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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Visionen in die Tat umzusetzen. Tallak wird dich und deine Kameraden ausbilden. Am Gewehr, an der Pistole, im Umgang mit Sprengstoff. Dann werdet ihr alles bekommen, was ihr benötigt. Ist das ein Wort?« Er gab dem Jungen einen aufmunternden Klaps.
    »Danke«, stotterte Egino.
    »Na, komm schon«, sagte Gornyak. »Wir beide sind aus demselben Holz geschnitzt. Wir könnten glatt dieselbe Mutter haben!«
    »Wirklich?«
    »Na, wenn ich es dir doch sage! Du darfst nur nicht auf den Altersunterschied schauen. Habt ihr euch schon einen Namen gegeben?«
    »Wir sind die Armee der Morgenröte«, sagte Bjarne.
    »Täusche ich mich oder gibt es die nicht schon?«, fragte Gornyak.
    »Sie ist von ihren Mitgliedern verraten worden«, sagte Egino.
    Das ist ja etwas ganz Neues, dachte Lennart, der wusste, dass die Geheimpolizei schon seit Langem die Untergrundbewegung verfolgt hatte.
    »Wir werden sie neu gründen«, sagte Bjarne. »Wir werden allen zeigen, was es heißt, echten Widerstand zu leisten.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Gornyak. Plötzlich wurde er ernst, schlug die Hacken zusammen und salutierte. »Kommandant!«
    Es sah so lächerlich aus, wie er da mit nacktem Oberkörper und in seinen engen Sporthosen vor den jungen Leuten stand, die den Gruß artig erwiderten.
    Tallak führte die Gruppe hinaus und Gornyak nahm sich einen Branntwein. Einen Moment lang betrachtete er nachdenklich sein Glas, dann schüttelte er lachend den Kopf und leerte es in einen Zug.
    »Was sollte das gerade?«, fragte Elverum. »Sie können diesen Kindern keine Waffen in die Hand geben!«
    »Du hast es doch gerade selbst gehört, Polizist. Uns hat gerade eine Armee beehrt. Die Armee der Morgenröte.«
    »Dieser Egino ist vom Hass verblendet«, sagte Elverum. »Er wird über Leichen gehen.«
    »Wenn es die Richtigen sind, soll mir das egal sein.«
    Elverum wollte etwas erwidern, zögerte aber. Er schien nachdenklich in sich hineinzulauschen. »Aha, das ist also Ihr Plan«, bemerkte er schließlich. »Sie wollen diese Armee von Amateuren dazu aufstacheln, für die Wargebrüder die Drecksarbeit zu erledigen. Und wenn die Jungs Chaos verbreitet haben, wollen Sie als Ordnungsmacht auftreten. Was haben Sie dann mit diesem Egino vor? Wollen Sie sich wie ein feiger Mörder benehmen und ihn nach getaner Arbeit zusammen mit seinen Freunden an die Wand stellen?«
    Im Bruchteil einer Sekunde stand Gornyak vor Elverum und drückte ihm die Kehle zu. »Du missbrauchst meine Gastfreundschaft, Polizist«, zischte er ihn an.
    Elverum leistete keine Gegenwehr, wich aber Gornyaks Blick nicht aus. Der Führer der Wargebrüder atmete tief durch, ließ den Polizisten los und zupfte dann mit einer fast schon zärtlichen Geste dessen Halstuch zurecht. »Wir müssen zusammenhalten, hm? Der Zusammenbruch Morlands wäre eine Katastrophe für uns. Wir alle haben sehr viel zu verlieren, wenn die Eskatay zurückkehren. Unser Leben. Unsere Freiheit. Schau, es ist so einfach: Ihr seid die Guten, wir sind die Bösen. Licht und Schatten. So war es immer. Und so soll es bleiben. Die Welt wäre ein furchtbarer Ort, wenn es nur diffuses Zwielicht gäbe.«
    ***
    Der Zug fuhr den ganzen Tag, ohne ein einziges Mal anzuhalten. Hakon hatte sich mit Lennarts Töchtern in den hinteren Teil des Waggons gesetzt. Inzwischen waren die Mädchen in seinen Armen eingeschlafen. Aria kümmerte sich um die anderen Kinder, tröstete sie, wenn sie Albträume hatten, und verteilte mit der Schöpfkelle Wasser aus einem Eimer an die Durstigen.
    Hakon sah durch einen Spalt in der Bretterwand hinaus auf die Landschaft, die im Dämmerlicht an ihm vorüberzog. Der Zug näherte sich immer mehr dem Polarkreis. Glücklicherweise war der Sommer warm und angenehm. Im Winter hätte die Hälfte der Kinder die Reise nicht überlebt. In der Ferne, weit im Westen, erhoben sich riesige Berge mit schneebedeckten Gipfeln. Die Vegetation wurde spärlicher. Der Abstand zwischen den einzelnen Fichten war nun so groß, dass Hakon immer wieder die Schemen von Elchen, Bären und Damhirschen entdeckte. Wölfe sah er keine. Die scheuen Tiere hatten sicher Angst vor dem dampfenden Ungetüm, das durch die Tundra schnaufte. Wildgänse zogen ihre Kreise und spiegelten sich in den vielen kleinen, tiefdunklen Seen, die sich auf der rechten Seite des Bahndamms bis zu den Bergen erstreckten. Es war ein freies Land, wild und rau. So hoch oben im Norden war Hakon noch nicht einmal mit dem Zirkus gewesen, da sich eine Reise zu den

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