Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morphium

Morphium

Titel: Morphium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
sicher konnte ich ohne Autopsie nicht sein. Aber was nützte das? Wenn sie die Sache abgekürzt hatte – wozu ein Geschrei darüber anheben und einen Skandal hervorrufen? Lieber den Totenschein unterschreiben und sie in Frieden begraben lassen. Schließlich – ganz sicher war ich ja nicht. Ich traf die falsche Entscheidung, vermute ich, ich dachte allerdings nicht einen Augenblick an die Möglichkeit eines Verbrechens. Ich war überzeugt, sie habe es selbst getan.«
    »Wie hatte sie sich Ihrer Meinung nach das Morphium verschafft?«, fragte Poirot.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Aber sie war, wie ich Ihnen schon sagte, eine kluge Frau, mit viel Scharfsinn und von besonderer Entschlossenheit.«
    »Konnte sie es von den Pflegerinnen haben?«
    Peter Lord schüttelte den Kopf.
    »Nie im Leben! Da kennen Sie die Pflegerinnen schlecht!«
    »Von ihrer Familie?«
    »Möglich. Könnte an ihr Mitgefühl appelliert haben.«
    »Sie haben mir gesagt, dass Mrs Welman ohne Testament starb. Wenn sie am Leben geblieben wäre, hätte sie ein Testament gemacht?«
    Peter grinste plötzlich.
    »Sie legen den Finger mit teuflischer Genauigkeit auf alle wunden Punkte, was? Ja, sie wollte ein Testament machen, war sehr erregt deswegen. Konnte nicht deutlich sprechen, machte jedoch ihre Wünsche klar. Elinor Carlisle sollte am nächsten Morgen als erstes den Rechtsanwalt anrufen.«
    »Also wusste Elinor Carlisle, dass ihre Tante ein Testament machen wollte? Und wenn die Tante ohne ein Testament starb, erbte Elinor Carlisle alles?«
    »Das wusste sie nicht«, sagte Peter Lord schnell. »Sie hatte keine Ahnung, dass ihre Tante nie ein Testament gemacht hatte.«
    »Das, mein Freund, behaupten Sie. Sie kann es aber gewusst haben.«
    »Sagen Sie, Poirot, sind Sie der Staatsanwalt?«
    »Momentan ja. Ich muss alle Schwachstellen des Falles kennen. Hätte Elinor Carlisle das Morphium aus dem Köfferchen nehmen können?«
    »Ja, genauso gut wie viele andere. Roderick Welman, Schwester O’Brien. Jemand von der Dienerschaft.«
    »Oder Dr. Lord?«
    Peter Lord riss die Augen auf.
    »Gewiss… Aber was hätte das für einen Sinn gehabt?«
    »Mitleid vielleicht.«
    Peter Lord schüttelte den Kopf.
    »Keinesfalls! Sie müssen mir glauben!«
    »Nehmen wir einmal etwas an. Sagen wir, dass Elinor Carlisle tatsächlich das Morphium aus dem kleinen Koffer genommen und es ihrer Tante gegeben hat. Wurde etwas erwähnt von dem Verlust des Morphiums?«
    »Dem Haushalt gegenüber nicht. Die Pflegerinnen behielten es für sich.«
    »Was wird der Staatsanwalt unternehmen?«
    »Sie meinen, wenn Morphium in Mrs Welmans Leiche gefunden wird?«
    »Ja.«
    Peter Lord sagte grimmig: »Es ist möglich, dass man, selbst wenn Elinor von der gegenwärtigen Anklage freigesprochen wird, sie aufs Neue verhaftet und des Mordes an ihrer Tante anklagt.«
    »Die Motive sind verschiedene«, meinte Poirot nachdenklich. »Das heißt, im Fall von Mrs Welman wäre es Gewinnsucht, während im Fall von Mary Gerrard Eifersucht zu vermuten ist.«
    »Das ist richtig.«
    »In welcher Richtung will die Verteidigung argumentieren?«
    »Bulmer will vorbringen, dass es gar kein Motiv gab, dass die Verlobung von Elinor und Roderick nur aus Familienrücksichten geschlossen wurde, um Mrs Welman eine Freude zu machen, und sobald die alte Dame tot war, Elinor aus eigenem Antrieb die Verlobung gelöst habe. Roderick Welman wird in diesem Sinn als Zeuge aussagen. Ich glaube, er sieht es beinahe selbst so!«
    »Dass Elinor ihn nicht liebte?«
    »Ja.«
    »In welchem Fall«, sagte Poirot, »sie keinen Grund gehabt hätte, Mary Gerrard zu ermorden.«
    »Richtig.«
    »Aber wer hat dann Mary Gerrard ermordet?« Poirot schüttelte den Kopf. »C’est difficile.«
    Peter Lord sagte heftig:
    »Das ist es ja eben! Wenn sie es nicht getan hat, wer hat es getan? Da ist der Tee; aber sowohl Schwester Hopkins wie Mary tranken davon. Die Verteidigung wird versuchen, auf Selbstmord rauszukommen.«
    »Hatte sie irgendeinen Grund, Selbstmord zu verüben?«
    »Nicht den geringsten.«
    »War sie der Typ, der leicht Selbstmord begeht?«
    »Nein.«
    »Wie war sie eigentlich, diese Mary Gerrard?«
    Peter Lord überlegte: »Sie war – nun, sie war ein nettes Mädchen. Ja, entschieden ein nettes Mädchen.«
    Poirot seufzte.
    »Dieser Roderick Welman – verliebte er sich in sie, weil sie ein nettes Mädchen war?«
    Peter Lord lächelte.
    »Ah, ich verstehe, was Sie meinen. Ja, sie war sehr schön.«
    »Und Sie selbst?

Weitere Kostenlose Bücher