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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Falls er Recht hatte, wäre die nächste Frage die nach dem Warum. Warum sollte Chris Masterson den Tod von vier Polizisten wollen? Was hätte er davon?
    Aber Dominick wusste besser als jeder andere, dass es auf das Warum manchmal keine Antwort gab. Der Tamiami-Würger hatte Prostituierte ermordet, weil er sie für schmutzig hielt.
    Jeffrey Dahmer aß seine Opfer, damit sie ein Teil von ihm wurden. Ted Bundy hatte nie irgendwelche Gründe angegeben, und niemand hatte je herausgefunden, was ihn bewegt hatte. William Bantling hatte seine Schuld nie zugegeben. Und doch waren sie alle Serienmörder.
    Dann fiel Dominick etwas ein, und das Blut gefror ihm in den Adern. Er hörte wieder Mannys ruppige Stimme, als er vor ein paar Wochen bei ihm im Wohnzimmer saß.
    Ein Snuff-Club. Es funktioniert wie ein Kinderporno-Ring: Die Perversen tauschen Fotos und Videos aus, nur dass es hier nicht um Kinderbilder geht, sondern um Snuff. Bilder und Filme von Leuten, die kaltgemacht werden. Nicht von Toten, sondern von welchen, die sterben.
    Über die Snuff-Clubs hatten sie nichts herausgefunden, weil es Masterson gewesen war, der die Internet-Recherche gemacht hatte.

VIERUNDACHTZIG

    «Chris, hier ist Dom. Geh ran!»
    Dominick trommelte mit dem Handrücken auf das Lenkrad. Das Nextel piepte wieder, doch er bekam keine Antwort.
    Komm schon. Er sah sich auf dem leeren Parkplatz des FDLE um und fragte sich, was er mit der Information anfangen sollte. Mit der Information, deren Sinn er irgendwie zu erfassen versuchte. Die überwältigende böse Ahnung, die ihn ergriffen hatte, ließ sich nicht mehr abschütteln. Böse. In dem Moment, als ihm ein Licht aufging, sah er plötzlich all die Dinge, die vorher im Dunkeln gewesen waren. Dinge, die ihm Angst machten. Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.
    Sein Instinkt riet ihm, mit Chris zu sprechen, zu versuchen, eine vernünftige Erklärung für eine unglückliche Verkettung von Zufällen zu finden. IMPACT hatte schon oft verdeckte Ermittlungen gemeinsam mit anderen Abteilungen geführt. Vielleicht hätte die Weitergabe von Informationen wirklich anderen, größeren Ermittlungen geschadet.
    Falls Chris telefonierte, hätte das Nextel besetzt gemeldet. Er musste erreichbar sein, doch er ging nicht ran. Vielleicht hatte er den Ton abgestellt. Vielleicht war er im anderen Zimmer, oder er hatte das Nextel im Auto liegen lassen und hörte Dominick nicht. Dominick tippte auf Rufwiederholung. Das System würde nicht aufhören, Chris anzupiepen, und hinderte ihn gleichzeitig daran, andere Gespräche zu führen, bis er Dominicks Alarmsignal beant-

    wortet hatte. Dann funkte er Jack Betz an, den Techniker des FDLE.
    «Dominick, kaum wieder im Job, und schon klin-gelst du die Leute aus dem Bett», sagte Jack la-chend. «Bitte sag mir nicht, dass du mich heute Nacht noch brauchst. Ich habe mir gerade Termina-tor 3 ausgeliehen.»
    «Vielleicht. Ich versuche, Chris Masterson zu erreichen, er nimmt nicht ab.»
    «Hast du ihm ein Alarmsignal geschickt?»
    «Ja, aber er nimmt trotzdem nicht ab. Ich brauche ihn dringend. Gibt es irgendeinen Weg, wie wir ihn finden können?»
    «Ich bin bloß froh, dass ich nicht in deiner Einheit bin, Freundchen. Es ist fast elf. Ist er mit dem Wagen unterwegs?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Aber er hat sein Telefon dabei?»
    «Kriegen wir ihn damit?», fragte Dominick.
    «Über das Nextel schon. Neues Gadget. Wie ist seine Nummer?»
    «305-219-6774.»
    «Warte. Ich muss einen Anruf machen, dann ruf ich dich zurück.»
    Man musste nur wissen, wo man zu suchen hatte.
    Victor Chavez. Sonny Lindeman. Lou Ribero.
    Lourdes Rubio. Die Hinweise waren die ganze Zeit da gewesen, aber Dominick hatte nicht hinsehen wollen. Er hatte nicht gewollt, dass sie Sinn ergaben, und hatte sie einfach ignoriert. Er hatte die of-fensichtliche Verbindung zwischen den Opfern ignoriert. Ignoriert, was Bantling Manny über Chambers und Snuff-Clubs und den Cop-Killer gesagt hatte. Er hatte sogar seinen eigenen Instinkt ignoriert, als er vor drei Jahren während der Cupido-Ermittlung eine Verbindung zur Polizei befürchtet hatte. Denn all die Fundorte der Cupido-Opfer waren zuvor bei verdeckten Ermittlungen aufgetaucht, es waren Tatorte gewesen, Orte, an denen Leichen gefunden, Razzien gemacht worden waren.
    Doch nach Chambers’ Tod war es einfach gewesen, Bantling für Cupido zu halten. Es hatte keinen Grund gegeben, weiterzusuchen. Selbst wenn es um die Wahrheit ging.
    Er schloss die Augen. Denn er

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