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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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korrigierte er sich. »Doch plötzlichwar sie da. Erst seit ein paar Tagen beherrsche ich sie einigermaßen, und nun bin ich schon in der Lage, Sie auszusperren, obwohl Sie bereits seit der Vorstellung im Zirkus wie ein Hund an meiner Tür kratzen.«
    »Wie hast du die Katze ausgetauscht?«, fragte Swann wütend.
    »Das muss Sie in den Wahnsinn treiben, nicht wahr? Alle anderen Menschen sind wie ein offenes Buch für Sie, nur in mir können Sie nicht lesen. Ein Fünfzehnjähriger, ein Nichts, ein Niemand zeigt Ihnen Ihre Grenzen auf.«
    Swann gab ihm einen weiteren Stoß, der Hakon beinahe die Treppe hinabstürzen ließ. Als sie unten angekommen waren, sah Hakon zwölf Zellen, sechs links, sechs rechts. Nummer 6 war für ihn. Hakon trat ein. Es war ein finsteres Loch, möbliert mit einer nackten Holzpritsche, die wohl das Bett sein sollte. Für die Erledigung der Notdurft hatte man einen zerbeulten Blecheimer in die Ecke gestellt. Die einzige Lichtquelle war ein schmaler Schacht, der hinaus in den Hof zu führen schien. Swann zog aus seiner Tasche einen Schlüssel und schloss ab. Dann entfernten sich seine Schritte.
    Hakon blieb stehen und lauschte. In der Ferne wurden Türen zugeschlagen, Schreie waren zu hören, die sich aber in der Weitläufigkeit des kalten Gebäudes verloren. Noch nie in seinem Leben hatte sich Hakon so einsam gefühlt. Seine Gedanken waren bei seinen Eltern und bei Nadja. Sie vermisste er am meisten. Aber Hakon würde nicht lange in dieser Zelle bleiben. Er würde sie bald wiedersehen.
    Er holte die Blume, die ihm Nadja nach ihrer Vorstellung gegeben hatte, aus seiner Hosentasche und legte sie sorgsamauf die Pritsche. Dann schüttelte er die Decke auf. Swann hatte wissen wollen, wie Hakon die Katzen vertauscht hatte. Nun, vielleicht würde ihm eine leicht veränderte Neuauflage des Tricks auf die Sprünge helfen.
    »Mutus, Matus, Mutatus«, sagte Hakon feierlich und breitete die Decke aus. Dann zog er sie wieder weg. Statt der Blume lag nun auf der Pritsche etwas anderes, etwas Metallenes.
    Es war der Zellenschlüssel, der sich noch vor einer Sekunde in Swanns Hosentasche befunden hatte.
     
    ***

Lennart wusste, dass Elverum ihn für einen Narren hielt, wenn auch einen mit lauteren Absichten. Jedenfalls hatte er den Chefinspektor für verrückt erklärt, als dieser die Absicht äußerte, er wolle herausfinden, was mit den Männern und Frauen geschehen war, die man heute so zahlreich verhaftet hatte. Lennart wusste, dass es ein Spiel mit dem Feuer war. Im Gegensatz zu Elverum war er angreifbar. Er hatte eine Familie, und wenn nun wirklich der Geheimdienst das Sagen im Land hatte, dann waren Silvetta und die Kinder in Gefahr. Aber waren sie das nicht auch, wenn er sich anpasste? Wenn es etwas gab, was er aus der Zeit gelernt hatte, als Mors tal das Land regierte, dann war es das: Jedes repressive System wurde irgendwann so paranoid, dass es alles und jeden verdächtigte, bespitzelte und ins Gefängnis warf. Viele, die sich gegen das System gestellt hatten, waren tödlichen Unfällen zum Opfer gefallen oder auf Nimmerwiedersehenverschwunden. Anfragen bei der Polizei verliefen im Sande, weil es eine Order von oben gegeben hatte. Lennart wusste das. Er war damals schon Polizist gewesen. Und wer zu hartnäckig nachbohrte, der landete irgendwann selbst auf der Liste der zu entsorgenden Querulanten. Lennart hatte gehofft, nie wieder solche Zeiten der Angst erleben zu müssen. Und er wollte nicht, dass seine Kinder so aufwuchsen.
    Die Harpyie an der Rezeption des Innenministeriums meldete Lennart erst bei Magnusson an, als sie die Vollmacht gelesen hatte, die der Minister unterschrieben hatte. Erstaunlicherweise hatte auch Kramfors noch immer Dienst. Jedenfalls war Lennart schon fast geneigt, dem Elitesoldaten zum Gruß die Hand zu geben, als er den Chefinspektor hinauf in das Stockwerk begleitete, in dem Magnusson sein Büro hatte.
    Es war erstaunlich ruhig in dem Gebäude. Kein Zeitungsmensch war zu sehen. Natürlich. Immerhin hatte man ja die Pressefreiheit außer Kraft gesetzt. Und die anderen Beamten waren vermutlich unterwegs und taten, was getan werden musste, um ein halbwegs demokratisches System in eine Diktatur zu verwandeln. Lennart fühlte sich zum Kotzen.
    Kramfors klopfte an die Tür des Staatssekretärs, und ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete er dem Chefinspektor die Tür. Magnusson blickte von seiner Arbeit auf und setzte die Brille ab, als er Lennarts gewahr wurde. Der

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