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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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als Trampschiff. Ihr Eigentümer musste sie schon mehr als einmal kurz vor der Verschrottung ein allerletztes Mal auf Profit bringende Tour geschickt haben.
    Eine Schönheit war sie wahrscheinlich nie gewesen. Als der Hafengleiter Jarvis, Moran und ihren neuen Koch an der Rampe des Schiffs absetzte, versuchte Raschid herauszufinden, zu welchen Zwecken die Santana einmal entworfen worden war. Er hatte nicht die geringste Ahnung. Das Schiff bestand aus drei in die Länge gezogenen, eicheiförmigen Körpern, die vorne und hinten mittels einer X-förmigen Klammer miteinander verbunden waren, sowie einem langen Zylinder, der sich über den beiden Hauptschiffskörpern erstreckte. Das war, wie Raschid vermutete, der Maschinen- und Antriebsbereich. Warum befand er sich jedoch vorne? War diese Schüssel womöglich einmal für einen anderen Antrieb als AM 2 gebaut worden? Unmöglich. Niemand hätte sich die Mühe gemacht, einen solchen Dinosaurier umzubauen, von einer Lizenz ganz zu schweigen. Oder etwa doch?
    Eine Eichel beherbergte die Kontrollräume und die Mannschaftsquartiere, in den beiden anderen war die Fracht verstaut. Die Mannschaftsräume waren so vertrackt angelegt wie das Äußere der Santana . Raschid verlief sich mehrere Male, bis er die Kombüse und seine Kajüte ohne Umwege fand. Einige Korridore waren einst abgetrennt und versiegelt oder nach Lust und Laune eines neuen Eigentümers an anderer Stelle wieder aufgeschnitten und zugänglich gemacht worden. Raschid kam an mit längst unbrauchbar gewordenen Maschinenteilen vollgestellten Sektionen vorbei, deren beste und billigste Verwendung darin bestanden hätte, sie einfach vom Schiffskörper abzutrennen. Als er in seinem neuen Reich ankam, erwartete Raschid mehr als eine kleine Überraschung. Er war Optimist. Der Doppelherd war so alt, dass er wahrscheinlich noch mit Holz beheizt wurde. Er würde sich später um ihn kümmern. Zunächst einmal war er froh und dankbar, seinen Arbeitsplatz überhaupt gefunden zu haben. Selbstverständlich sah es aus wie im Schweinestall, doch wenigstens erhielt er aufgrund der Arbeitszeiten und der Privilegien eines Kochs ein eigenes Schlafquartier.
    Die Pritsche – falls die durchgelegene Matratze an der Wand diesen Namen verdiente – war mit Sicherheitsgurten versehen. Raschid beschloss ernsthaft, wenn auch völlig irrational, sich beim Start festzuschnallen. Auf diese Art bestand wenigstens die Aussicht, dass für das Begräbnis auf dem Armenfriedhof ein erkennbarer Leichnam übrig blieb, falls sich die Santana schon beim Start in sämtliche Bestandteile zerlegte, was gar nicht so unwahrscheinlich erschien.
    Raschid dachte gequält daran, dass er genau dem von Pattipong vorausgesagten Abenteuer entgegentrat. Nun blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten, dass das Schiff mit Ziel Yongjukl abhob.
    Raumschiffe rasten nicht fauchend und kreischend ins All hinaus, außer vielleicht in Dokumentarfilmen aus der Steinzeit oder in peinlich amateurhaften Livies. Die Santana brachte jedoch genau dieses Kunststück fertig – oder anthropomorphisierte Rashid nur? Er selbst stand jedenfalls kurz davor, laut zu schreien. Die McLean-Generatoren sagten ihm, dass »unten« in ungefähr einem halben Dutzend Richtungen lag, bevor der Yukawa-Antrieb ansprang. Die Brücke hielt die Santana auf Yukawa, bis sie die Atmosphäre verlassen hatte. Eine schreckliche Energieverschwendung, doch wahrscheinlich war jeder Versuch, dieses Ungetüm innerhalb der Atmosphäre auf AM 2 umzuschalten, eine Einladung zur Selbstzerstörung.
    Ein Com summte.
    »He, Köchlein, genug gepennt. Offiziersmesse, in einer Stunde. Mannschaft im Anschluss.«
    Raschid ging in die Kombüse zurück, wo er von Moran erwartet wurde. Raschid fiel auf, dass der Maat eine Pistole am Gürtel trug. Moran führte Raschid zu einem Lagerraum, sperrte ihn auf und befahl ihm, alles, was er brauchte, mitzunehmen.
    »Für wie viele Leute koche ich eigentlich?«
    »Von diesen Vorräten hier – für mich, den Skipper und den Ersten Ingenieur. Die Vorräte für die Mannschaft sind auf der anderen Seite der Kombüse. Von denen musst du zwölf Mäuler stopfen.«
    Raschid staunte nicht übermäßig, als er sah, dass die Vorräte in dem verschlossenen Raum nicht unbedingt mit denen in der Speisekammer der Mannschaft übereinstimmten. Die Rationen der Offiziere entsprachen dem allgemeinen Standard für Raumschiffe, doch die Nahrungsmittel für die Mannschaft sahen eher aus wie schon seit ewigen

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