Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier
Fähigkeiten der Eskatay gewaltig. Die kann man nicht mit ein paar Gewehren aufhalten. Sobald sie die Macht in Lorick übernommen haben, ist Begarell auf menschliche Mitstreiter nicht mehr angewiesen.«
»Die Soldaten werden aber vorher nicht zu uns überlaufen«, sagte Elverum. »Sie haben einen Eid geleistet und glauben, dass Begarell ihr gewähltes Staatsoberhaupt und ein Mensch wie sie selbst ist. Nur die Einheiten, die in Morvangar auf dem Weg nach Norden mit den Kindern Zwischenstation gemacht haben, wissen, dass ihr Präsident mit den Eskatay paktiert.«
»Dann müssen wir die Streitkräfte in Lorick vorher vom Gegenteil überzeugen«, sagte Lennart.
»Womit? Mit Flugblättern?«, fragte Elverum. »Das hat schon die Armee der Morgenröte versucht und ist kläglich gescheitert.«
»Nun, sie ist ja jetzt von neuem Kampfgeist beseelt«, sagte Lennart zynisch.
»Gibt es einen Beweis, mit dem wir Begarell als Eskatay entlarven können?«, fragte Gornyak, dem dieser fruchtlose Disput langsam auf die Nerven zu gehen schien.
»Nein, den gibt es nicht«, gab Lennart zu.
»Dann sollten wir uns eine andere Strategie überlegen. Ein Angriff auf die Streitkräfte ist nicht ratsam, schließlich wollen wir unseren zukünftigen Verbündeten nicht schwächen. Also bleibt uns nur übrig, gegen die Eskatay ins Gefecht zu ziehen.«
»Mithilfe der Gist?«, sagte Helga Varnrode. »Vergessen Sie’s.«
»Warum?«, knurrte Gornyak, der langsam die Geduld verlor.
»Wenn den Eskatay ein Gist in die Hände fällt, hat Begarell endlich eines seiner wichtigsten Ziele erreicht«, erklärte Lennart. »Es gibt zwei Gründe, warum er die Blumen nicht flächendeckend einsetzt. Zum einen kann er sie nicht in den nötigen Mengen produzieren. Und zum anderen muss er aufpassen, dass er nicht alle Menschen tötet, sonst hat er keine Rekrutierungsmasse mehr. Die Eskatay können sich nicht fortpflanzen. Wenn ihnen jetzt ein Gist in die Hände fällt, wird Begarell wahrscheinlich sehr schnell herausfinden, wie er diesen kleinen, aber entscheidenden Mangel beheben kann.«
Gornyak schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Was taugen uns Verbündete, wenn sie zu feige zum Kämpfen sind? Da haben dieser Egino und seine Bande doch erheblich mehr Wert für uns.«
Helga Varnrode zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie das glauben – bitte!«
»Gornyak hat Recht«, sagte Lennart. »Die Gist sind keine große Hilfe für uns, wenn sie sich nicht den Eskatay entgegenstellen.«
»Ganz im Ernst, dieselbe Diskussion habe ich an einem anderen Ort mit einem anderen Gist schon einmal geführt«, sagte Helga. »Eigentlich sind mir die Menschen egal. Mein ganzes Leben lang habe ich mich vor ihnen versteckt. Ich bin ihnen nichts schuldig.«
»Sie verachten uns«, stellte Lennart fest.
»Zutiefst«, sagte Helga Varnrode. »Seht den Tatsachen ins Gesicht: Ihr seid ein Auslaufmodell.«
Wutentbrannt schrie Gornyak sie an: »Das reicht. Raus mit dir!«
»Nein«, sagte Helga Varnrode ungerührt.
Tallak sprang auf, zog seine Pistole – und brach augenblicklich schlafend zusammen.
»Ihr habt noch immer nicht verstanden, welche Stunde euch geschlagen hat«, fuhr Helga Varnrode ungerührt fort. »Dies sind die letzten Tage der Menschheit.«
Gornyak fuhr hoch und wollte der Frau an die Kehle gehen, doch Helga Varnrode wehrte den Angriff ohne jede Anstrengung ab. Sie seufzte müde, als sie den Anführer der Wargebrüder wieder auf seinen Stuhl zurückdrückte. Makarow war aufgestanden, setzte sich aber wieder, als er dem Gist in die Augen blickte.
»Mein lieber Gornyak, ich habe in meinem Leben schon einige Männer kennengelernt, Gist und gewöhnliche Sterbliche. Viele waren verdammt armselige Exemplare ihrer Gattung. Ihr unterbietet sie alle.«
»Und wieso gehst du dann nicht einfach?«, keuchte Gornyak.
»Weil ich es einem Jungen versprochen habe, der noch immer an die Menschen glaubt. Und weil es Zeit ist, dass ich mein Leben endlich wieder in die eigene Hand nehme«, sagte Helga Varnrode. »Ich kann warten, bis mich die Eskatay finden. Oder ich kann versuchen einen letzten Rest von Würde zu bewahren. Wenn die Zeit zum Kämpfen gekommen ist, werde ich kämpfen. Doch diese Entscheidung treffe ich, nicht du.«
»Gut«, sagte Lennart. »Wenn wir die Eskatay nicht direkt angreifen können, sollten wir uns einen anderen Plan zurechtlegen. Wie wäre es, wenn wir uns auf Begarell konzentrieren?«
»Ah, endlich jemand, der seinen Verstand benutzt«, sagte
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