Morpheus #2
Die abgeschnittenen Ohren heißen, er hat was gehört, was er nicht hören sollte.»
C. J. wurde blass. Glücklicherweise beobachtete Dominick immer noch, wie sich die Geier von der Presse auf ihre Beute stürzten.
«Ich wette, auch der hier hatte Dreck am Stecken», fuhr Dominick fort, «hat sich mit den falschen Leuten abgegeben, genau wie Chavez und Angelillo. Langsam glaube ich, dass es nicht das Werk von den Brothers aus der Gegend ist. Vielleicht ist LBJ der Henker, doch es gibt jemanden im Hintergrund, der die Fäden zieht.»
Bei den letzten Worten krampfte sich C. J.s Magen zusammen. Sie hatte vor sechs Monaten mit dem Rauchen aufgehört, doch sie wusste, sie würde sich ein Päckchen Marlboro kaufen, sobald sie diesen Ort verlassen hatte.
«Kanntest du ihn? Lindeman?», fragte Dominick plötzlich.
«Nein», log sie. «Warum?»
Er zuckte die Achseln. «Nur so.»
DREIUNDZWANZIG
«Falconetti. Nett, dass Sie mal vorbeikommen.»
Gracker hatte es autgegeben zu warten und kam zu Dominick herüber, der bei Manny und den Kollegen von der Spurensicherung stand.
«Hallo, Mark. Ich hab Sie gar nicht gesehen», antwortete Dominick lächelnd. Vielleicht war es kin-disch, aber er wusste, wie Gracker es hasste, beim Vornamen genannt zu werden, seit er leitender FBI-Agent war. Genau aus dem Grund tat es Dominick.
Jedes Mal, wenn sich die Gelegenheit bot.
Gracker wurde rot. «Nun, Dom, da wären wir also. Sieht aus, als würden wir am selben Fall arbeiten. Das reinste Déjà-vu.»
«Wirklich? Welcher Fall sollte das sein?» Dominick sah sich um. «Ich glaube nicht, dass hier an meinem Tatort irgendwas in die Zuständigkeit der Bundesbehörde fällt.»
Jetzt war Gracker mit Lächeln an der Reihe.
«Nein? Ich schätze, dann sind Sie der Letzte, der es erfährt. Ich bin hier wegen Behinderung bundes-polizeilicher Ermittlungen. Meine Männer werden Sie gleich bitten, alle Tatortspuren einzupacken, die Sie eben für uns aufgesammelt haben.»
«Wovon zum Teufel reden Sie da? Was für eine Behinderung?»
«Ihre Opfer hier haben es bunt getrieben. Das FBI hatte Ermittlungen gegen die Männer eingeleitet. Vermutlich Verletzung von Titel 18.» Titel 18
bezog sich auf den Abschnitt des United States Code, in dem es um Drogendelikte ging.
«Helfen Sie mir auf die Sprünge, Mark. Die Kerle sind tot.»
«Vor dem Gesetz spielt das keine Rolle.»
«Hier geht es um Mord. Nicht um Drogengeschäfte», warf Manny ein.
«Ich weiß nicht, warum wir uns nicht einfach alle vertragen können.» Gracker schüttelte den Kopf.
«Sehen Sie, jemand hat die Personen umgebracht, gegen die wir ermitteln, Dom. Potenzielle Zeugen.
Und das bedeutet, dass der oder die Täter sich auf Bundesebene eines Verbrechens schuldig gemacht haben. Die Beeinflussung von Zeugen, Opfern oder Informanten fällt unter Sektion 1512, Kapitel 73, des United States Code. Und das hier», schloss er und sah sich um, «das hier ist jetzt der Tatort eines Bundesdelikts.»
Dominick hatte erwartet, dass Gracker in die Trickkiste greifen würde, aber nicht, dass er so tief wühlen würde. Dominick kochte innerlich. Doch er schwieg, bevor er die nächsten Worte formulierte, denn er wusste, er würde sie nicht zurücknehmen können. «Wissen Sie, Mark, ich wette, dass Sie diese mehr als miese Nummer vor Ihrer überaus beschäftigten Rechtsabteilung geprobt haben, bevor Sie den Nerv hatten, hier herauszukommen und zu versuchen, mich zu verarschen. Sie haben weiß Gott schon oft versucht, den Fuß in die Tür zu kriegen, und keiner hat Sie reingelassen. Also gehe ich davon aus, dass Sie diesmal eine rechtmäßige Ermittlung eingeleitet haben wegen so abscheulicher Verbrechen wie Behinderung der Justiz und Beeinflussung von Zeugen. Ich dagegen habe hier drei Morde, von denen kein Einziger beim FBI oder der Bundesstaatsanwaltschaft landet, egal, welche an den Haaren herbeigezogene Geschichte Sie mir hier noch auftischen. Wenn wir hier fertig sind, dann beschaffen Sie sich gefälligst Ihre eigenen Spuren.
Denn, bei allem Respekt, Mark, wenn das alles ist, was Sie in der Hand haben, dann werden Sie einen Gerichtsbeschluss brauchen, bevor ich Ihnen auch nur ein verdammtes Nasenhaar von diesem Tatort überlasse.»
Damit drehte er sich um, marschierte davon und überließ Manny das Nachbeben. Dann schnappte er sich das Nextel und piepte Regional Director Black an, um ihn vor dem unangenehmen Sturm zu warnen, der sich da zusammenbraute. Und der in zirka zwei Minuten
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