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Morphium

Morphium

Titel: Morphium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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großartig ins Spiel bringen! Wer erbt denn ihr Geld, wenn sie stirbt?«
    »Ich weiß nicht. Habe nicht darüber nachgedacht.«
    Poirot sagte mit leisem Tadel:
    »Man sollte immer an diese Dinge denken. Hat sie zum Beispiel ein Testament gemacht?«
    Peter Lord wurde rot.
    »Ich – ich weiß nicht«, sagte er unsicher.
    Poirot blickte zur Decke hinauf und legte seine Fingerspitzen aneinander.
    »Es wäre gut, wissen Sie, wenn Sie mir sagen würden…«
    »Was sagen?«
    »An was Sie gerade denken – wie belastend es für Elinor Carlisle auch sein mag.«
    »Woher wissen Sie – «
    »Ja, ja, ich weiß. Sie denken an etwas – an irgendeinen Zwischenfall. Es wird gut sein, wenn Sie es mir sagen, sonst stelle ich es mir noch etwas schlimmer vor, als es ist!«
    »Es ist eigentlich nichts – «
    »Gut, wir wollen sagen, dass es nichts ist, aber lassen Sie mich hören, was es ist.«
    Langsam, ungern, ließ Peter Lord die Geschichte aus sich herausholen – jene Szene, wie Elinor am Fenster von Schwester Hopkins’ Häuschen lehnte und lachte, lachte…
    Poirot sagte nachdenklich:
    »So, das sagte sie also: ›Sie machen Ihr Testament, Mary? Das ist komisch – das ist sehr komisch.‹ Und Ihnen war ganz klar, was sie dachte… Sie hatte vielleicht gedacht, dass Mary Gerrard nicht lange leben würde…«
    »Ich habe mir das nur eingebildet. Ich weiß nicht.«
    »Nein, Sie haben es sich nicht nur eingebildet…«

10
     
    H ercule Poirot saß im Häuschen von Schwester Hopkins. Dr. Lord hatte ihn hingebracht, ihn vorgestellt und dann mit Schwester Hopkins allein gelassen.
    Nachdem sie anfangs seine ausländische Erscheinung ein wenig schief angeschaut hatte, taute sie nun rasch auf.
    Sie sagte mit einer gewissen Sensationslüsternheit: »Ja, es ist eine schreckliche Sache! Eine der schrecklichsten Sachen, die mir je untergekommen sind. Mary war ein wirklich schönes Mädchen, hätte jederzeit zum Film gehen können! Und ein nettes, braves Mädel dabei und nicht eingebildet, wie sie bei all der Beachtung, die ihr geschenkt wurde, leicht hätte werden können.«
    Geschickt schob Poirot die Frage ein:
    »Sie meinen die Beachtung, die ihr Mrs Welman schenkte?«
    »Das meine ich, ja. Die alte Dame hatte eine ungeheure Zuneigung zu ihr gefasst – wirklich, eine große Zuneigung.«
    »Überraschend, vielleicht?«, murmelte Hercule Poirot.
    »Je nachdem. Es könnte auch ganz natürlich gewesen sein. Ich meine…«
    Schwester Hopkins biss sich auf die Lippen und sah verwirrt aus.
    »Was ich meine, ist, Mary hatte eine sehr liebe Art, eine angenehme, sanfte Stimme und gute Manieren. Und meiner Meinung nach tut es einer älteren Person gut, ein junges Gesicht um sich zu haben.«
    »Ich vermute, Miss Carlisle kam gelegentlich her, um ihre Tante zu besuchen?«
    Schwester Hopkins sagte scharf:
    »Miss Carlisle kam her, wann es ihr passte.«
    »Sie mögen Miss Carlisle nicht«, murmelte Poirot.
    »Das will ich meinen! Eine Giftmischerin! Eine kaltblütige Giftmischerin!«
    »Ah«, sagte Hercule Poirot, »ich sehe, Sie haben sich schon ein Urteil gebildet.«
    Schwester Hopkins fragte misstrauisch:
    »Wie meinen Sie das – ein Urteil gebildet?«
    »Sie sind ganz sicher, dass sie es war, die Mary Gerrard das Morphium gab?«
    »Wer hätte es sonst tun können, möchte ich wissen? Sie wollen doch nicht behaupten, dass ich es war?«
    »Nicht einen Augenblick. Aber ihre Schuld ist doch noch nicht bewiesen, vergessen Sie das nicht!«
    Schwester Hopkins widersprach mit ruhiger Sicherheit: »Sie hat es getan. Abgesehen von allem andern, konnte man es in ihrem Gesicht lesen. Sonderbar war sie die ganze Zeit. Und hat mich hinaufgeführt und dort zurückgehalten – solange wie nur möglich! Und als ich, nachdem wir Mary in dem Zustand gefunden hatten, mich zu ihr umwandte, da stand es in ihrem Gesicht so deutlich wie nur irgendetwas. Sie wusste, dass ich es wusste!«
    »Es ist jedenfalls schwer zu sagen, wer es sonst getan haben könnte. Außer natürlich, sie hat es selbst getan.«
    »Wie meinen Sie das – selbst getan? Meinen Sie, dass Mary Selbstmord beging? So einen Unsinn hab ich noch nie gehört!«
    »Man kann nie wissen. Das Herz eines jungen Mädchens ist sehr empfindlich, sehr zart.« Er machte eine Pause. »Es wäre doch möglich gewesen, nicht? Sie hätte doch etwas in ihren Tee tun können, ohne dass Sie es bemerkten?«
    »In ihre Tasse, meinen Sie.«
    »Ja. Sie haben sie doch nicht die ganze Zeit beobachtet.«
    »Ich habe sie nicht

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