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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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dachte Lennart, als er alleine in der Auffahrt zum Schrottplatz stand und den Rücklichtern des Automobils nachschaute. Man hatte ihn ins kalte Wasser geworfen und erwartete nun von ihm, dass er alleine das Schwimmen lernte. Nun, so ganz auf sich gestellt war er nicht. Er faltete die Vollmacht auf und las sie.
    Magnusson hatte nicht übertrieben. Das Dokument bestand nur aus zwei dürren Sätzen, aber die hatten es in sich: Jeder Beamte hatte ohne Widerspruch seinen Befehlen Folge zu leisten. Zudem hatte er keinen Vorgesetzten, sondern war direkt dem Innenminister unterstellt. Er steckte den Brief in die Innentasche seine Jacketts und ging zum Tor des Schrottplatzes, das von einem Konstabler in Uniform bewacht wurde. Seine Haltung straffte sich, als er Lennart bemerkte.
    »Sie können hier nicht durch«, sagte er barsch.
    Lennart hielt ihm die neue Dienstmarke unter die Nase. »Chefinspektor Hagen Lennart. Ich leite die Ermittlungen.«
    Der Konstabler überprüfte den Ausweis und schaute Lennart dann unsicher an. »Das kann nicht sein, Herr Chefinspektor. Soviel ich weiß, werden die Untersuchungen von Oberinspektor Elverum geleitet, und der ist schon seit zwei Stunden vor Ort. Er hat mir nichts von einem Chefinspektor gesagt.«
    »Hätten Sie dann bitte die Freundlichkeit, Oberinspektor Elverum zu holen.«
    »Es tut mir leid, aber ich darf meinen Posten nicht verlassen«, sagte der Konstabler unbehaglich. »So lautet meine ausdrückliche Order.«
    Lennart zückte jetzt die Vollmacht. Er hatte nicht gedacht, sie so früh benutzen zu müssen. Andererseits wusste er, wie die Polizei arbeitete. Nur wer Befehlen Folge leistete, bewegte sich auf der sicheren Seite.
    »Oh«, machte der Konstabler nur, als er einen Blick auf das Papier geworfen hatte. »Das ist wohl etwas anderes. Ich rufe ihn.«
    »Nein, warten Sie. Ich habe es mir anders überlegt. Ich komme mit Ihnen mit.«
    Der Polizist machte ein unbehagliches Gesicht. »Aber dann ist der Posten hier nicht gesichert.«
    »Das nehme ich auf meine Kappe. Lassen Sie uns gehen.«
    Der Konstabler führte Lennart zu einem flachen Holzschuppen, der offensichtlich das Büro beherbergte und in dem sich Oberinspektor Elverum mit seinen Männern versammelt hatte.
    »Entschuldigung«, stammelte der Polizist. »Hier ist ein Oberinspektor Lennart, der zu Ihnen möchte. Er sagt, er sei der leitende Beamte.«
    Das Gespräch erstarb. Ein groß gewachsener Mann mit rotem Schnauzbart und den Schultern eines Schwergewichtsringers drehte sich zu ihnen um. Verdutzt nahm er seine Brille von der Nase. Auch die anderen Männer blickten verblüfft zu ihnen herüber.
    Lennart erkannte sofort, dass er ein eingespieltes Team von Profis vor sich hatte. Die Beamten kannten sich wahrscheinlich schon lange und dies war mit Sicherheit nicht der erste Fall, den sie gemeinsam bearbeiteten. Der einzige Anfänger in diesem Raum war er.
    »Würden Sie das bitte noch einmal wiederholen?«, sagte Elverum. Seine tiefe Stimme hatte etwas Militärisches. Sie klang, als sei der Mann gewohnt, Befehle zu erteilen.
    Doch Lennart kam dem Konstabler zuvor. Er händigte Elverum die Vollmacht aus. Der Oberinspektor setzte seine Brille wieder auf und überflog stirnrunzelnd das Dokument, bevor er es seinen Kollegen weiterreichte.
    Elverum musterte Lennart scharf, der jedoch seinem Blick standhielt. Als jeder die Vollmacht gelesen hatte, gab er sie wieder zurück. Der Oberinspektor kaute auf der Unterlippe herum, dann sagte er: »Kommen Sie mit.«
    Gemeinsam traten sie vor den Schuppen, Elverum voran. Erst jetzt entdeckte Lennart den ölverschmierten Mann, der zitternd auf einem umgestürzten Fass saß und unentwegt seine Hände knetete. Neben ihm hockte ein schwarzer Kettenhund und jaulte heiser.
    »Das ist der Besitzer«, sagte Elverum. »Er hat die Leiche entdeckt.« Er wandte sich an Lennart. »Ich hoffe, Sie haben einen stabilen Magen. Da drüben ist es. Bei der Schrottpresse.«
    Als Lennart vor der massiven Maschine stand, spürte er, wie alles Blut aus seinem Kopf in die Beine sackte. In seiner Zeit als Streifenpolizist hatte er schon viele Tote gesehen. Er wusste, keine Leiche war schön. Aber dieser Anblick traf ihn wie eine Faust in die Magengrube.
    »Wir wissen nur, dass es eine Frau ist«, sagte Elverum. »Eine Identifizierung ist nicht möglich. Wie Sie feststellen können, befindet sich der Kopf, oder vielmehr dessen Reste, in der Presse.«
    Hagen Lennart spürte, wie sich auf seiner Oberlippe kleine

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