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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Innenministeriums bewacht.
    York stand am Fenster und schaute seinem Lehrer nach. Eine Viertelstunde würde er noch warten, dann war es an ihm, einen unkonventionelleren Weg zu finden, der ihn vom Anwesen der Urbans wegführte.
    Der Zwanzigkronenschein, den ihm Diffring gegeben hatte, war nun in einem Portmonee verstaut, das so neu war, dass es beim Öffnen geknirscht hatte. Wann war er auch schon in die Verlegenheit gekommen, es zu benutzen? Die Gelegenheiten, bei denen er seinen Vater hatte begleiten können, waren im wahrsten Sinne des Wortes an den Fingern einer Hand abzuzählen. Ein ganzer Hofstaat war ihnen gefolgt, der sich um alles gekümmert hatte, selbstverständlich auch um alle ausstehenden Rechnungen.
    Es war nicht kalt draußen, die Luft würde aber wahrscheinlichbei Einbruch der Dunkelheit frischer werden. York hatte deswegen aus dem Schrank ein dunkelblaues Jackett geholt. Wie alle Kleidungsstücke, die er besaß, war es aus teurem Stoff und maßgeschneidert. Dazu suchte er sich eine dunkelblaue Kappe aus, die er sich nötigenfalls ins Gesicht ziehen konnte. Er war unsicher, was man draußen auf der Straße trug, aber bei einer letzten Prüfung im Spiegel kam ihm sein Aufzug einigermaßen unauffällig vor.
    Er würde nicht einfach durch das Hauptportal hinausspazieren können, so viel war klar. Genauso wenig konnte er über die Mauer klettern, denn deren Krone wurde durch Stacheldraht gesichert.
    Denk nach, ermahnte er sich.
    Das Gärtnerhaus! Das Gärtnerhaus war Teil der Umfriedung des Grundstücks und es wurde nur noch als Geräteschuppen benutzt. Nachdem Yorks Aktionsradius auf das Anwesen beschränkt war, hatte er Zeit genug gehabt, jeden Winkel genau zu durchforsten. Die Tür des Gärtnerhauses war lediglich durch ein rostiges Schloss gesichert, dessen Schlüssel unter einem Blumentopf neben der Tür lag. War er erst einmal drinnen, würde er sich ungestört dem kleinen vergitterten Fenster widmen können, das hinaus auf eine Seitenstraße führte.
    York stopfte die Mütze in eine der Jackentaschen. Er vergewisserte sich, dass er das Portmonee mit dem Geld und der Wegbeschreibung eingesteckt hatte, dann machte er sich auf.
    Nach fünf war im Haus nicht mehr viel los. Außer Olga, der Köchin, und einem Diener hatten alle anderen Bedienstetenschon Feierabend gemacht. Alle außer Egmont natürlich. Der saß noch immer im Arbeitszimmer von Yorks Vater und sichtete die Unterlagen des Richters, wie York mit einem Blick durch die halb offen stehende Tür zum Korridor verbittert feststellte.
    Leise stieg er die Treppen hinab und steuerte die Gartentür des Hauses an, die in den Park führte. Verstohlen schaute er sich um. Er wusste, dass links und rechts zwei Männer postiert waren, die an der Mauer entlangpatroullierten. Sie hatten dabei sogar einen schmalen Pfad in den ansonsten perfekt gepflegten Rasen gelaufen. Nun, wie es schien, hatten seinem Vater all die Wachen nichts genützt. Der Feind war nicht von außen gekommen, er war Teil des Systems gewesen, für das der Richter gearbeitet hatte.
    York wartete, bis beide Männer außer Sichtweite waren, und lief dann geduckt zu dem kleinen, weiß gestrichenen Backsteinhaus. Er holte den Schlüssel aus dem Versteck, öffnete das Vorhängeschloss und huschte hinein. Bis hierher hatte er es geschafft, ohne entdeckt zu werden. Hoffentlich kam keiner auf die Idee, die Tür zu überprüfen.
    Das Gärtnerhaus war früher einmal tatsächlich die Unterkunft des Gärtners gewesen. Es bestand aus zwei Zimmern, einer Küche und einem winzigen Bad, das mit einem Kessel beheizt wurde. York konnte sich nicht daran erinnern, es jemals bewohnt erlebt zu haben, obwohl der eingeschossige Bau einen überaus gemütlichen Eindruck machte. Früher, als es noch Gesellschaften und Feste im Haus der Urbans gegeben hatte, wurden hier Gäste einquartiert, und manchmal hatte ein anderer Richter aus dem Kollegium seinen Besuchnur angekündigt, um bei Kaminfeuer und Branntwein ein beschauliches Wochenende in dieser Oase inmitten der Großstadt zu verbringen.
    York schob die Möbel beiseite, die man hier abgestellt hatte, weil man im Haus keine Verwendung mehr für sie hatte, und betrat die kleine Vorratskammer. Er stellte sich auf eine Kiste und untersuchte das Fenster. Es ließ sich leicht öffnen und er konnte durch die Gitter einen Blick auf die Straße werfen. Niemand war zu sehen, keine Passanten und keine Automobile. York untersuchte die Eisenstangen genauer. Sie waren zwar

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