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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Langsam wurde ihm von innen heraus warm. »Was ist mit Hakons Eltern, den Tarkovskis? Sie sind mit Sicherheit vollkommen harmlos.«
    »Vielleicht.«
    »Ich bin mir sicher, der Junge könnte es beweisen.«
    »Vielleicht. Und vielleicht weiß er auch, ob es noch andere wie ihn gibt. Aber wir kommen nicht an ihn heran. Wir können uns nicht vor seinen Manipulationen schützen. Er ist gefährlich.«
    »Sie meinen, ich hätte mehr Glück, weil er mich kennt?«
    »Vielleicht.« Magnusson lehnte sich zurück und presste die Lippen aufeinander. »Verstehen Sie das Problem?«, sagte er jetzt vorsichtig. »Alleine aus Überlebensgründen müssten wir ihn töten. Solange er existiert, haben wir gegen den Jungen und seinesgleichen keine Chance. Es wird in einer Katastrophe enden. Denn, wissen Sie, jeder Eskatay ist anders. Der eine kann Gedanken lesen, der andere fliegen. Der nächste kann alleine durch die Kraft seines Willens Materie verändern, wer weiß? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.«
    »Aber entschuldigen Sie, wenn ich eines nicht verstehe«, sagte Lennart. »Wenn der Junge meine Gedanken lesen kann, dann wird er auch von diesem Gespräch erfahren.«
    »Das soll er sogar. Dann wird er erfahren, dass er die Wahl hat. Entweder er kooperiert ...«
    »Oder?«
    »Wir werden ihn töten.«
    »Werden Sie das nicht ohnehin tun?«
    Magnusson schüttelte langsam den Kopf. »Sie fragen zu viel. Nun gut. Ja, wir werden ihn ohnehin töten. Aber dafür lassen wir seine Familie am Leben.«
    Noch am selben Tag fuhr Lennart zur Mühle. So nannten alle das Staatsgefängnis, denn wer hier einmal eingeliefert wurde, dessen kriminelle Persönlichkeit wurde in kürzester Zeit gebrochen und zermalmt. Hier ging es nicht darum, Verbrecher zu nützlichen Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft umzuerziehen. Dies war ein Wartezimmer des Todes. Hier waren die Lebenslänglichen untergebracht, hauptsächlich mehrfache Mörder und Hochverräter. Wenn ein Insasse jemals die Mühle verließ, dann mit den Füßen voran in einer schmucklosen Holzkiste. Lennart hatte dieses Gebäude nur ein einziges Mal von innen gesehen, als er an einem Fall arbeitete und einen Zeugen befragen musste, der bereits verurteilt war.
    Die Unterredung war nicht erfolgreich gewesen. Der Häftling, Kassenwart eines Boxvereins, war nicht sonderlich kooperativ. Warum hätte er auch reden sollen? Man erhielt ohnehin keine Vergünstigungen, und wer einmal als Ratte abgestempelt war, der durfte sicher sein, dass seine Lebenserwartung sich durch diesen Verrat drastisch verkürzt hatte. Wenn Hakon hier festgehalten wurde, dann war das kein gutes Zeichen. Entweder war das System so hart geworden, dass es noch nicht einmal vor äußerster Gewalt gegen Kinder zurückschreckte, oder aber der Junge war wirklich so gefährlich, wie Magnusson behauptete.
    Lennart hatte seinen Besuch per Rohrpost angekündigt. Dennoch musste er sich erst einer gründlichen und entwürdigenden Leibesvisitation unterziehen, bevor ihn der Direktor persönlich zum Hauptgebäude führte.
    »Sie müssen die Vorsichtsmaßnahmen entschuldigen, aberSie glauben nicht, was so alles ins Gefängnis geschmuggelt wird.«
    »Ich bin Polizist. Eigentlich stehe ich auf Ihrer Seite.«
    Der Direktor, ein erstaunlich normal wirkender Mann in seinen späten Vierzigern, verzog den Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen.
    »Auch wenn dies das Staatsgefängnis ist, heißt es nicht, dass manche der Häftlinge keine Macht haben. Hier sitzen nicht nur normale Kriminelle, sondern auch die eine oder andere Größe des organisierten Verbrechens. Stellen Sie sich vor, Sie wären ein kleiner Inspektor mit einem ebenso kleinen Einkommen. Stellen Sie sich weiterhin vor, dass jemand Sie darum bittet, eine Waffe hineinzuschmuggeln und Ihnen dafür einen Betrag von 25 000 Kronen bietet: Was würden Sie tun?«
    »Keine Waffe ist 25 000 Kronen wert«, sagte Lennart.
    »Hier schon. Wissen Sie, wir haben es schon lange aufgegeben, die Strukturen aufzubrechen, die sich hier über die Jahre etabliert haben. Wer draußen eine große Nummer war, ist es hier auch, vorausgesetzt, er hat das nötige Geld. Es ist ein System, das sich selbst organisiert, und seitdem wir das akzeptiert haben, fahren wir ganz gut damit. Es gibt keine Revolten mehr und die Kriminalität hält sich in Grenzen. Was wollen wir also mehr? Nur was dieser Hakon Tarkovski hier soll, ist mir ein Rätsel. Er ist noch ein halbes Kind. Am liebsten würde ich ihn sofort freilassen.

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