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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Warum hatte man sie hierhergebracht? Und was war mit den Kindern geschehen?
    Der Friedhof befand sich auf einem Hügel, von dem aus man in ein weites Tal schauen konnte. Und dort erblickte Hakon die eigentliche Statio n 12.
    Es war ein flacher, relativ kleiner, weiß angestrichener Ziegelbau, der wie das Dorf und das Lager mit Stacheldraht gesichert worden war. Es gab einen Parkplatz, auf dem drei Lastwagen standen. Einer von ihnen musste der aus dem Lager sein. Hinter dem Gebäude ragten vier Ankermasten empor. Dem Abstand und der Höhe nach zu urteilen, konnten dort selbst die größten Luftschiffe anlegen.
    Solch eine Anlage benötigte natürlich Personal. Wo war es untergebracht?
    Eigentlich gab es nur einen Weg, das herauszufinden. Er musste hingehen und die Station aus der Nähe untersuchen. Die Sache hatte nur einen Haken. Hakon war ein Gist, der Menschen so manipulieren konnte, dass sie ihn nicht sahen, doch seine telepathische Kraft wirkte nur auf kurze Distanz und auf wenige Personen gleichzeitig. Deshalb wandte er sich nach kurzem Zögern um und ging zurück ins Dorf, um sich noch einmal genauer umzusehen. Vielleicht gab es dort auch eine medizinische Station.
    Hakon fand das Krankenrevier auf Anhieb. Es war ein eingeschossiger Bau mit einem Flachdach und verschwenderisch großen Fenstern, durch die Hakon einen Blick ins Innere werfen konnte. Er entdeckte nichts außer umgeworfenen Stühlen und geplünderten Schreibtischen. Hakon zog an der Tür, aber im Gegensatz zu den Wohnhäusern war das Hospital verschlossen. Auch beim Umrunden des Gebäudes fand sich keine Einstiegsmöglichkeit. Hakon hatte keine andere Wahl. Er musste eine Scheibe einschlagen. Er hob einen Stein auf, wickelte ihn in seine Jacke und schleuderte das Paket gegen eine der Fensterscheiben, wobei er den anderen Arm schützend vors Gesicht hob. Es gab einen dumpfen Schlag, aber das Glas zersprang nicht.
    Hakon war überrascht. Das hatte er noch nie erlebt! Er hob den Stein auf und warf ihn ein weiteres Mal. Außer einem kleinen Kratzer zeigte das grünlich getönte Glas keinerlei Schaden. Vorsichtig strich er mit dem Finger über die Kerbe und fluchte.
    Was konnte er jetzt tun? Seine zweite Gabe befähigte ihn dazu, zwei Objekte gegeneinander auszutauschen. Doch sie mussten in etwa die gleiche Masse haben. Tess hätte ihm helfen können. Sie verfügte über Riesenkräfte. Aber sie war nicht da. Weder hier noch in Morland noch sonst wo auf dieser Welt.
    Wut und Enttäuschung kochten in ihm hoch. Die Eskatay waren auf dem Vormarsch und die Gist konnten ihnen kaum etwas entgegensetzen. Am liebsten hätte er seine ganze Frustration herausgeschrien. Verdammt! Hakon konnte noch nicht einmal in dieses Gebäude eindringen, wie wollte er sich da mit Begarell messen, der magische Begabungen sammelte wie andere Leute Briefmarken?
    Ein hoher Ton sirrte in seinem Kopf, der seinen Schädel zu zerschneiden drohte. Er schwoll an und steigerte sich zu einem Kreischen.
    »Genug!«, schrie Hakon und sein Schrei ging in einer Explosion berstenden Glases unter. Er sank auf die Knie und keuchte wie ein Mann, der durch tiefes Wasser getaucht war. Dann blickte er auf.
    Die Eingangstür hing nur noch an einer Angel. Ihr Rahmen war verbeult und verdreht, die Scheibe war wie die gesamte Fensterfront in hunderttausend grünlich schimmernde Scherben zersprungen.
    Hakon richtete sich mühsam auf und taumelte in das Gebäude. Er schaffte es gerade noch hinter den Empfangstresen, bevor er sich mit einem hässlichen Würgen übergeben musste. Schwer atmend lehnte er sich an die Wand und schloss die Augen. In seinem Geist herrschte Chaos. Hakon wusste, dass Ärger, Wut oder Enttäuschung unberechenbare Reaktionen in ihm hervorrufen konnten. Wenn sich eine Gabe in ihm manifestierte, war es, als habe man ihm auf den Kopf geschlagen. Beim letzten Mal war es nicht ganz so schlimm gewesen, aber nun fühlte er sich hundeelend. Dafür hatte er sich allein mit der Kraft seiner Gedanken den Weg frei gesprengt.
    Er versuchte die Schmerzen zu ignorieren und arbeitete sich weiter vor. Neben dem Empfangsraum gab es sechs Behandlungszimmer. In jedem standen ein Untersuchungsstuhl mit Beinstützen und ein Schrank mit medizinischen Instrumenten, die Hakon nicht kannte. Ein siebter Raum war vermutlich das Krankenarchiv gewesen, aber die Patientenakten waren aus den Schränken entfernt worden. Auf dem Boden lag ein Blatt Papier. Hakon hob es auf und setzte sich auf einen Stuhl. Es war ein

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