Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
Vom Netzwerk:
bretterte sie die I95 hinunter und fuhr über die Ausfahrt 395 auf den MacArthur Causeway, der die Innenstadt von Miami mit dem Strand verband. Rechts über der Biscayne Bay erhob sich die kühl glitzernde Skyline, die den Causeway und den Hafen von Miami überragte, wo die großen Kreuzfahrtlinien mit ihren schwimmen-den Hotelburgen waren.
    C. J. brauchte keine Wegbeschreibung. Sie musste nur dem Heulen der Sirenen folgen. Hinter der Ausfahrt Watson Island tauchte ein Meer von blauen und roten Lichtern auf. Watson Island war ein kleines Inselchen im Besitz des County direkt gegenüber den Dampfern und Schloten des Hafen-geländes. Mit Downtown Miami und der Hochbahn im Rücken war das Grundstück ein millionenschwe-res Spekulationsobjekt, doch das County verkaufte nicht. Und so blieb Watson Island bis auf den Pa-pageien-Park und das Kindermuseum, die vor kurzem hierher gezogen waren, fürs Erste öde und unerschlossen. Es gab nur ein paar kleine Fisch-händler, die Parzellen angemietet hatten. Die kleinen Schuppen standen direkt am Wasser, umgeben von einem unbefestigten Parkplatz und einem drei Meter hohen Maschendrahtzaun. Außerdem gab es eine Bootstankstelle mit einer einzelnen Zapfsäule; eine Tafel warb in Neonfarben damit, dass auch Köder erhältlich seien.
    C. J. kannte Watson. Watson Park schlängelte sich unterhalb des MacArthur Causeway entlang und bot leichten Zugang zum Wasser an einem ab-geschiedenen Ort. Ideal für Schmuggler und jeden, der eine Leiche loszuwerden hatte. Immer wieder waren im Lauf der Jahre hier Wasserleichen aufgetaucht, von der Ebbe ans Tageslicht gezerrt und an die Kaimauer geschwemmt.
    In C. J.s Magen machte sich der Wein bemerkbar, den sie früher am Abend getrunken hatte, und sie musste schlucken. Nagelneue Vans von jedem Kanal waren schon auf Sendung, wie Finger stachen ihre Satellitenantennen in die kühle Nachtluft.
    Mit gezücktem Ausweis rollte C. J. durch die Polizeisperre, hinter ihr surrten und klickten die Kameras. Townsend! Staatsanwaltschaft! Major Crimes!
    Die Anklägerin der Cupido-Morde! Sie parkte ihren schwarzen Jeep Cherokee neben dem Schwarm blinkender Streifenwagen, die, so schien es zumindest, von jedem Revier im Süden Floridas angerückt waren. Weiter vorn sah sie mehrere leere Wagen des City-Reviers. Einer von ihnen. Sie schlug die Wagentür zu und schlängelte sich zwischen den unzähligen Polizeiautos hindurch.
    Am Tatort waren mindestens hundert Polizisten versammelt. Überall krächzten die Funkgeräte, eine Million Stimmen schnatterten durcheinander. Der Auflauf war noch schlimmer als bei Chavez. Sie hatte noch nie so viele Cops auf einem Haufen gesehen. In der Menge suchte sie nach Dominick, doch dann entdeckte sie den unheilvollen Kreis blauer Uniformen, der sich auf dem Parkplatz der Tankstelle formiert hatte. Wie hypnotisiert ging sie auf die Schar zu, unerklärlich angezogen und abgestoßen zugleich von dem, was sie hinter den Männern in Blau finden würde. Wieder zückte sie ihren Ausweis.
    «Special Agent Falconetti?», fragte sie. Der Polizist schüttelte den Kopf. «FDLE? Die Task-Force?»
    Als der junge Mann nach links zeigte, sah sie, was sich hinter ihm verbarg. Der einsame Streifenwagen der City of Miami, der mit schweigendem Blaulicht auf dem Parkplatz hinter der Tankstelle stand. Der Polizist murmelte etwas, doch sie nickte nur.
    «Danke», sagte sie. Dann ging sie auf den Wagen zu, den Ausweis der Staatsanwaltschaft noch in der Hand. Die Spurensicherung hatte bereits mit der Arbeit begonnen, die Techniker durchkämmten den Kofferraum. Im Hintergrund ragte die Skyline von Miami in den Himmel. Weitere Beamte fotografier-ten aus jedem erdenklichen Winkel das Gelände, damit die Ereignisse eines Tages im Gerichtssaal in allen Einzelheiten nachgestellt werden konnten. Um sie herum explodierten die Blitze der Fotoapparate, und im Augenwinkel bemerkte C. J. den Wagen der Gerichtsmedizin. Die Stahlbahre war schon heraus-gefahren und wartete auf ihre Fracht.
    Die Tür des Streifenwagens stand offen, ein wei-

    ßes Laken hing heraus und flatterte unruhig in der Brise, die vom Wasser her wehte. Selbst aus zehn Meter Entfernung sah sie die angetrockneten dunklen Streifen an den Scheiben. Wie in einem Albtraum ging sie auf den Wagen zu, den Ausweis gezückt für den Fall, dass sie jemand zurückhalten wollte.
    Die Silhouette der Leiche unter dem blütenwei-
    ßen Laken war genau wie bei den anderen. Der Kopf auf dem Lenkrad, die angewinkelten

Weitere Kostenlose Bücher