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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Verschlage, die so genannten Hundehüt-ten, isolierten sie, wenn sie dreimal die Woche an die frische Luft durften. Unter der Dusche trugen sie Handschellen. Auf der Krankenstation Ketten an Armen und Beinen. Und es gab noch ein Merkmal, das die Einrichtung von den anderen unterschied.
    Für vierundvierzig seiner Insassen war das Florida State Prison die Endstation. Im Untergeschoss von Block Q befanden sich Floridas einziger elektrischer Stuhl und der Spritzenraum. Die Todeskammer.
    «Wer zum Teufel lebt hier draußen freiwillig?», fragte Manny erstaunt, als sie ein paar neuere Backsteinhäuser passierten.
    «Vollzugsbeamte. Die Wärter sollten schließlich außerhalb des Käfigs wohnen, meinst du nicht?», antwortete Dominick, als sie aus dem Kiefernwäldchen hinaus auf ein Stück gerodetes Brachland kamen. Er bog links ab, einen sanft geschwungenen Asphaltweg hinunter in die offenen Arme eines gestreckten zweistöckigen Gebäudekomplexes.
    Drei ACHTUNG-Schilder tauchten nacheinander auf, als er auf die silbrig schimmernde Stachel-drahtwand zufuhr, die sich kilometerweit erstreckte, vorbei an elektronischen Bewegungsmeldern und einem vierstöckigen Wachturm. Dann blieb er vor einem imposanten Torbogen aus Backsteinen stehen. Rostige Buchstaben hießen sie im Florida State Prison willkommen.

FÜNFUNDVIERZIG

    In einem Dutzend Walkie-Talkies fing eine schnarrende Stimme an zu plärren: «Block Q, Achtung! Gang E frei machen!»
    Aus mehreren hundert Meter Entfernung hallte das Quietschen von Stahlriegeln durch den Beton-gang. Korridor E wurde frei gemacht, die letzte Bar-riere, die Dominick und Manny schließlich zu Block Q brachte, dem Todestrakt. Dann das Summen der Türen im Bereich D und noch ein Funkbefehl:
    «Block Q, Achtung! Bereich D frei machen!»
    Dominick konnte ihn näher kommen hören. Die schweren Schritte des Wärters auf dem Betonfuß-boden, das Rasseln der Schlüssel, gefolgt vom Schlurfen eines Mannes mit Hand- und Fußketten.
    Wie hundert stählerne Klapperschlangen, die warnend den Schwanz schüttelten, wurde das rhythmi-sche, metallische Fauchen mit jedem Schritt lauter, schwerer und bösartiger. Dann kam es zum Halten, in drei Meter Luftlinie, auf der anderen Seite der massiven Stahltür. Schlüssel klirrten, dann schob sich der Riegel auf Knopfdruck summend zurück und die Tür ging auf.
    Dominick blickte von seinem Platz auf der Tisch-kante auf. Er war schon häufiger hier gewesen, um Häftlinge zu verhören, doch jedes Mal, wenn die Tür aufging, hielt er den Atem an. Im nächsten Augenblick würde er zu sehen bekommen, was die Mauern aus diesen Menschen herausgesaugt und was sie wieder ausgespuckt hatten. Die Veränderung war nie zum Guten. Meistens war sie verheerend.

    Er sah die beigefarbenen und braunen Uniformen des Sergeant und der anderen Vollzugsbeamten, hinter denen das orangefarbene Hemd des Todeskandidaten leuchtete. Die Tür wurde zugeschlagen, und der Sergeant bellte: «Block Q 10-197, Colonels Zimmer, frei machen!»
    Es war gegen die Politik des FDLE, dass sich ein FDLE-Ermittler mit Opfern, Angeklagten oder Zeugen eines Falls persönlich auseinander setzte. Ein Verstoß gegen diese Regel könnte sogar zu einer Untersuchung durch das EI führen – das Office of Executive Investigations –, die Abteilung für interne Angelegenheiten des FDLE. In Anbetracht seiner Beziehung zu C. J. lehnte sich Dominick mit seinem Besuch hier weit aus dem Fenster, er handelte sich möglicherweise eine Disziplinarmaßnahme ein, doch inzwischen war ihm das alles egal. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Die Luft wurde dick.
    Das Rasseln kam näher, der Wärter half unsanft nach. «Mach schon! Beweg dich!»
    Er war dünner als beim letzten Mal, als Dominick ihn gesehen hatte, doch trotz des orangefarbenen Hemds und der weiten blauen Hose war nicht zu übersehen, dass Bantling regelmäßig trainierte. Die Muskeln an seinem Unterarm wölbten sich, und sein Nacken war breit und fest. Das Gesicht unter dem zurückgegelten, grau und blond melierten Haar war ebenmäßig und glatt rasiert. Aber der Mangel an Sonnenlicht hatte ihn leichenblass werden lassen, ein krasser Kontrast zu dem leuchtenden Orange des Hemds. In seinen Augen war ein Anflug von Belustigung zu lesen, als er versuchte zu erraten, was er hier sollte. Dann fiel sein Blick auf Do-

    minick und Manny, und ein wissendes Lächeln um-spielte seine Mundwinkel.
    «Rufen Sie uns, wenn Sie fertig sind», bellte der Wärter. Auf seinem

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