Morpheus #2
Namensschild stand SGT. DICK
PLEMMEL. Am Gürtel unter seinem mächtigen Bierbauch baumelte ein dicker Schlüsselbund. Mit schmutzigen Fingernägeln zeigte er auf das Telefon, das auf dem Tisch stand. «Wir sind vor der Tür, falls er Ärger macht.» Dann rasselte er behäbig aus dem Zimmer.
«Wie finden Sie unseren Dickie, Agent Falconetti?» Bantling kicherte. «Er will den Insassen de-monstrieren, dass er hier die Schlüsselgewalt hat.
Will ihnen zeigen, dass er Macht hat und dass sie ihn lieber nicht verarschen sollen, weil er die Türen öffnen, aber auch schließen kann. Psychologische Kriegsführung. Hat vielleicht mal funktioniert – in den Fünfzigern, als die Schlösser noch mit Schlüsseln funktionierten und nicht elektronisch. Früher hatten Mörder vielleicht wirklich mal Respekt vor ihren Wärtern. Aber heute lachen die Jungs Plemmel aus, wenn er vorbeigerasselt kommt. Sie wissen genau, dass sein Leben da draußen noch schlimmer ist als ihres hier drin.»
«Wie ist denn das Leben so?», fragte der Bär, der seinen massigen Körper in ein Stühlchen gezwängt hatte. Er holte seine Zigaretten heraus und bot ihm eine an. «Hast du bei der Besichtigung auch schon Bekanntschaft mit dem alten Funkensprüher gemacht?»
Bantling ignorierte Manny. «Schießen Sie los, Agent Falconetti. Was bringt Sie hier her an diesem wunderschönen, hm, welchen Tag haben wir noch… Mittwoch? Verzeihen Sie, ich komme manchmal durcheinander. Hier ist immer so viel los.»
«Ich dachte, das könnten Sie mir sagen», gab Dominick zurück.
«Nur nicht so schüchtern. Ich würde Ihnen doch nicht mal sagen, wie Sie heißen. Aber», Bantling sah von Dominick zu Manny und wieder zurück,
«Ihren Gesichtern nach zu urteilen, muss es wohl was ziemlich Ernstes sein. Und in Anbetracht all unserer Gemeinsamkeiten wage ich zu behaupten, dass es hier um Ihre Freundin geht, Agent Falconetti.»
Dominick sah sich im Raum um und versuchte seine Gefühle beiseite zu schieben, so wie er es beijedem anderen Täter auch getan hätte. Lass ihn nicht die Oberhand gewinnen. Das ist dein Verhör.
Du bist am Drücker. «Was machen Sie denn so den ganzen Tag?»
«Ich denke nach. Über alles Mögliche…», sagte Bantling langsam. «Und? Was ist das für ein Gefühl, wieder im Rampenlicht zu stehen? Sie sind ein echter Star. Bei uns hier spricht die ganze Stadt von Ihnen.»
«Anscheinend lässt man Sie die Zeitung lesen.»
«Die Jungs hier oben sind immer ganz aus dem Häuschen, wenn ein Polizist ermordet wird. Sie wissen ja – gute Nachrichten verbreiten sich schnell.
Wie viele sind es bis jetzt, Agent Falconetti? Vier, nicht wahr? Klingt, als würde sich das Volk endlich erheben. Sie sollten auf der Hut sein.»
«Nicht frech werden», warnte Manny.
«Oder was, Detective Alvarez? Wollen Sie mich verhaften? Wegen Beamtenbeleidigung? Vielleicht bin ich ja hier der Schutzbedürftige. Denn anscheinend hatten all die verlogenen, drogensüchtigen Polizisten eins gemeinsam, bevor sie über die Klinge gesprungen sind. Und diese Gemeinsamkeit bin wohl ich.»
«Wollen Sie uns erzählen, was Sie über die Morde wissen?», fragte Manny.
«Was ich weiß? Ich weiß, dass der Mann, der illegal meinen Wagen durchsucht hat, zuerst gestorben ist. Ich weiß, dass der Sergeant, der die Sache vertuscht hat, der Letzte war. Und die zwei dazwischen, die gab’s eben gratis dazu.»
«Was wissen Sie über eine gewisse Jadeskulptur? Drei Affen?», fragte Dominick.
«Sie wollen meine professionelle Meinung als Kunsthändler?»
«Keine blöden Witze», knurrte Manny.
«Wenn ich mit Ihnen rede, was bekomme ich dafür?», fragte Bantling, ohne Dominicks Blick auszu-weichen.
«Sie fühlen sich besser», sagte der Bär. «Sagen Sie ihm, was er wissen will, und wir lassen Sie wieder zu Ihrer Gruppentherapie.»
«Danke. Es geht mir auch ohne bestens.»
«Ich will wissen, was Sie über eine gewisse Jadefigur wissen», wiederholte Dominick. «Die Affen, die sich Mund, Augen und Ohren zuhalten.»
Ein Moment verstrich, und dann erschien ein ver-schlagenes Lächeln auf Bantlings Gesicht. «Jetzt kommen wir langsam zum Kern der Sache, Agent Falconetti. Es geht also wirklich um Ihre Freundin.
Die süße Chloe Joanna. Sie ist doch noch Ihre Freundin? Ich meine, ich sehe keinen Ehering.»
«Das reicht», schnaubte Manny.
«Sie pflücken die kleine Blume also immer noch?»
«Wer hat sie ihr geschickt?», fragte Dominick.
«Oder vielleicht doch nicht», lachte
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