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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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kann.«
    »Sie sind ein hoffnungsloser Bauerntrampel«, sagte sie und wollte gehen, hielt dann aber inne. »Woran arbeiten Sie eigentlich?«
    »Am Solenoid-Magnet.«
    »Ah«, machte sie nur und nippte an ihrem Glas. »Sie sind eine Susy.«
    »Entschuldigung?«, fragte ich verwirrt.
    »Sie beschäftigen sich mit Supersymmetrie.«
    »Und Sie?«, fragte ich.
    »Ich bin eine Alice«, sagte sie und ich glaubte ihr aufs Wort.
    »Sie lassen Bleikerne miteinander kollidieren, um die Zeit nach dem Urknall zu simulieren«, sagte ich. »Spannend.«
    Alice zuckte desinteressiert mit den Schultern. »Es geht. Wir sehen uns«, sagte sie, nippte an ihrem Cocktail und ging.
    Ich trank meinen Starka aus und winkte den Barkeeper zu mir heran.
    »Für mich auch so einen Mint Julep. Aber bitte mit rotem Fähnchen!«
    Um acht Uhr waren die letzten Gäste eingetroffen. Einige hatten ihre Partner mitgebracht, aber die meisten waren eigenbrötlerische Außenseiter. So wie ich. Jeder hatte sich in Schale geworfen, manche trugen sogar einen Smoking oder ein Abendkleid. Die Gesellschaft verteilte sich auf dreißig runde Tische, an denen je zwölf Gäste Platz hatten. Wer immer die Tischordnung festgelegt hatte, hatte Verstand bewiesen. Den Namenskarten nach zu urteilen saß ich mit einer interessanten Gruppe zusammen. Wir würden sicher angeregt über Quantenchromodynamik, elektroschwache Wechselwirkungen und Vakuumpolarisation diskutieren. Der Abend versprach, großartig zu werden. Wie großartig ahnte ich, als ich eine bekannte Stimme hörte. »Sieht so aus, als wären Sie heute mein Tischherr«, sagte Alice und setzte sich neben mich. Ich blickte auf ihr Namensschild.
    »Nora Blavatsky«, las ich. »Schade, ›Alice‹ klang so vielversprechend.«
    Sie warf einen kurzen Blick auf mein Namensschild.
    »Und Sie haben mir als Susy auch besser gefallen, mein lieber Andre.«
    »Ihr kennt euch?«, fragte der Mann, der sich links neben Nora setzte. Ich kannte ihn vom Sehen. Sein Name war Boris Klenov und er arbeitete im Bereich der Heliumkühlung, wo er für die Wartung der Sicherheitsventile zuständig war.
    »Flüchtig«, sagte Nora.
    Boris legte eine Hand auf Noras Arm. »Etwas anderes würde ich auch gar nicht zulassen«, sagte er gut gelaunt. Nora zog ihre Hand wieder zurück und bedachte ihren Begleiter mit einem mitleidigen Kopfschütteln.
    »Habt ihr schon das Neuste gehört?«, sagte Maximilian Ryschkow außer Atem und setzte sich an den Tisch. »Ein Deutscher klagt vor dem Europäischen Gerichtshof gegen die Inbetriebnahme des Speicherrings.« Er füllte ein Glas, das er sich wahllos vom Tisch griff, mit Wasser und trank es in einem Zug aus. »Sein Name ist Würth und er lehrt an der ETH in Zürich.«
    »Ich kenne Roland«, sagte Boris. »Warum sollte er ein Experiment torpedieren wollen?«
    »Weil der Spinner denkt, dass wir mit der Aktivierung des Speicherrings das Ende der Welt heraufbeschwören«, sagte Maximilian.
    »Ach herrje«, murmelte Boris. »Das ist doch albern. Und absurd!«
    »Warum?«, fragte Nora. »Besteht nicht das Risiko, dass wir durch unsere Experimente ein schwarzes Loch erschaffen, das die ganze Erde verschlingen kann?«
    »Mach dich nicht lächerlich, Nora! Wir reden hier von schwarzen Löchern, die so klein wie Neutrinos sind. Bis die mit etwas zusammenstoßen, was sie sich einverleiben können, vergehen Jahre«, sagte Boris. Er zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch in die Luft. »Und das auch nur, wenn sich herausstellen sollte, dass unsere bisherigen Theorien stimmen.«
    »Aber gehen wir einmal davon aus, dass sie korrekt sind: Wie lange würde es dauern, bis sich eine Mikrosingularität so vollgefressen hat, dass sie unsere Erde verschlingt?«, fragte ich.
    »Mehrere Milliarden Jahre«, sagte Boris. »Und bis dahin ist unsere Sonne verglüht.«
    »Würth behauptet, es würde nur fünfzig Monate dauern«, warf Maximilian ein. »Und er behauptet, er könne es beweisen.«
    »Würth ist ein Schwachkopf, der zum Berechnen der zweiten Wurzel aus sechzehn einen Taschenrechner braucht«, sagte Boris. »Das ganze Gerede erinnert mich ans neunzehnte Jahrhundert, als die ersten Eisenbahnen gebaut wurden. Was hat es da nicht für ein Geschrei gegeben! Wenn man schneller als Schrittgeschwindigkeit führe, so wurde behauptet, erlitten die Fahrgäste ernsthaften Schaden. Und was war mit der Schallmauer? Als Lothar Sieber sie mit dem ersten Raketenflugzeug durchbrach, glaubte jeder, dass er sich in Lebensgefahr

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