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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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das tun. Kommt mit.«
    Lennart hatte während seiner Dienstzeit als Polizist im Außendienst schon den einen oder anderen Unterschlupf der Boxvereine kennengelernt. Auch wenn Wargebrüder und Todskollen sich in ihrer äußeren Erscheinung stark unterschieden, ähnelten sie sich doch in vielen Dingen. Beide waren streng hierarchisch organisiert und hatten beinahe denselben Ehrenkodex. Bei beiden stand der ritualisierte Faustkampf im Mittelpunkt. In früheren, weniger blutigen Zeiten waren ihre Anführer stellvertretend für den Clan in den Ring gestiegen, um so etwaige Streitigkeiten zu schlichten. Wahrscheinlich war es eben diese Ähnlichkeit, die sie über die Jahrhunderte zu Todfeinden hatte werden lassen.
    Der Mittelpunkt jedes Vereinshauses war der Boxring, eine sechseckige, von Seilen umfasste Arena, die einen Durchmesser von vierzig Fuß hatte.
    Einar Gornyak trainierte gerade an einem Sandsack, als sie die Ringhalle betraten. Trotz seines Alters hatte er den Körper eines Schwerathleten. Quer über seinen Rücken lief die Tätowierung eines Runenspruchs. Lennart konnte die Zeichen nicht entziffern, obwohl er selbst ein Motto auf seiner Haut trug: »Durch die Bitternis zu den Sternen«.
    Gornyak bemerkte, dass er nicht mehr alleine war, nahm ein Handtuch vom Ringseil und wischte sich die Brust ab. Wie alle Wargebrüder hatte er sein Mienenspiel vollkommen unter Kontrolle. Nicht einmal an den Augen war seine Stimmung abzulesen. Er setzte sich auf einen Stuhl, nahm einen Schluck aus einem Krug, spülte den Mund aus und spuckte das Wasser in einen Eimer.
    »Gut, dass du aus dem Gefängnis raus bist, Einar«, sagte Halldor.
    Der Anführer der Wargebrüder holte tief Luft und hustete. »Ja, es war nicht mehr angenehm dort, nachdem die Armee das Kommando übernommen hatte.« Er blickte zu Lennart hinüber. »Sieht so aus, als sei es zum offenen Kampf um die Macht im Staat gekommen. Alle strategisch wichtigen Punkte werden entweder von der Polizei oder den Streitkräften kontrolliert.«
    Lennart wollte etwas erwidern, doch Egino drängte ihn beiseite.
    »Wir wollen kämpfen«, rief er. »Und zwar nicht als Wargebrüder!«
    Einar Gornyak runzelte die Stirn. Tallak beugte sich zu ihm hinab und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Anführer der Wargebrüder stutzte, nickte, lächelte und nickte erneut. Dann zog sich Tallak zurück, auch er grinste.
    »Wie heißt du, mein Junge?«, fragte Gornyak freundlich.
    »Egino Fleming«, kam die gestotterte Antwort.
    »Und du möchtest nicht den Wargebrüdern beitreten?«
    Egino schluckte und schüttelte den Kopf.
    »Warum?«
    »Weil wir keinem Herrn mehr dienen wollen!«, rief Egino. »Wir haben unsere Kindheit in einem Waisenhaus verbracht. Niemand erteilt uns mehr Befehle.«
    »In einem Waisenhaus? Welchem?«
    »Numme r 9«, sagte Bjarne.
    »Kenne ich gut. Wird das noch immer von diesem Visby geleitet?«, fragte Gornyak.
    »Jetzt nicht mehr«, sagte Egino stolz. »Visby ist tot.«
    »Du hast ihn getötet, nicht wahr?«
    Egino nickte.
    »Wie?«, fragte Gornyak.
    Egino schien die Frage nicht zu verstehen.
    »Wie hast du ihn getötet? Mit der Hand? Mit dem Messer? Einer Pistole?«
    »Mit einem Messer«, sagte Egino. »Als er mich sah, wollte er davonlaufen. Da habe ich zugestoßen. Er hat gequiekt wie ein Schwein.«
    Gornyak nickte bedächtig. »Das kann ich mir richtig gut vorstellen. Und du hast dabei Blut geleckt. Willst dich an all denen rächen, die für dein beschissenes Leben verantwortlich sind. Ist doch so, oder?«
    Jetzt war Egino ein klein wenig verunsichert. Er zuckte mit den Schultern. »Ja.«
    Gornyak stand auf. »Ich kann verstehen, warum du der Bruderschaft nicht beitreten willst. Ginge mir genauso. Also, was brauchst du?«
    Egino sah Bjarne und Arvo erleichtert an. »Waffen vor allen Dingen. Und einen sicheren Unterschlupf, von wo aus wir unsere Aktionen planen können.«
    »Welche Waffen? Und wie viele?«
    Egino blies die Backen auf. »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.«
    »Natürlich«, sagte Gornyak und lächelte erneut sein gewinnendes Lächeln.
    Lennart verstand immer weniger, welchen Plan der Anführer der Wargebrüder verfolgte. Es war doch offensichtlich, dass Egino und seine Kameraden eine Bande gefährlicher Aufschneider waren!
    »Ich mache dir einen Vorschlag unter Freunden«, sagte Gornyak. Er trat auf Egino zu und legte ihm einen Arm um die Schulter. »Ich sehe, dass du ein Mann mit Visionen bist. Und dass du genügend Ehrgeiz hast, diese

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