durch ihre Götter, bei denen es sich nachweislich um Scharlatane und degenerierte Geizhälse gehandelt hatte. Für sie hatte die Entscheidung nahe gelegen, sich auf die Bhor zuzubewegen.
    »Obwohl ich jetzt manchmal unsicher bin. Habe ich vielleicht einfach nur eine Ersatzreligion gefunden?« Sie benutzte das Talamein-Wort dafür.
    Sten zog eine Augenbraue hoch. Ob die Beobachtung zutraf oder nicht – sie war für einen so jungen Menschen wie Cind verblüffend reif.
    Er berichtete ihr von den Welten, die er gesehen hatte. Tropische, arktische, luftleere. Die rötlich gefärbten Wälder der Erde. Seine eigene Welt, Smallbridge.
    »Vielleicht kann ich sie dir einmal zeigen. Irgendwann.«
    »Vielleicht würde ich sie gerne einmal sehen«, erwiderte Cind, nur leicht lächelnd. »Irgendwann.«
    Sie schliefen nicht miteinander. Cind wäre vielleicht in Stens Zelt gekommen, hätte er sie darum gebeten. Aber er tat es nicht.
    »Ein sehr merkwürdiger Urlaub«, wunderte sich Sten, als die Freizeit, die er sich selbst verordnet hatte, zu Ende ging und sie den A-Grav-Gleiter beluden. »Nicht gerade das, was ich erwartet hatte …«
    Aber vielleicht das, was ich brauchte.

 
Kapitel 32
     
    Das Tribunal stand kurz vor der Urteilsverkündung. Der letzte Zeuge war aufgerufen worden und hatte das letzte, fehlende Beweisstück geliefert. Die Richter zogen sich zur Beratung zurück. Wochenlange, zermürbende Schreibtischarbeit folgte, während der sie sich durch Berge von Beweismaterial wühlten.
    Sten empfand es zuerst als ein

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