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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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in den Kopf schauen und sagen, warum er so tickt, wieer tickt. Im Moment ist mir das auch ziemlich egal. Wir werden in den nächsten Tagen noch genügend andere Probleme haben.«
    »Und welche sollten das sein?«
    »Man wird uns fragen, wie wir es mit der neuen Ordnung halten. Und ganz ehrlich? Ich weiß noch nicht, welche Antwort ich dann geben werde. Aber sie wird vielleicht anders aussehen, als es manche denken.«
     
    ***

Hakon hatte zunächst damit gerechnet, zusammen mit den anderen Gefangenen in eines der Fuhrwerke verfrachtet zu werden, doch stattdessen nahm ihn Swann in seinem eigenen Wagen mit. Die dunklen Vorhänge waren von innen zugezogen, sodass Hakon nicht sehen konnte, was draußen geschah.
    Er hatte versucht, in all dem Gewimmel seine Eltern zu finden, doch sie waren zusammen mit Nadja die Ersten gewesen, die man abgeführt hatte. Zunächst hatte sich Hakon gefragt, warum man ihn von seiner Familie getrennt hatte, war dann aber von selbst auf die Antwort gekommen, als er versucht hatte, die Gedanken des Fahrers zu lesen, der durch eine Milchglasscheibe von seinen Fahrgästen getrennt war. Es gelang Hakon nämlich nicht. An Swanns Grinsen erkannte er, warum er kein Glück hatte. Wie es schien, konnte der Mann nicht nur seinen eigenen Geist abschirmen, sondern auch den anderer Menschen, die sich in direkter Nähe zu ihm befanden. Hakon begriff nun auch, warum die Köpfeder Polizisten, die den Einsatz im Zirkus durchgeführt hatten, so seltsam leer gewesen waren; irgendwie musste sie Swann manipuliert haben.
    Hakon rutschte weiter in seine Ecke, um so einen möglichst großen Abstand zwischen sich und Swann zu schaffen. Natürlich wollte er fragen, wohin die Reise ging, doch wusste er, dass er keine Antwort darauf erhalten würde, also schwieg er und wartete ab.
    Die Fahrt dauerte nach Hakons Schätzung etwa eine Stunde, dann hielt der Wagen.
    »Wir sind da«, sagte Swann.
    Hakon fingerte an der Innenseite der Tür herum, konnte aber den Griff nicht finden. Er wollte schon fragen, wie er aus diesem Automobil aussteigen sollte, als der Verschlag so rüde aufgerissen wurde, dass Hakon beinahe herausgekippt wäre. Swann grinste daraufhin noch mehr.
    Sie befanden sich im Inneren einer quadratisch angelegten, burgähnlichen Festung, deren zinnenbewehrte Mauern vier Wachtürme miteinander verbanden, auf denen schwer bewaffnete Soldaten paarweise Wache schoben. In der Mitte befand sich ein ebenso quadratisches Gebäude, zehn Stockwerke hoch, die graue, abweisende Fassade nur durchbrochen durch ein schweres Tor und unzählige kleine vergitterte Fenster. Obwohl Hakon noch nie hier gewesen war, wusste er, dass er im Gefängnis von Lorick war.
    Swann packte ihn beim Arm und schob ihn vor sich her, als könnte sein Gefangener jeden Moment ausbrechen. Als sie das Hauptgebäude erreichten, öffnete sich im großen Tor eine kleinere Tür. Niemand war zu sehen, nichts zu hören.
    Fast schien es, als sei dieses Gefängnis einzig für Hakon gebaut worden. Und obwohl es eigentlich nicht viel zu sehen gab, versuchte er sich jede noch so kleine Einzelheit zu merken, denn er würde die Erinnerung an sie vielleicht noch brauchen. Die Tür zum Hauptgebäude des Gefängnisses öffnete sich, dann hörte Hakon, wie sich Schritte schnell entfernten. Es war gespenstisch. Wenn es Gefangene gab, dann verhielten sie sich besorgniserregend still.
    »Sie haben Angst, dass ich die Gedanken der Wärter lese, nicht wahr?«, sagte Hakon. »Dass ich vielleicht auf diese Weise einen Fluchtweg finde. Deswegen laufen sie alle davon, verstecken sich vor einem fünfzehnjährigen Jungen. Sagen Sie, wie groß ist Ihre Angst vor mir?« Hakon war selber überrascht, sich so reden zu hören, doch die Wut hatte jede Angst ausgelöscht. Auch wenn er Swanns Gedanken nicht lesen konnte, so ahnte Hakon, dass ihm nichts geschehen würde. Der Geheimdienst wollte wissen, wie es in ihm aussah. Wie er funktionierte. Wie hatte Swann ihn genannt? Einen Gist, genau. Und was immer das war, er hatte dieses Wort mit einer gewissen neidvollen Hochachtung ausgesprochen.
    »Du überschätzt deine Fähigkeiten, Junge.« Swann gab Hakon einen Stoß und zeigte auf eine Treppe, die hinab ins Untergeschoss führte, wo nur einige Gaslampen ein schummeriges Licht verbreiteten.
    »Tu ich das? Ich verrate Ihnen etwas: Ich habe meine magische Gabe erst vor einer Woche entdeckt. Es war mehr ein Unfall gewesen, müssen Sie wissen. Ich wusste nichts von Magie, von echter Magie«,

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