Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
Vom Netzwerk:
weißt, entscheiden sich nicht alle Bhor für die Wege des … ähem … Kriegers.«
    Sten hob eine Augenbraue, behielt seine Gedanken jedoch für sich.
    »Ich hatte einmal einen Onkel, einen Schneider. Lach bitte nicht! Bei den gefrorenen Arschbacken meines Vaters, niemals zuvor lebte ein Wesen, das so gerne mit Stoff gearbeitet hat wie dieser Onkel, von dem ich gerade rede. Viele Jahre zogen vorüber. Denkwürdige Jahre der Erfüllung und der Zufriedenheit. Plötzlich fingen seine Hände an zu schmerzen. An seinen Fingerknöcheln bildeten sich große Knoten. So dick und so schmerzhaft, dass er sie kaum noch bewegen konnte. Begreifst du, was für eine Tragödie das für meinen Onkel war?«
    Sten nickte.
    »Gab er auf? Ließ er die Plackerei sein, die ihm soviel Freude bereitet hatte? Oder verfluchte er die Augen des Streggan-Geistes, der ihn befallen hatte und betrank sich, bis er keine Schmerzen mehr fühlte – um sodann wieder mit seiner Arbeit anzufangen?«
    Sten sagte, er vermutete letzteres. Er hielt Stregg, das Gebräu, das nach dem uralten Erzfeind der Bhor benannt war, für einen wirkungsvollen Schmerztöter.
    »Da hast du dich aber getäuscht!« brüllte Otho. »Das hat er nicht getan. Er gab auf. Er starb als verbittertes und gebrochenes Wesen. Und das ist die Schande meiner Familie, die ich, das schwöre ich dir, bislang noch vor niemand anderem ausgebreitet habe. Höchstens wenn ich vielleicht mal betrunken war. Ich schwöre dir jedoch, dass ich es noch niemandem in nüchternem Zustand verraten habe. Noch niemals!«
    Sten kam sich ein bisschen dumm vor. Seine Freunde behandelten ihn wie ein störrisches Kind. Vielleicht hatten sie damit sogar recht. Vielleicht brauchte er einen beherzten, aber kräftigen Tritt in den Hintern. Der arme Otho gab sich so viel Mühe.
    »Was willst du eigentlich?« blaffte ihn Otho an.
    »Was?«
    »Was willst du? Diese … Dinger, die jetzt anstelle des Imperators regieren. Du schuldest ihnen noch was. Sind sie etwa nicht deine Feinde? Haben sie deinen Hass etwa nicht verdient? Warum behandelst du sie so schäbig? Mach sie glücklich. Bring sie um!«
    »Habe ich schon versucht«, sagte Sten schwach.
    »Dann versuch es wieder. Stell dich nicht so an wie mein Onkel mit den Kleidern.«
    Sten wollte sagen, dass ihre Ermordung für ihn nichts besser machte. Nicht für ihn. Aber er wusste nicht, wie er es seinem raubeinigen, abgebrühten Freund klarmachen sollte.
    »Du willst mehr als nur ihren Tod, habe ich recht?« fragte sein raubeiniger, abgebrühter Freund.
    Sten dachte darüber nach. Je tiefer er sich in seine Gedanken wühlte, desto wütender wurde er.
    »Das sind Attentäter, feige Mörder«, zischte er. »Schlimmer noch. Als sie den Imperator ermordeten, haben sie uns allen das Messer in die Eingeweide gestoßen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir alle wieder wie Tiere leben müssen. Dann hocken wir wieder vor unseren Höhlen und schlagen Steine gegeneinander, um einen Funken zu erzeugen.«
    »Sehr gut«, dröhnte Otho. »Du bist wütend. Jetzt denk darüber nach, wie du es ihnen heimzahlen kannst.«
    »Es ihnen heimzahlen ist nicht unbedingt das, was ich möchte«, antwortete Sten.
    »Beim Barte meiner Mutter. Jetzt sind wir schon wieder an diesem Punkt angekommen. Was willst du denn? Spuck’s aus. Dann besteigen wir meine Schiffe und machen ihnen die Hölle heiß!«
    »Ich will … Gerechtigkeit«, brach es schließlich aus Sten hervor. »Verdammt noch mal! Ich möchte, dass jedes Wesen in diesem Universum erfährt, dass dieses Kabinett aus gemeinen Verbrechern besteht.
    Ihre Hände sind blutbesudelt. Gerechtigkeit, um Himmels willen! Gerechtigkeit!«
    »Ich persönlich glaube nicht unbedingt an Gerechtigkeit«, lenkte Otho ein. »Das tut kein echter Bhor. Das ist doch nur ein Märchen, das sich andere, schwächere Spezies ausgedacht haben, die sich nach höheren Wahrheiten sehnen, weil ihr eigenes Schicksal so mickrig ausgefallen ist.
    Aber ich bin ein tolerantes Wesen. Wenn dir der Sinn nach Gerechtigkeit steht, mein Freund, dann lade dir damit den Teller randvoll. Wir werden uns beide daran satt essen.
    Und jetzt: Entscheide dich. Welche Form soll diese Gerechtigkeit deiner Meinung nach annehmen? Und – bei den gefrorenen Arschbacken meines Vaters – wenn du jetzt wieder mit diesem emotionalen Schrott anfängst, reiße ich dir persönlich Arme und Beine aus. Ganz langsam und nacheinander.«
    Sten bedurfte dieser Art von Ermunterung nicht mehr. Mit einem Mal

Weitere Kostenlose Bücher