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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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gefallen, jemanden wie sie auf dem Gewissen zu haben? Ahhhh … hör schon auf. Was kann schon ein bisschen …
    Sten schob Cind wieder von sich. Sie wollte dagegen protestieren, doch er legte ihr zärtlich die Hand auf den Mund. Er versuchte ihr klarzumachen, dass er diese Sache nicht für eine gute Idee hielt, dass er sich geschmeichelt fühlte und alles, und dass er sie für die wundervollste Frau in der Kategorie Mensch im gesamten Imperium hielt, dass er sich jedoch überhaupt nicht in der Lage sah, eine wie auch immer geartete Beziehung einzugehen. Deshalb wünschte er, obwohl er diesen Moment wohl den Rest seines Lebens bedauern würde, dass Cind bitte, bitte jetzt ihre Kleider nahm und verschwand.
    Es dauerte eine Weile, doch dann tat Cind, was er verlangte. Kaum war sie draußen, schlug Sten mit den Fäusten auf sein Kopfkissen ein, bis es keinen Widerstand mehr leistete. Er fand in dieser Nacht keinen Schlaf mehr. Doch wenigstens waren diesmal nicht Alpträume von einer in den Sand gesetzten Mission daran schuld.
    Was Cind anging: sie war natürlich sehr verletzt. Doch sie war noch verliebter als vorher. Indem Sten so umsichtig an sie gedacht hatte, dass er darüber sogar ihren Annäherungen widerstand, hatte sich Sten selbst vom Helden zur Gottheit befördert.
    Cind tröstete sich. Er würde ein anderes Mal geben, mit einem anderen Ergebnis.
    So sei es!
     
    Kilgour nahm an dem Treffen zwar nicht teil, doch er hatte die ganze Sache arrangiert. Otho war gut vorbereitet und fast nüchtern.
    Der Häuptling der Bhor hatte Sten zu einem Spaziergang um einen kleinen See in einem Tal nicht weit vom Hauptquartier eingeladen. Es war kein Zufall, dass der See, den er ausgewählt hatte, eine Gedächtnisstätte für die im Jann-Krieg gefallenen Bhor war.
    Als sie an seinem Ufer entlangspazierten, tat Otho, als suchte er Stens Rat für seine weiteren Pläne mit dem Lupus-Cluster. Es war auch kein Zufall, dass alle diese Pläne von einer Zukunft mit unbegrenztem Zugang zu AM 2 ausgingen. Otho trug sehr dick auf, genau wie Alex es ihm geraten hatte. Aus eigenem Bedürfnis heraus erwähnte er ohne beschönigende Details, welche Härten die Völker des Lupus-Clusters unter der Regentschaft »dieser Kabinettsidioten« zu erleiden hatten. Abgesehen von den extremen Einschränkungen durch die Verknappung von AM 2 – die Otho als vom Kabinett beabsichtigt auslegte –, hatten sämtliche Geschäftstätigkeiten, darunter auch der Abbau und der Transport von Imperium X, drastisch nachgelassen. Er übertrieb auch nicht, als er Sten erzählte, dass er in nicht allzu ferner Zukunft, vielleicht in ein oder zwei Jahren, eine Zeit heraufkommen sah, in der es den Lupus-Cluster in der heutigen geschlossenen Form nicht mehr geben würde. Ein Sonnensystem nach dem anderen würde abfallen, bis sie alle wieder auf sich allein gestellt waren, so wie in den primitiven Zeiten, als kein Wesen mit Bestimmtheit wissen konnte, ob außerhalb der Atmosphäre seines eigenen Planeten noch andere Wesen existierten.
    Sten lauschte seinen Worten nicht nur aus Höflichkeit. Alles, was Otho sagte, entsprach der Wahrheit. Was dagegen zu unternehmen war, wusste er jedoch auch nicht. Wenigstens konnte er zuhören. Während sie den kleinen See umrundeten, fiel ihm auf, dass dessen Oberfläche schimmerte, wie er es bei noch keinem anderen See gesehen hatte. Erst jetzt bemerkte er, dass sein Grund aus einer riesigen schwarzen Steinplatte bestand, die so blank wie ein Spiegel poliert war. Nur an wenigen Stellen blinkten einige Unregelmäßigkeiten. Zuerst erkannte er nicht genau, worum es sich dabei handelte. Er hielt sie für Algen. Dann sah er, dass es Namen waren, die Namen der toten Bhor, die hier von ihren Brüdern und Schwestern, ihren Vätern, Müttern und Freunden geehrt wurden.
    Als ihm die Bedeutung des Sees klar wurde, hätte er beinahe geweint. Otho tat so, als bemerkte er es nicht.
    »Ich muss offen mit dir reden, mein Freund«, sagte der Häuptling der Bhor dann. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort. »Es ist kein Geheimnis, dass du leidest. Wenn ich dir sage, dass es sich dabei nur um die Qualen eines alten Soldaten handelt, ist dir damit nicht sehr geholfen. Ich verstehe das. Wenn ich dir sage, dass es nichts anderes ist, als die geschwollenen Knöchel, die sich der Bauer nach langen Jahren hinter dem Pflug einhandelt, hilft dir das auch nicht viel mehr.
    Noch ein närrischer Vergleich, der jedoch ein Geständnis enthält: wie du wohl

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