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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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haben wir sie gewonnen. Wir sind die Familie, in der selbst der einen Platz findet, den die Gesellschaft ausgestoßen hat. Wir fragen diese Menschen nicht, was sie getan haben. Wir nehmen sie, wie sie sind. Wir respektieren sie. Wir nähren sie, wir kleiden sie. Wir sind die Hand, die sich kümmert. Wir lassen niemanden zurück. Man dankt es uns mit grenzenloser Loyalität, denn die Familie verrät man nicht.«
    »So einfach ist das«, sagte Elverum und schnaubte.
    »Ja. So einfach ist das, Polizist. Du glaubst nicht, welche Talente in diesen Kindern schlummern.«
    »Talente, die nun die Bruderschaft nutzt«, sagte Elverum.
    »Ist das so verwerflich? Euch ist es doch egal, was aus ihnen wird, solange sie in den Fabriken arbeiten und nicht stehlen. Wir hingegen fördern jeden nach seinen Neigungen.«
    Elverum lachte abermals und schüttelte den Kopf.
    »Dies ist ein Bündnis auf Zeit«, sagte Halldor. »Wenn unsere Mission erfüllt ist, wird uns nichts mehr verbinden. Und das ist gut so.«
    »Der Meinung bin ich auch«, sagte Elverum.
    »Wir haben denselben Feind. Also vergessen wir für die Zeit unseres Kampfes, dass du ein Polizist bist und ich ein Wargebruder bin.« Halldor streckte die Hand aus.
    Elverum betrachtete sie lange und nachdenklich. Dann schlug er ein. »Das heißt jetzt aber nicht, dass ich eurem Verein beigetreten bin.«
    »Wir würden dich auch nicht aufnehmen.« Und es klang nicht so, als habe Halldor einen Scherz gemacht.
    ***
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, sagte Tess, als sie mit Andre über den Hof ging. »Wieso sollen Sie die Welt an einen Abgrund geführt haben?«
    »Bevor ich dir das sage, möchte ich erst von dir wissen, wie der Krieg ausgegangen ist«, sagte Andre.
    »Dazu kann ich nicht viel erzählen«, sagte Tess. »Die Ereignisse liegen schon so weit zurück, dass nur noch Sagen und Legenden darüber berichten. Soviel ich weiß, hat dieser Krieg nur Verlierer hinterlassen.«
    Porter trottete zu seiner Hütte, schnupperte an seinem Fressen, zog es dann aber doch vor, sich zu einem Nickerchen zusammenzurollen. Andre ging die Stufen zur Veranda hinauf.
    »Die Zahl der Überlebenden war gering«, fuhr Tess fort, als sie ihm folgte. »Sowohl unter den Menschen wie auch unter den Eskatay. Sie alle verkrochen sich, weil ein Jahre währender Winter die Welt verwüstete. Auf den Ruinen der alten Welt bauten die Menschen später eine neue auf. Sie hofften, die Schrecken der Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben. Sie wussten nicht, dass einige Eskatay, darunter auch Nora, überlebt hatten.«
    »Weshalb wussten sie das nicht?«, fragte Andre überrascht.
    »Weil sich die Geschichte nicht wiederholen sollte«, sagte Tess. »Die Eskatay hatten beschlossen, ihre alte Existenz aufzugeben und als normale Menschen weiterzuleben.«
    »Wenn es keine neuen Infektionen durch die Blumen gegeben hätte, wären die Eskatay für immer in Vergessenheit geraten.«
    »Weil sie keine Kinder bekommen konnten?«, fragte Tess. »Das hat sich nach dem Krieg geändert. Genau aus diesem Grund und um mit der kriegerischen Vergangenheit zu brechen, nannten sich die Überlebenden die ›Gist‹.«
    »Die Gist?«, fragte Andre überrascht. »Weißt du, woher dieser Begriff kommt?«
    »Nein.«
    »Er stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie ›der Kern einer Sache, ihre Essenz, der eigentliche Sinn einer komplizierten Angelegenheit‹. Du müsstest dieses Wort in seinem alten Zusammenhang hören, dann würdest du verstehen, was ich meine.«
    »Ich weiß nicht, was Englisch ist«, sagte Tess.
    »Ja«, sagte Andre. »Und du ahnst nicht, wie leid mir das tut.« Er musterte sie jetzt genauer. »Und du bist auch ein Gist?«
    »Ich denke schon. Natürlich wird sich das erst herausstellen, wenn ich selbst Kinder bekomme. Aber ich habe nie an einer Blume gerochen.«
    Andre hob die Augenbrauen.
    »Verdammt! Natürlich bin ich ein Gist«, sagte Tess bestürzt. »Das war ein Scherz!«
    »Es gibt viele Dinge im Leben, über die man Witze machen kann«, sagte Andre. »Die Eskatay gehören nicht dazu.«
    Tess setzte sich an den Küchentisch und ließ sich von Andre bewirten. Es gab eine vorzügliche Käsesuppe, dazu frisch gebackenes Brot und einen Apfelwein, der Tess schnell zu Kopf stieg. Als sie fertig gegessen hatten, stellte sie die Teller zusammen, spülte sie ab und wischte kurz über den Tisch.
    »Andre?«, rief sie, als sie das Handtuch über den Griff des Herdes hängte. »Wo sind Sie?«
    »Hier oben«, kam

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