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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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kann?«
    »Lach du nur«, entgegenete Nora ernst. »Hast du dir schon mal überlegt, was unsere Fähigkeiten für Konsequenzen haben?«
    Nein, das hatte ich in der Tat noch nicht.
    »Du kannst Dinge zum Verschwinden bringen oder sie zumindest in etwas anderes verwandeln«, sagte Nora und es klang fast bewundernd. »Und du kannst durch Wände gehen. Wenn einer auf dich schießt, ist diese Fähigkeit Gold wert. Die Kugeln würden dich nicht verletzen. Das hat für mich fast etwas mit Magie zu tun.«
    »Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.«
    »Wer sagt das?«
    Ich überlegte kurz. »Ich glaube, es war ein Brite. Clarke hieß er.«
    »Wissenschaftler?«
    »Schriftsteller«, sagte ich.
    »Du liest?«, fragte Nora mit gespielter Überraschung.
    »Ja. Stell dir mal vor«, erwiderte ich.
    »Du wirst mir immer sympathischer«, sagte Nora.
    Ich wusste nicht, ob sie das ernst meinte oder ob sie sich über mich lustig machte.
    »Du mir auch«, brummte ich.
    So passierten wir den Tunnel, der eine leichte, kaum wahrnehmbare Kurve nach links machte, bis wir endlich die Tür erreichten, durch die wir geflüchtet waren. Sie lag noch immer auf dem Boden. Mein Atem ging schwer.
    »Bist du bereit?«, fragte ich.
    Nora sagte nichts, aber ich konnte sehen, wie sie in ihrem Anzug nickte.
    Sechs Wochen alte Leichen sehen nicht sehr appetitlich aus, besonders wenn sie in einer Umgebung verwesen, in der es zwar Sauerstoff, aber außer Bakterien keine Kleinstlebewesen gibt, die den Zerfallsprozess vorantreiben. Ich hatte Angst, dass Nora sich übergeben müsste, aber sie steckte den Anblick, der sich ihr hier bot, ziemlich gut weg. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich suchte und fand schließlich drei Kittel, die ich über die Leichen warf. Nora legte mir eine Hand auf die Schulter.
    »Geht’s?«
    Ich nickte und ließ den Strahl meiner Lampe über den Boden wandern. Da waren die Blumen. Sie lagen auf einem Haufen, als hätte jemand einen Strauß dunkler Orchideen fallen lassen. Vorsichtig näherte ich mich ihnen.
    »Sie bewegen sich!«, rief Nora.
    Die Blüten drehten sich in meine Richtung und öffneten sich. Schweiß lief mir über die Stirn und ich musste blinzeln. Aber nichts geschah.
    »Los, mach meinen Anzug auf«, sagte ich zu Nora.
    »Du bist verrückt!«, sagte sie, tat es aber trotzdem.
    »Ganz oder gar nicht«, antwortete ich ihr und zog die Atemmaske aus. Der Gestank nach Verwesung war atemberaubend. Die Blumen rührten sich noch immer nicht, obwohl alle Blüten sich in meine Richtung geneigt hatten, so als blickten sie mich an. Vorsichtig hob ich eine von ihnen auf. Bei näherer Betrachtung erwies sie sich als ein Geflecht seidendünner, metallisch glänzender Fäden, die sich in einem trägen Rhythmus bewegten. Ich brachte mein Gesicht nah an Gebilde heran und stellte fest: Zwischen Blüte und Stiel gab es keine feste Verbindung! Das Geflecht schien die Blüte an ihrer Basis zwar zu umschließen, berührte sie aber nicht. Winzige Lichtpartikel wanderten zwischen den beiden voneinander getrennten Teilen hin und her. Ich roch an der Blume. Nichts geschah. Ich stand auf und hielt sie Nora entgegen. Die Blüte schloss sich wieder. Ich setzte meine Atemmaske auf und holte tief Luft.
    »Sie scheint zu erkennen, dass wir schon infiziert sind«, sagte ich. Ich schaute mir jetzt die Spurendriftkammer genauer an. Wenn diese Dinger tatsächlich das Metall des Zylinders für ihre eigene Vermehrung benutzt hatten, würde ich vielleicht irgendwelche Spuren finden. Und so war es auch.
    Am Ende der Kammer, direkt unter dem Loch, bemerkte ich einen kleinen Haufen Metallspäne. Ich schaute mich nach einem Behältnis dafür um.
    »Wir sind verdammt lausig ausgerüstet«, sagte ich. »Wenn wir das nächste Mal hier heruntersteigen, sollten wir ein paar Boxen mitnehmen.«
    »Hier, nimm das.« Nora hatte ihre Lampe auf einen Tisch gestellt und hielt mir eine leere Plastikflasche hin, die Romodanow gehört haben musste. Mithilfe von einem Blatt Papier sammelte ich die Späne auf und schüttete sie in die Flasche, die ich daraufhin verschloss.
    »Also, zwei Dinge haben wir gelernt«, sagte ich. »Erstens: Wer die Infektion durch eine dieser Blumen überstanden hat, wird kein weiteres Mal attackiert.«
    »Zweitens: Die Blumen benötigen Metall, um sich zu vermehren, aber sie sind wählerisch«, sagte Nora mit Blick auf die Flasche. »Aber was sagt uns das?«
    »Noch gar nichts. Wir müssten die Blumen in ein

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