Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
Vom Netzwerk:
Dies ist kein Ort für ihn.«
    »Das wird sich herausstellen«, sagte Lennart und folgte dem Direktor über den kahlen Hof.
    Als sie im Eingangsbereich den Posten des Oberaufsehers passiert hatten, führte der Direktor seinen Besuch zu einem Treppenabgang. In Lennart zog sich alles zusammen, als er in den nur spärlich beleuchteten Keller schaute.
    »Das ist unser Hochsicherheitstrakt. Unsere Gefangenen sind in Gefährdungskategorien eingeteilt. Die Kategorien A1 bis A4 nehmen ganz normal am Gefängnisalltag teil. Die Kategorie A5 wandert da hinunter. Zu ihr gehören Serienmörder und Psychopathen, aber die mussten gestern ihre Zellen räumen, um Platz für eine neue Kategorie zu schaffen. Hakon Tarkovski ist unser erster A6-Häftling. Wissen Sie, was A6 bedeutet, Chefinspektor? Komplette Isolation. Vierundzwanzig Stunden. Kein Kind ist so gefährlich, als dass es lebendig begraben werden muss!«
    »Welche Nummer hat seine Zelle?«, fragte Lennart. »Die Nummer 6.«
    Lennart wartete nicht auf den Direktor und steuerte direkt die Tür an.
    »Halt, warten Sie! Das ist gegen das Sicherheitsprotokoll. Außerdem benötigen Sie den Schlüssel.«
    »Warum?«, fragte Lennart und riss die schwere Tür auf. »Die Zelle ist leer.«
     
    ***

Am späten Nachmittag hörte York, wie mehrere Automobile vorfuhren und in der Einfahrt parkten. York sprang von seinem Bett auf, schob die Vorhänge beiseite und spähte vorsichtig hinaus. Egmont war die Treppe hinabgeeilt und begrüßtenun auf seine kriecherische Art einige Männer, die aus den schwarz lackierten Karossen ausstiegen. York erkannte nur den Innenminister, die anderen waren ihm fremd. Ohne groß auf Formalitäten zu achten, führte Egmont den Besuch ins Haus.
    York eilte zu seiner Tür, schlich sich hinaus und lugte zwischen den Geländerstäben der Treppe hinunter in die Eingangshalle. Unter ihm konnte er die beflissene Stimme des Privatsekretärs hören. »Nehmen Sie doch bitte schon einmal in der Bibliothek Platz. Ich sage inzwischen in der Küche Bescheid, damit der kleine Imbiss serviert werden kann, den ich habe vorbereiten lassen. Ich glaube, wir haben einen Grund zum Feiern, nicht wahr?«
    Einen Grund zum Feiern? Weil es Norwin gelungen war, den Richter aus dem Weg zu räumen? Aber warum trafen sich dann alle hier und nicht im Ministerium? Zu gerne hätte er die Unterhaltung belauscht, vielleicht würde er dann mehr über die Umstände der Verschwörung erfahren, der Erik Urban zum Opfer gefallen war, doch er konnte ja schlecht an die Tür klopfen und fragen, ob er sich nicht zu der illustren Runde gesellen durfte. Andererseits war er noch immer der Hausherr, nicht wahr? York lachte bitter. Nein, das war er nicht. Aber dennoch gab es eine andere Methode, wie er diesem Stelldichein beiwohnen konnte, ohne dass es jemand bemerkte. Er schloss die Augen, dann dachte er an das Morländische Staatsrecht, Band IV mit Kommentaren von Lew Horvitz und die Kammer, die sich hinter dem Regal befand. Schlagartig änderte sich der Geruch um ihn herum. York musste unwillkürlich grinsen.
    Egmont schob einen kleinen Rollwagen in die Bibliothek, auf dem sich ein Tablett mit aufwändig dekorierten Kanapee befand. »Bitte entschuldigen Sie, wenn ich Sie heute selbst bediene, aber ich habe das Personal bereits nach Hause geschickt. Ich denke, das ist in Ihrem Sinn.«
    »Was ist mit dem Jungen?«, fragte Norwin.
    »Der ist in seinem Zimmer und tut, was immer ein Junge in seinem Alter tut.« »Ein Glas ladinischen Schaumwein?«, fragte Egmont und entkorkte eine Flasche.
    »Danke, für mich nicht«, sagte ein älterer, kräftig gebauter Mann und hob abwehrend die Hand. »Wenn ich jetzt Alkohol trinke, kann ich mich gleich ins Bett legen.«
    »Stellen Sie sich nicht so an, Magnusson«, sagte Norwin ungehalten und reichte dem Mann ein bis zum Rand gefülltes Glas. »Egmont hat Recht. Wir haben tatsächlich einen Grund zum Feiern.«
    Der Mann namens Magnusson seufzte schicksalsergeben und nahm das Glas entgegen.
    »General Nerta?«
    »Natürlich«, entgegnete dieser. York erkannte ihn jetzt. Ohne Uniform sah der Verteidigungsminister gar nicht so militärisch aus.
    »Dann werde ich mich wohl anschließen müssen, nicht wahr?«, sagte der Mann, der neben Norwin saß und sogar noch dünner als der Innenminister war.
    »Professor Strashok.« Egmont reichte auch ihm ein Glas. »Betrachten Sie es einfach als einen Selbstversuch. Wer weiß, vielleicht finden Sie ja Gefallen daran.«
    »Vergessen Sie

Weitere Kostenlose Bücher