Morituri - Die Todgeweihten
Vorgeplänkel schilderte er die Situation zwischen Regen und Traufe, in die ihn Lovett manövriert hatte. Beide Optionen waren nicht annehmbar.
Ian sagte nicht: »Das haben wir Ihnen doch gleich gesagt.« Er vergeudete auch nicht Sr. Ecus Zeit, indem er versuchte, ihn zu trösten. Statt dessen war er ebenso direkt wie der Manabi. Er teilte ihm Stens Plan in groben Umrissen mit.
Was dem jungen Admiral vorschwebte, erklärte er, war eine Anklage wegen Mordes. Die Verhandlung würde von einem unabhängigen Tribunal geleitet werden, das sich aus den renommiertesten Wesen des Imperiums zusammensetzte. Die frühere und unverbrüchliche Loyalität jedes dieser Repräsentanten musste natürlich außer Frage stehen. Um sicherzugehen, dass das Verfahren unanfechtbar war, schlug Sten Sr. Ecu als neutralen Schiedsrichter vor. Ihm allein würde die Autorität zugestanden, zu überprüfen, dass alle Beweise und Zeugenaussagen mit absoluter Fairness gehandhabt wurden.
Während des Tribunals würden Sten und Mahoney ihr absolut Möglichstes tun, um Wohl und Sicherheit eines jeden Mitglieds zu gewährleisten.
»Wie wahrscheinlich ist das denn?« fragte Sr. Ecu.
»Natürlich gibt es keine hundertprozentige Sicherheit. Deshalb sagte ich, wir würden unser Bestes tun. Mehr nicht.«
»Das ist einleuchtend«, sagte Sr. Ecu. »Und fair.«
Mahoney zeigte sich über die Antwort nicht sehr erstaunt. Es war eine weitaus bessere Zusicherung als alles, was das Kabinett bisher geboten hatte. Er führte aus, dass er und Sten dafür sorgen würden, dass jeder Augenblick der Verhandlung so weit wie möglich ausgestrahlt und verbreitet würde. Es war Stens Anliegen, dass jedes Wesen, egal wie weit entfernt oder auf welcher Entwicklungsstufe, die Möglichkeit haben sollte, die ungefärbten Details des Verfahrens zu verfolgen. Er musste nicht eigens andeuten, dass das Kabinett alles mögliche unternehmen würde, um eine derartige Öffentlichkeit zu verhindern.
»Werden Sie ihnen erlauben, sich selbst zu verteidigen?« wollte Sr. Ecu wissen.
»Natürlich.«
»Sie werden ablehnen.«
»Wirklich?«
Sr. Ecu überlegte einen Moment. »Ja, ich glaube schon.«
Man musste nicht eigens erläutern, dass sich die Kabinettsmitglieder, sollten sie vom Tribunal für schuldig befunden werden, keinesfalls zerknirscht in die Hände ihrer Gefängniswärter begeben würden. Sten kam es jedoch auf das moralische Gewicht an, auf möglichst viel Gewicht, um die Waagschalen in die andere Richtung zu bewegen. Wenn man korrekt damit umging, konnte eine derartige Entscheidung so viele Löcher in den Machteimer des Privatkabinetts reißen, dass ihnen sämtlichen Verbündeten aus den Lecks davonsickerten. Was hatten sie denn außer AM 2 zu bieten? Und wie sich herausgestellt hatte, konnten sie schon bald nicht einmal mehr das liefern.
»Wer soll die Mitglieder auswählen?« lautete Sr. Ecus nächste Frage.
Mahoney antwortete, dass eine derartig verantwortungsvolle Aufgabe nur einem Manabi anvertraut werden könne. Das gleiche galt für die Aufgabe, sich mit Leuten zu treffen, die für verschiedene Ämter in Frage kamen. Sr. Ecu musste eine völlig geheime Aktion starten, von einem System zum anderen tingeln und dabei sicherstellen, dass er keine Spuren hinterließ. Dabei sollte er jede erdenkliche Freiheit haben, nicht nur aus Gründen des Vertrauens und der Geheimhaltung, sondern auch aus praktischen Gründen. Wer, außer dem Ewigen Imperator, konnte sich schon solcher Fertigkeiten rühmen?
Sr. Ecu machte sich so seine eigenen Gedanken zum Imperator, teilte sie Mahoney jedoch nicht mit. Er wäre nicht wenig erstaunt darüber gewesen, dass Ians Gedanken sich nicht allzu sehr von den seinen unterschieden. Auch Mahoney hätte nicht schlecht gestaunt, wenn er gewusst hätte, dass die Gedankengänge dieses Wesens einen großen Einfluss auf seine Entscheidung ausübten.
Während der Manabi allmählich zu einem Einverständnis kam, blitzte in Mahoneys Überlegungen der zweite Teil von Stens Plan auf. Er hatte sich nicht näher über die Gründe von Stens Abwesenheit ausgelassen. Dafür war nicht unbedingt ein Mangel an Vertrauen verantwortlich, sondern eher die alte, unverbrüchliche Regel des Mercury Corps: »Wer muss was wirklich wissen?« Abgesehen davon hätte er auch nicht genau gewusst, wie Sr. Ecus Entscheidung ausgefallen wäre, wenn er ihm von der Mission erzählt hätte. Wenn Sten dieses Mal versagte, war alles verloren. Dann wäre auch ein unabhängiges
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