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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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enttäuscht.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Andre. »Wie lange hast du jetzt versucht, dich von allen Gedanken freizumachen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Tess. »Zwanzig Minuten, vielleicht eine halbe Stunde.«
    »Es sind zehn Sekunden vergangen.«
    Sie sah ihn überrascht an.
    Andre grinste. »Doch. Ich glaube, du bist auf dem richtigen Weg. Vielleicht sollten wir uns nicht auf deine körperliche Stärke konzentrieren, sondern weiter deine geistigen Fähigkeiten schulen. Das eine wird mit dem anderen wachsen. Sollen wir eine Pause machen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich mache noch einen Versuch.«
    Tess atmete dreimal tief ein und schloss erneut die Augen. Immer wieder fing sie ihre streunenden Gedanken ein, bis sich ihr Geist beruhigt hatte. Dann öffnete sie die Augen.
    Andre Jesion saß noch immer vor ihr. Vorsichtig stand sie auf. Sein Blick folgte ihr nicht. Irgendwie schien er festgefroren. Dass die Zeit jedoch nicht ganz stehen geblieben war, konnte Tess an einer Schmeißfliege erkennen, die wie eine dicke Rosine in der Luft hing. Ihre Flügel bewegten sich langsam und träge. Tess stupste sie an und war erstaunt, wie schwer sich das Insekt anfühlte. Die Fliege schwebte zur Seite, drehte sich mehrere Male und sank dann zu Boden. Der ganze Vorgang dauerte etwa fünf Minuten.
    »Du bist gut«, sagte eine Stimme hinter ihr. Tess wirbelte herum. Es gab einen Ruck und die Zeit folgte wieder ihrem alten Takt.
    Tess griff sich an die Brust und schnappte nach Luft. »Haben Sie mich erschreckt!« Sie runzelte die Stirn. »Wie haben Sie das gemacht?«
    »Mit derselben Technik wie du. Ich habe gesehen, wie du auf einmal verschwunden bist, und habe mich dir angepasst.«
    »Das geht so einfach?«
    Andre lächelte. »Für mich ja. Und für dich wird es irgendwann auch ein Kinderspiel sein. Tess, in dir schlummert ein unglaubliches Talent. Ich kannte Infizierte, die Wochen brauchten, bis sie ihre verschiedenen Gaben kontrolliert einzusetzen wussten.«
    Tess runzelte die Stirn. »Ihre Gaben?«
    »Ja. Nora und ich haben herausgefunden, dass in jedem, der in Kontakt mit einer Blume gekommen ist, der Keim aller besonderen Fähigkeiten schlummert. Welche sich zuerst entwickeln, hängt von der Persönlichkeit und den äußeren Umständen ab. Es gibt drei Arten von Fähigkeiten: Zum einen sind da die physischen Kräfte. Mit ihnen kann man sich oder andere Menschen verändern.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Tess.
    »Zum Beispiel könntest du dich in ein Tier verwandeln«, sagte Andre. »Das ist eine der beeindruckendsten Fähigkeiten. Nur ganz wenige beherrschen sie, da sie mit ungeheuren Schmerzen verbunden und nicht ungefährlich ist. Wenn du Pech hast, bleibt von deiner körperlichen Substanz nur eine undefinierbare Masse übrig. Deswegen übt man diese Macht nur gegen andere aus.«
    »Das heißt, man verwandelt nicht sich selbst, sondern den Gegner?«
    »Oder man tötet ihn auf diese Weise«, sagte Andre.
    Tess runzelte die Stirn.
    »Aus großer Macht erwächst große Verantwortung«, fuhr Andre fort. »Das darfst du nie vergessen.«
    Tess schwieg betroffen. Langsam konnte sie nachempfinden, wie groß die Angst der Menschen vor Gist und Eskatay war.
    »Dann gibt es noch die geistigen Fähigkeiten«, fuhr Andre fort. »Dazu gehören Psychometrie, Telepathie und mentale Projektionen.«
    »Aha«, machte Tess, die überhaupt nichts verstand.
    »Du könntest dann mit der Kraft deiner Gedanken nicht nur Dinge verändern, sondern durch bloßes Berühren auch ihre Vorgeschichte erfahren. Stell dir vor, du befindest dich am Schauplatz eines Mordes. Die Pistole raucht noch, aber es gibt keine Zeugen.«
    »Dann brauchte ich nur die Waffe berühren und wüsste, wer sie abgefeuert hat«, sagte Tess. »Mir stünde eine hervorragende Karriere bei der Polizei offen.«
    »Interessant wird es, wenn sich die geistigen mit den körperlichen Fähigkeiten mischen. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten sind atemberaubend.«
    Tess sah Andre forschend an. »Sie glauben«, begann sie unsicher, »dass das bei mir der Fall ist?«
    »Sein könnte .« Er kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, ob du tatsächlich die Zeit manipulieren kannst oder ob du dich nur einfach schneller bewegst als normale Menschen.«
    »Sie wären nicht so aufgeregt, wenn Ihnen nicht eine Idee durch den Kopf spuken würde.«
    Andre schwieg.
    »Nun kommen Sie schon, spucken Sie es aus«, sagte Tess ungeduldig. »Hat es etwa s …« Sie stutzte und

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