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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Besonderes bist.«
    York machte eine etwas abfällig wirkende Handbewegung. »So besonders, wie es die Umstände zulassen.«
    »Und die sind nicht gerade hoffnungsvoll, wie ich zugeben muss«, fügte Diffring hinzu.
    York setzte eine düstere Miene auf. »Egmont hat die Vormundschaft übertragen bekommen. Er hat mir versprochen, dass ich auf ein normales Internat dürfe, wenn sich die Situation beruhigt habe.«
    »Du glaubst ihm nicht?«
    York lachte trocken. »Nein.«
    »Warum? Er hat doch all die Jahre deinem Vater treu gedient.«
    »Treu gedient ja, aber nicht meinem Vater. Egmont ist ein Agent des Innenministeriums.«
    Herr Diffring machte ein bestürztes Gesicht. »Wie lange ist er ... ich meine, seit wann weißt du das?«
    »Seit dem Tag, an dem Minister Norwin meinen Vater umbrachte.«
    Die Stille, die den Raum erfüllte, war so beklemmend, dass York zunächst glaubte, dieses ungeheure Wissen mit dem falschen Menschen zu teilen.
    »Hast du Beweise dafür?«, fragte Diffring mit heiserer Stimme. Sein Gesicht war bleich wie eine Kalkwand. Er versuchte ruhig zu klingen, aber es gelang ihm nicht sonderlich gut.
    »Nein, aber ich war Zeuge.«
    Diffring sah ihn entsetzt an. »Was hast du gesehen?«
    York erzählte ihm, was sich am gestrigen Abend in der Bibliothek zugetragen hatte. Und er verschwieg nichts, weder den Schlüssel noch den Inhalt des von seinem Vater provozierten Streits noch die Kiste, die Norwin geöffnet hatte und die den Tod des Richters verursacht hatte. Nur das Versteck hinter dem Regal – Morländisches Staatsrecht, Band IV mit Kommentaren von Lew Horvitz – verriet er nicht. Als York seinen Bericht beendet hatte, betrachtete Diffring das Sofa, auf dem er saß, genauer und stand vorsichtig auf, als schliefe neben ihm ein bissiger Hund.
    »Alles deckt sich mit dem, was zurzeit in Lorick geschieht. Begarell strebt eine dritte Amtszeit an, koste es, was es wolle. Und wie es scheint, scheut er dabei noch nicht einmal vor politischem Mord zurück.«
    »Sie glauben mir also?«, sagte York hoffnungsvoll.
    Sein Lehrer seufzte. »Ja, das tue ich.« Diffring stand auf und setzte sich neben ihn. »Du musst von hier verschwinden. Die Frage ist, wie bekomme ich dich hier heraus? Und vor allen Dingen, wo soll ich dich verstecken? Bei mir würde das Innenministerium als Erstes nach dir suchen.«
    »Nein, noch bin ich hier sicher. Zumindest bis zum Begräbnis meines Vaters. Doch ich muss unbedingt zur Zentralstation.«
    »Du könntest mir den Schlüssel geben«, schlug Diffring vor.
    »Bitte seien Sie mir nicht böse«, antwortete York unbehaglich. »Aber ich möchte dieses Schließfach selbst öffnen. Es ist etwas ... Persönliches. Wie eine letzte Nachricht meines Vaters.«
    Diffring nickte verständnisvoll. »Dann werde ich dir den Weg dorthin aufzeichnen. Zu Fuß ist es zu weit. Du müsstest den Bus nehmen.«
    York ließ die Schultern hängen. »Das habe ich noch nie getan.«
    »Es ist nicht schwer. Die Haltestelle befindet sich an der nächsten Kreuzung und du brauchtest noch nicht einmal umzusteigen. Hast du Geld?«
    York schüttelte den Kopf.
    »Hier hast du zwanzig Kronen. Das sollte reichen.« Diffring öffnete sein Portmonee und legte einen Schein auf den Tisch.
    »Ich weiß nicht, wann ich es Ihnen zurückzahlen könnte«, sagte York unbehaglich.
    »Du brauchst es mir nicht zurückgeben. Dein Vater hat sich all die Jahre überaus großzügig gezeigt. Ich denke, es wäre nur fair, wenn ich etwas davon an seinen Sohn weitergeben kann.«
    York, der noch nie in seinem Leben Geld besessen hatte, steckte den Schein in die Hosentasche.
    »Gut. Dann werde ich dir den Weg zur Zentralstation aufzeichnen. Wann wolltest du aufbrechen?«
    »Heute Nachmittag, wenn der Unterricht beendet ist.«
    »Hast du schon eine Ahnung, wie du an den Wachen vorbeikommst?«
    »Nein«, musste York zugeben. »Aber ich werde erst gehen, wenn Sie fort sind. Wenn Egmont merkt, dass ich verschwunden bin, und herauskommt, dass Sie damit etwas zu tun haben, werden Sie vermutlich in enorme Schwierigkeiten geraten. Ich möchte Sie nicht unnötig in Gefahr bringen.«
    »Das ist sehr redlich von dir«, sagte Diffring. »Also gut, dann lass uns mit dem Unterricht beginnen.«
    Um fünf Uhr verließ Diffring das Haus. Wie immer meldete er sich bei Egmont ab. Das tat er zum einen, weil es die Höflichkeit gebot, und zum anderen, weil er sonst schwerlich hinausgelangt wäre, denn alle Ausgänge waren verschlossen und von Agenten des

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