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Morphium

Morphium

Titel: Morphium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Mary Riley, in Neuseeland, hatte Elise Riley die Wahrheit geschrieben. Schwester Hopkins fand jenen Brief nicht im Pförtnerhaus nach Mary Gerrards Tod. Er war seit vielen Jahren in ihrem Besitz. Sie erhielt ihn in Neuseeland, wohin er ihr nach dem Tod ihrer Schwester geschickt worden war.«
    Er machte eine Pause. Dann fuhr er fort:
    »Sobald ich einmal die Wahrheit erkannt hatte, war das Übrige leicht. Wir mussten nur noch eine Zeugin, die Mary Draper in Neuseeland gekannt hatte, rechtzeitig zur Verhandlung herschaffen.«
    »Wie aber, wenn Sie unrecht gehabt hätten und Schwester Hopkins und Mary Draper wären zwei gänzlich verschiedene Personen gewesen?«
    »Ich habe nie unrecht!«, erklärte Poirot kühl.
    Peter Lord lachte, und Hercule Poirot fuhr fort: »Mein Freund, wir wissen jetzt Einiges über diese Mrs Riley oder Draper. Die Polizei von Neuseeland konnte wohl nicht genügend Beweise für eine Anklage zusammenbringen, aber sie hatte sie schon einige Zeit im Visier, als sie plötzlich das Land verließ. Sie hatte eine Patientin gehabt, eine alte Dame, die ›ihrer geliebten Schwester Riley‹ ein sehr nettes kleines Legat hinterließ. Der Tod dieser Dame kam dem behandelnden Arzt ziemlich rätselhaft vor. Mary Drapers Gatte versicherte sein Leben zu ihren Gunsten mit einer beträchtlichen Summe, und auch sein Tod war ein plötzlicher und unerklärlicher. Unglücklicherweise für sie hatte er wohl einen Scheck für die Versicherungsgesellschaft ausgestellt, jedoch vergessen, ihn abzuschicken. Sie mag auch noch andere Todesfälle auf dem Gewissen haben. Sicher ist jedenfalls, dass sie eine durch und durch skrupellose Person ist.
    Man kann sich vorstellen, dass der Brief ihrer Schwester ihren findigen Kopf auf verschiedene Möglichkeiten brachte. Als ihr der Boden in Neuseeland zu heiß wurde und sie nach England kam und ihren erlernten Beruf unter dem Namen Hopkins (eine drüben verstorbene frühere Kollegin von ihr) wieder aufnahm, war Maidensford ihr Ziel. Vielleicht hatte sie irgendeine Form der Erpressung beabsichtigt. Doch die alte Mrs Welman war nicht die Frau, die sich erpressen ließ, und Schwester Riley oder Hopkins versuchte so etwas auch gar nicht erst. Zweifellos horchte sie aber herum und erfuhr, dass Mrs Welman eine sehr reiche Frau ist, und eine zufällige Bemerkung der Patientin mag die Tatsache enthüllt haben, dass die alte Dame kein Testament gemacht hatte.
    Als also an jenem Juniabend Schwester O’Brien ihrer Kollegin erzählte, dass Mrs Welman nach ihrem Rechtsanwalt verlangte, zögerte Hopkins nicht. Mrs Welman musste ohne Testament sterben, damit ihre uneheliche Tochter ihr Geld erbte.
    Hopkins hatte sich bereits mit Mary angefreundet und ziemlichen Einfluss auf das Mädchen erlangt. Was sie jetzt zu tun hatte, war, das Mädchen zu überreden, ein Testament zu machen, in dem es sein Geld der Schwester ihrer Mutter hinterließ; und sie sorgte dafür, dass der Wortlaut des Testaments juristisch korrekt war. Eine Verwandtschaft wurde nicht erwähnt, es stand nur ›Mary Riley, Schwester der verstorbenen Elise Riley‹. Damit unterzeichnete Mary Gerrard ihr eigenes Todesurteil. Die Hopkins musste nur eine passende Gelegenheit abwarten. Ich glaube, sie hatte bereits alles geplant, samt Benützung des Apomorphins, um sich gegen jeden Verdacht abzusichern. Sie mag beabsichtigt haben, Elinor und Mary zusammen in ihr Häuschen einzuladen, doch als Elinor zum Pförtnerhaus kam und beide aufforderte, mit ihr zu kommen und belegte Brote zu essen, war ihr sofort klar, dass sich damit eine wunderbare Gelegenheit bot. Die Umstände waren so, dass es so gut wie sicher war, dass Elinor verurteilt würde.«
    Peter Lord sagte langsam:
    »Wenn Sie nicht gewesen wären – wäre sie auch verurteilt worden.«
    Hercule Poirot erwiderte schnell:
    »Nein, Sie sind es, mein Freund, dem sie ihr Leben zu verdanken hat.«
    »Ich? Ich tat doch nichts. Ich versuchte – «
    Er brach ab. Hercule Poirot lächelte ein wenig.
    »Nun ja, Sie bemühten sich sehr, nicht wahr? Sie waren ungeduldig, weil ich nicht weiterzukommen schien. Und Sie fürchteten auch, dass sie am Ende doch schuldig sein könnte. Also erzählten auch Sie mir mit großer Unverschämtheit Lügen! Aber, mein Lieber, Sie waren nicht sehr geschickt dabei. In Zukunft, rate ich Ihnen, sich an Masern und Keuchhusten zu halten und die Aufspürung von Verbrechen andern zu überlassen.«
    Peter Lord wurde rot.
    »Wussten Sie es – gleich?«, fragte er

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