Morituri - Die Todgeweihten
Tribunal nur noch eine bedeutungslose Fingerübung.
»Eine letzte Frage noch«, sagte Sr. Ecu. »Auf welcher rechtlichen Grundlage steht dieses Tribunal? Was nutzt uns die ganze Geschichte, wenn wir rechtlich nicht dazu ermächtigt sind?«
»Es gibt keine«, erwiderte Mahoney. »Doch Sten wusste, dass Sie sich danach erkundigen würden. Er sagte, ich solle Ihnen mitteilen, dass er nicht die leiseste Ahnung hätte. Unserem Kommando unterstehen nun mal keine Regimenter voller Imperialer Rechtswissenschaftler.«
»Allerdings nicht«, sagte Sr. Ecu. »Mein Problem liegt nur darin, dass ich mir keinen Umstand vorstellen kann, unter dem selbst der Imperator eine derartige Aktion gutgeheißen hätte. Er hätte niemandem soviel Macht zugestanden. Nicht über sich selbst. Unser Problem besteht darin, dass das Kabinett in seinem Namen handelt. Mit den gleichen Vorrechten und gesetzlichen Möglichkeiten.«
»Oh, davon verstehe ich nichts«, sagte Mahoney. »Aber so alt wie dieses Imperium inzwischen ist, müsste etwas Vergleichbares doch schon mindestens einmal vorgekommen sein.«
»Ich glaube, da haben Sie recht«, meinte Sr. Ecu. »Und einmal würde uns schon reichen … Na schön, ich werde mich darum kümmern.«
Flottenmarschall I Mahoney war sehr erleichtert. Er und der Manabi klopften noch einige weitere Details fest, dann war es Zeit, sich voneinander zu verabschieden. Sr. Ecu sagte beim Abschied etwas, über das Mahoney noch eine ganze Weile nachzugrübeln hatte.
»Ach ja … Ich habe noch eine Botschaft für Ihren jungen Admiral«, sagte Sr. Ecu.
»Ja?«
»Richten Sie ihm doch bitte aus, auf welcher Mission er sich auch gerade befindet … Falls er versagen sollte …«
»Ja?« In Mahoneys Stimme klang eindeutig ein bisschen mehr Spannung mit.
»Sagen Sie ihm, ich würde ihn trotzdem gerne wieder sehen. Egal, wie die Sache ausgeht. Und ich hoffe nur, dass es irgendwo sein wird, wo alle Wesen fliegen können.«
»Wird er das verstehen?«
»Aber ja. Ganz bestimmt.«
Kapitel 17
Der Mann, der sich Raschid nannte, warf einen Blick auf das Schild:
ERFAHRENER KOCH GESUCHT. LANGE ARBEITSZEITEN, SCHLECHTE BEZAHLUNG, WENIG VERGÜNSTIGUNGEN, HARTER JOB, ESSEN FREI. Der Mann lächelte. Zumindest war es ehrlich.
Über dem heruntergekommenen Gebäude blinkte ein Reklameschild in mehreren Farben, die alle dem Auge nicht gerade schmeichelten:
DER LETZTE KNALL TEESTUBE UND RESTAURANT. Darunter stand: DINGISWAYO PATTIPONG, EIGTM.
Drei engumschlungene, ziemlich abgefüllte Raumfahrer torkelten aus der Bar nebenan und über den rissigen Kunststoff-Bürgersteig. Raschid lächelte höflich und trat einen Schritt zur Seite. Einer der Raumfahrer sah ihn bedauernd an, ging jedoch weiter.
Wieder lächelte Raschid, und sein Lächeln wurde breiter, als er das Heulen des Yukawa-Antriebs hörte, mit dem sich ein Schiff von dem Landefeld direkt hinter der Schutzmauer in die Luft erhob. Der Fahrer des Lastgleiters hatte recht gehabt; der Raumhafen stand voller Schiffe, die schon längere Zeit nicht mehr abgehoben hatten und womöglich nie wieder fliegen würden. Trotzdem gab es immerhin noch einigen Verkehr.
Raschid betrat das Restaurant.
Der Mann, der ihn begrüßte, war klein und ziemlich dunkel. Die Gaststube bestand aus ungefähr zehn Tischen und einem Tresen. Der kleine Mann war der einzige Mensch im Raum.
»Sr. Pattipong?«
»Sind Sie von der Polizei?«
»Nein. Ich suche Arbeit.«
»Kannst du kochen?«
»Ja.«
»Aber du bist kein Koch. Vielleicht warst du mal Koch, irgendwo, wo man nicht gleich das Messer zieht, wenn die Bestellung falsch kommt. Du bist zu hübsch, um hier unten Koch zu sein.«
Raschid antwortete nicht.
»Wo warst du zuletzt Koch?«
Raschid murmelte etwas Unverständliches.
Pattipong nickte. »Vielleicht bist du wirklich Koch. Köche sagen nie, wo zuletzt gearbeitet. Zu viele Frauen … Alks … Kinder … Polizei. Komm. Wir probieren.«
Pattipong führte Raschid durch eine Tür in die Küche, wobei er seinen Gesichtsausdruck genau überprüfte. Pattipong nickte, als sich das entsetzte Staunen einstellte.
»Ja, nicht so hervorragend. Ich habe Station für guten Koch eingerichtet. Cnidarianer. Er blieb zwei, drei Jahre. Dann … weg. Ließ mich mit Badewanne als Kochstation zurück.«
Die Cnidarianer waren intelligente, korallenähnliche Polypenwesen. Und Wasserbewohner. Im Reifestadium wuchsen mehrere dieser Wesen zusammen. Wesen, die sich nicht gerade gut leiden konnten. Der
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