Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier
dich verwandeln.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Das Risiko gehe ich ein.«
»Falls dich der Staub nicht umbringt und du die Infektion überlebst«, fuhr Hakon fort, »wirst du keine Familie gründen können. Abgesehen davon, dass du willkommene Beute für Begarell und sein Kollektiv wärst. So viel zu deiner Hoffnung, durch die Bitternis zu den Sternen zu gelangen.«
Aria wollte etwas erwidern, schwieg dann jedoch. Er legte seine Hand auf ihren Arm.
»Wir sollten zuerst die Kinder in Sicherheit bringen.«
Aria nickte – erst zögerlich, dann mit Nachdruck. »Ja, das sollten wir tun.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. Ein lang gezogener Pfiff ertönte.
»Gut«, sagte Hakon. »Denn ich glaube, wir haben Horvik erreicht.«
***
»Die Welt wäre ein furchtbarer Ort, wenn es weder Licht noch Schatten, sondern nur diffuses Zwielicht gäbe.« Diese Worte gingen Lennart nicht aus dem Kopf, als er mit Elverum in einem der vielen Zimmer dieser verwinkelten Festung Quartier nahm. Man konnte Gornyak für brutal, verschlagen und gewissenlos halten, eines war er gewiss nicht: dumm.
Der Raum, den man Lennart und Elverum zugewiesen hatte, strahlte die geschmacklose Eleganz eines teuren Bordells aus. Die Wände waren mit roten Damasttapeten bespannt, die Fenster schmückten schwere Brokatvorhänge. Von der Decke hing eine Gaslampe aus ladinischem Glas, den Boden bedeckte ein dicker, handgeknüpfter Teppich.
Elverum inspizierte die Bar, die ein üppiges Sortiment an alkoholischen Getränken enthielt. »Ihre neuen Freunde lassen sich nicht lumpen.«
»Ich glaube, man hat uns dieses Zimmer nur gegeben, um Sie zu beeindrucken«, sagte Lennart, der sich im Bad umschaute. »Sie spielen offenbar eine große Rolle in Gornyaks Plänen.«
»Ja, aber deswegen werde ich nicht den Wargebrüdern beitreten. Oder mich von ihnen bezahlen lassen.«
»Ich glaube, das erwartet man auch nicht von Ihnen. Es reicht, wenn Sie sich möglichst schnell an die Spitze der Polizei setzen und im Interesse der beiden Boxvereine handeln.«
Elverum stellte die Brandyflasche, die er aus der Kühlung genommen hatte, zurück und blickte Lennart überrascht an. Dieser trat gerade aus dem Bad, wo er das Badewasser angedreht hatte, und begann nun die Kleiderschränke zu inspizieren.
»Die Todskollen sind auch mit im Bund?«, fragte Elverum überrascht.
»Als gleichberechtigte Partner«, sagte Lennart, der einen Anzug vor sich hielt und dann auf das Bett warf, weil er nicht passte. »Aber der Feind ist stark. Begarell hat die Kontrolle über die Armee und die Eskatay. Ohne die Hilfe der Polizei werden die Boxvereine ihre ehrgeizigen Pläne nicht in die Tat umsetzen können.«
Elverum setzte sich auf sein Bett. »Das sind ja schöne Wahlmöglichkeiten! Also lasse ich entweder Begarell siegen. Oder ich verliere im Bündnis mit den Boxvereinen meine Seele.«
»Ja«, sagte Lennart und setzte sich auf das andere Bett. »Ich weiß, wie sich das anfühlt.«
»Ihnen wird vergeben. Sie tun es für Ihre Kinder«, sagte Elverum. »Doch wie soll ich vor meinem Gewissen bestehen, wenn ich mich mit denen verbünde, gegen die ich mein ganzes Polizistenleben lang gekämpft habe!«
»Ich weiß es nicht«, sagte Lennart niedergeschlagen. »Ganz ehrlich.« Er stand auf. »Ich werde jetzt ein Bad nehmen, mich gründlich abschrubben und hoffen, dass der Dreck von mir abfällt.«
Nachdem auch Elverum sich gewaschen und umgekleidet hatte, wurden sie von einem Wargebruder abgeholt. Einar Gornyak hatte zu einem Essen geladen, an dem auch Jefim Schestakow teilnehmen sollte, der sich zu Gesprächen im Haus aufhielt.
Der Rest der Gesellschaft hatte bereits an einer runden Tafel Platz genommen, als Lennart und Elverum hereingeführt wurden. Außer dem Gastgeber nahm niemand von Elverum Notiz. Gornyak stand auf und reichte dem Polizisten die Hand, die dieser nur zögerlich ergriff. Diese Vertrauensgeste rief unter den Todskollen sofort empörtes Murmeln hervor. »Oberinspektor Elverum ist Gast in meinem Haus«, sagte Gornyak. »Wer diesem Mann nicht den nötigen Respekt erweist, verweigert diesen Respekt auch mir.«
Das Raunen erstarb. Jefim Schestakow, Anführer der Todskollen, erhob sich. »Einar, du musst meine Männer entschuldigen, aber es ist nicht ganz leicht für sie, einem Todfeind die Hand zu reichen.«
»Nun, ich glaube, das wird Elverum genauso ergehen. Wenn wir unsere Vorurteile nicht überwinden, werden wir alle im Krieg gegen Begarell sterben«, sagte Gornyak
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