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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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rostig, schienen aber ansonsten stabil zu sein. Nun, er hatte wohl kaum annehmen können, dass das ansonsten wie eine Festung gesicherte Anwesen seines Vaters eine Sicherheitslücke aufwies.
    Er schaute sich um. Irgendwo im Gärtnerhaus musste es Werkzeug geben. In der Küche fand er schließlich einen roten Blechkasten. Er schnappte sich einen Hammer und einen Meißel. Jetzt würde sich herausstellen, ob er handwerklich begabt war.
    York hatte Glück. Der Mörtel, mit dem man das Gitter im Mauerwerk verankert hatte, war brüchig. Er setzte das Werkzeug an und es dauerte nicht lange, bis er zwei der Stangen herausgebrochen hatte. York steckte erst den Kopf durch den Spalt und schaute sich um. Noch immer war niemand zu sehen. Außer dem Zwitschern der Vögel und dem entfernten Dröhnen der Dampfautomobile war alles still.
    Es war eine etwas knifflige Angelegenheit, aus dem Fenster zu klettern, denn York konnte sich nirgendwo abstützen. So glitt er mit dem Kopf voran nach unten, bis er mit den Händendas Pflaster des Bürgersteigs berührte. Wenn jetzt jemand auftauchte und ihn in dieser verfänglichen Situation sah, war er geliefert. Doch er hatte Glück. Die Landung war zwar hart, aber er hatte sich nicht verletzt und auch seine Kleider waren heil geblieben. York sprang auf die Füße und klopfte sich den Staub von der Hose. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er war draußen!
    Ein Blick auf die Skizze, die ihm Diffring gemacht hatte, genügte, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wo Norden und Süden waren. Wenn er die kleine Straße weiterging, würde er auf eine breite Allee stoßen. Dort musste er rechts abbiegen. An der nächsten Kreuzung befand sich die Bushaltestelle.
    In all den Jahren hatte er außer der Villa und dem Park kaum etwas von der Welt draußen gesehen. Es war beängstigend, plötzlich auf einer der belebtesten Straßen der Stadt zu stehen. Yorks Herz begann wie wild zu schlagen. Am liebsten wäre er wieder zurückgekrochen, so sehr erschreckten ihn die Geräusche, die Gerüche, die Menschen, das Leben . Alles schien hier gleichzeitig zu geschehen. Und da er es nicht gelernt hatte, all diese Informationen auch gleichzeitig zu verarbeiten und zu sortieren, musste er sich erst einmal völlig überwältigt an einen Laternenpfahl lehnen. Erst als sich sein Puls langsam beruhigte, wagte er es, wieder die Augen zu öffnen.
    Alles war in Bewegung, nichts stand still. Pferdefuhrwerke und Auto mobile machten sich auf den Straßen den knappen Platz streitig.
    Die roten Dampfbusse, die für Zahnseide, Zigarren undLebensversicherungen warben, schnauften behäbig und kraft voll an York vorbei. Manche der Automobile sahen wie eine Kreuzung aus pferdelosen Kutschen und Lokomotiven aus, während neuere, von einem Chauffeur gesteuerte Modelle eine fließende, windschnittige Karosserie hatten und den Passagieren im Fond ein gewisses Maß an Komfort boten. Botenjungen auf Fahrrädern nutzten jede Lücke, um sich an den nur langsam vorankommenden Fahrzeugen vorbeizumogeln.
    York musste sich zusammenreißen. Wenn er sich weiter wie ein verängstigtes Kind verhielt und sich überall festhielt, würde es nicht lange dauern, bis ihn irgendjemand ansprach. Also setzte er seine Mütze auf, zog mit einem Ruck die Jacke zurecht, drückte die Schultern durch und marschierte los. Er beschloss, sich am Verhalten der anderen Fußgänger zu orientieren und sich genauso lässig und selbstverständlich zu bewegen – ohne sich ständig umzuschauen und bei jedem ihm unbekannten Geräusch zusammenzuzucken.
    Als er die Kreuzung erreichte, an der sich laut Plan die Haltestelle befand, war er froh, offenbar keine größeren Fehler gemacht zu haben, denn niemand nahm Notiz von ihm. Die größte Aufgabe stand ihm jedoch noch bevor. In der Ferne sah er den Bus näher kommen, der ihn zur Zentralstation bringen würde. Wollte er wieder zurück, musste er die Linie einfach nur in umgekehrter Richtung nehmen.
    Der Doppelstockbus hielt mit einem durchdringenden Zischen. York ließ die Fahrgäste erst aussteigen, dann kletterte er die Treppe hinauf zum offenen Oberdeck, wo er sich in der ersten Reihe niederließ.
    Er strahlte über das ganze Gesicht, legte den Kopf zurück und schloss die Augen, um den Wind zu genießen, der ihm hier oben um die Nase strich. York war stolz auf sich und er fand, dass er auch allen Grund dazu hatte. Er war frei, verdammt! Zum ersten Mal in seinem Leben war er wirklich und wahrhaftig frei.
    Er bezahlte

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